FIA WEC
07.05.2017
Porsche 919 Hybrid in Spa auf den Plätzen drei und vier
Das Schwesterauto mit dem amtierenden Weltmeister Neel Jani (CH) sowie André Lotterer (DE) und Nick Tandy (GB) war von der Poleposition gestartet, hatte aber Pech mit dem Zeitpunkt zweier Neutralisationsphasen und kam hinter den Teamkollegen ins Ziel. Die schnellste Runde von Hartley (1.57,638 Minuten) unterstreicht das Potenzial des 919 Hybrid. Über die Renndistanz hatten in Spa jedoch zwei Toyota die Nase vorn.
Porsche trat in Spa wie bereits beim Saisonauftakt in Silverstone in der Aerodynamik-Konfiguration für Le Mans an. Der geringe Abtrieb führte zu höherem Reifenverschleiß. Toyota ging mit zwei unterschiedlichen Aerodynamikvarianten ins Rennen. Das Exemplar in Le-Mans-Konfiguration kam hinter beiden Porsche ins Ziel.
Trotz Sonnenschein beim Start hatte die Wettervorhersage für die Schlussphase des Rennens Regen vorausgesagt, der aber weitestgehend ausblieb. Der Veranstalter meldete für die Dreitagesveranstaltung 61.000 Zuschauer. Nach dem zweiten von neun Läufen zur FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC belegt Porsche Platz zwei in der Herstellerwertung. In der Fahrer-WM rangieren die Porsche-Crews auf den Positionen zwei und drei.
So lief das Rennen für die Startnummer 1:
André Lotterer startet bei 20 Grad Celsius von der Poleposition. Ende der zehnten Runde überholt ihn der Nummer-7-Toyota außen in der „Bus-Stop“-Schikane. Zwei Runden später verliert der Deutsche einen weiteren Platz an den Nummer-8-Toyota, in der 21. Runde zieht auch der Schwester-Porsche vorbei. Nach 22 Umläufen übergibt Lotterer an Nick Tandy, der als Fünfter weiterfährt. In der 29. Runde erobert der Brite Platz vier vom Toyota mit der Nummer 9 zurück, in der 40. Runde überholt er den anderen 919 Hybrid und ist Dritter. Nach 46 Runden tankt Tandy und ist nach den Boxenstopps vorbei am Nummer-8-Toyota, der auch den Fahrer gewechselt hat. In der 64. Runde wird Tandy von der Nummer 8 wieder überholt und fällt damit erneut auf Platz drei zurück. Nach 70 Runden steht der nächste Stopp an – Neel Jani übernimmt. Dessen Tankstopp inmitten des Doppelstints fällt unglücklich genau vor eine Neutralisationsphase. Der Schweizer fährt als Dritter weiter, bis ihn in Runde 116 das Schwesterauto überholt. Nach 117 Umläufen übergibt Jani an Lotterer, der mit vier neuen Reifen als Vierter weiterfährt. Nach 142 und 165 von insgesamt 173 Rennrunden tankt der Deutsche erneut und kommt auf Platz vier ins Ziel.
So lief das Rennen für die Startnummer 2:
Brendon Hartley verbessert sich beim Start vom fünften auf den vierten Platz, weil sich der Nummer-9-Toyota vor der Haarnadelkurve „La Source“ verbremst. In der 21. Runde zieht der Neuseeländer am Schwester-Porsche vorbei auf Platz drei. Nach 24 Umläufen tankt Hartley. Wegen eines Ausrutschers in der letzten Kurve lässt er den anderen 919 Hybrid wieder vorbei. Beim Tankstopp in Runde 49 übernimmt Earl Bamber und setzt das Rennen als Vierter fort. Bereits nach Runde 54 muss er wegen eines schleichenden Plattfußes erneut zur Box. Das Team ersetzt nur diesen einen Reifen und füllt Benzin auf. Bamber bleibt Vierter. Nach 78 Runden, kurz vor der Halbzeit, übernimmt Timo Bernhard das Auto an Position vier. Dabei bleibt es auch nach dem nächsten Tankstopp, der anlässlich einer „Full-Course-Yellow“-Phase bereits nach 94 Umläufen stattfindet. In Runde 116 überholt der Deutsche den Nummer-1-Porsche und ist Dritter. Im 120. Umlauf übernimmt Hartley wieder das Steuer. Mit vier frischen Reifen fährt er die insgesamt schnellste Rennrunde (122.) und kämpft sich im 127. Umlauf am Nummer-7-Toyota vorbei. Auf seiner letzten Runde vor dem nächsten Boxenstopp kollidiert Hartley mit einem LMP2-Fahrzeug. Nach 143 Runden wird das Auto aufgetankt und erhält eine neue Fahrzeugnase. Der Neuseeländer kommt genau hinter der Nummer 7 wieder auf die Strecke. Seinen letzten Tankstopp legt er nach 167 Runden ein, ehe er als Dritter ins Ziel fährt.
