Formel 4
15.02.2017
Team Piro Sport: „Wir sind David gegen Goliath“
Dabei weiß Erwin Piro, selbst jahrelang in verschiedenen Formel- und Tourenwagenserien aktiv, dass sein Team auch 2017 nicht unbedingt um den Titel mitfahren wird. Dafür sind die Voraussetzungen im Vergleich zur Konkurrenz einfach zu unterschiedlich. Das Budget, das Personal, die Testmöglichkeiten – einfach alles ist eine Nummer kleiner als bei den großen Teams. Um Titel oder Trophäen geht es dem Rennstall aber gar nicht unbedingt, sondern um die Schulung für größere Aufgaben. „Wir sind David gegen Goliath“, sagt Piro senior.
An den Rennwochenenden findet man die Piros immer an der Rennstrecke – auch nachts zieht die Familie das eigene Wohnmobil einem Hotelzimmer vor. „Wir sind – glaube ich – das einzige Team, das noch im Wohnmobil und Transporter übernachtet. Das geschieht aber nicht aus Kostengründen, sondern freiwillig“, erzählt der 65-Jährige: „Sie müssen Motorsport leben – mit Hobby hat das nichts mehr zu tun. Wir möchten immer vor Ort sein, da gibt es immer etwas Neues und immer etwas zu tun. Im Fahrerlager zu sein, das ist unser Leben.“
Um diesen Traum zu leben, verzichtet die Familie auch gerne auf großen Luxus und kostspielige Urlaubsreisen. Für Außenstehende schwer vorstellbar – doch jedes Mal, wenn der Motor aufheult und die Reifen durchdrehen, fühlen sich die Piros bestätigt. „Cedric ist auf der Rennstrecke aufgewachsen. Das klingt vielleicht verrückt, aber ein bisschen verrückt sind wir auch“, sagt Erwin Piro, der gemeinsam mit seiner Frau Beatrix im Hauptberuf eine Zahnarztpraxis betreibt.
Der 19-jährige Cedric hat nach dem erfolgreichen Abitur ein Duales Studium im Bereich Maschinenbau begonnen. Arbeit, pauken, Motorsport – es gibt kaum einen Tag, an dem die Piros über Langeweile