Das Porsche LMP Team nach dem Rennen
Fritz Enzinger, Leiter LMP1: „Poleposition, schnellste Rennrunde und Podium – aber leider hat es nicht für einen zweiten Podestplatz gereicht. Wir stehen zu unserer strategischen Entscheidung, bei den ersten beiden Saisonläufen mit einem Aerodynamikpaket mit geringem Abtrieb anzutreten. Jetzt freuen wir uns auf den letzten unserer vier 30-Stunden-Tests in der kommenden Woche. Wir gehen mit einem knappen Rückstand in der Herstellerwertung und voller Zuversicht nach Le Mans.“
Andreas Seidl, Teamchef: „Glückwunsch an Toyota zum Sieg sowie an unsere Mannschaft in Weissach und an der Strecke zu einer fehlerfreien Leistung. Beide Autos kamen erneut ohne technische Probleme über die Distanz und holten WM-Punkte. Rennen in Spa liegen uns anscheinend nicht: Wir standen hier seit 2014 jedes Jahr auf der Poleposition, haben aber noch nie gewonnen. Insgesamt kamen wir mit unserer Low-Downforce-Aerodynamik nicht an das Tempo des Toyota in High-Downforce-Konfiguration heran, weil unser Reifenverschleiß einfach höher war. Aber den Toyota mit wenig Abtrieb hatten wir im Griff. Bereinigt um unseren Zeitverlust durch den zusätzlichen Boxenstopp wegen des Plattfußes passt die Leistung. Jetzt fahren wir kommende Woche noch einen Dauertest in Aragon und dann freuen wir uns auf die Le-Mans-Wochen.“
Fahrer Porsche 919 Hybrid Startnummer 1
Neel Jani (33, Schweiz): „Unsere Leistung war hier insgesamt so wie erwartet. Mit einem Toyota konnten wir mithalten, der andere lag außer Reichweite. Wir hatten Pech mit dem Timing von zwei Neutralisationsphasen und verloren dabei viel Zeit. Danach hätte uns nur noch Regen zurück ins Rennen spülen können.“
André Lotterer (35, Deutschland): „Mein Start war gut. Es hat mich etwas überrascht, als der Toyota vorbeigeflogen kam, aber ich dachte mir schon, dass er die ,La Source‘ nicht mehr anbremsen kann. Die erste Hälfte meines Stints lief top, aber dann ließ der Reifen massiv nach und ich konnte das Tempo nicht mehr halten. Am Ende ging es wieder besser, aber es hat eben leider die Konstanz gefehlt. Bei meinem ersten Tankstopp haben wir die Strategie geändert: Wir rechneten mit Regen gegen Rennende, und in dem Fall müssen wir die Reifen nicht zwei Stints fahren. Auch mein Schlussturn war okay, obwohl es leicht nieselte. Die Toyota waren ziemlich stark, wir müssen ein bisschen aufholen.“
Nick Tandy (32, Großbritannien): „Ich war heute als zweiter Fahrer an der Reihe und mein Einsatz verlief völlig komplikationslos. Wir haben uns früh für einen eigenen Rhythmus entschieden und schon beim ersten Tankstopp Reifen gewechselt. So wollten wir uns Chancen zum Rennende offen halten, allerdings blieb es trocken.“
Fahrer Porsche 919 Hybrid Startnummer 2
Earl Bamber (26, Neuseeland): „Ich fuhr als Zweiter und mein Stint begann gut. Ich kam direkt hinter dem Nummer-8-Toyota auf die Strecke und konnte mit ihm kämpfen, bis ich mir leider einen schleichenden Plattfuß eingefangen habe. Davor und danach lief unser Auto gut, das Tempo hat gestimmt. Ich konnte etwas aufholen, aber einen Rückstand von über 40 Sekunden abzuarbeiten, ist schwer.“
Timo Bernhard (36, Deutschland): „Ich war nach Earl an der Reihe und habe versucht, Boden gutzumachen, nachdem uns der Plattfuß zurückgeworfen hatte. Die Aufholjagd und der Kampf mit Neel haben Spaß gemacht, letztlich hatte ich die Nase vorn. Wir konnten zwar von einer ,Full-Course-Yellow‘-Phase profitieren, aber Toyota auch. Zum Schluss hat Brendon wirklich alles gegeben, aber mehr lag heute nicht drin.“
Brendon Hartley (27, Neuseeland): „Die beiden Toyota waren von Beginn an schnell. Wegen der höheren Außentemperaturen war die Balance des Autos heute ganz anders als in den Tagen zuvor. Aber der Schluss meines ersten Stints war stark, ich konnte André kurz vor dem Boxenstopp überholen. Das Schwesterauto wechselte auf eine andere Strategie, während wir dem Nummer-8-Toyota auf den Fersen blieben. Dann hatten wir einfach Pech: Earl fing sich einen Plattfuß ein, dadurch ging unsere Planung nicht mehr auf. Die letzten Stunden des Rennens saß ich dann wieder am Steuer. Das Team hat super gearbeitet, unser Auto wurde zum Schluss immer stärker. Wir standen wieder auf dem Podium, wenn auch nicht auf der Stufe, die wir uns gewünscht hätten. Wir fahren zuversichtlich nach Le Mans.“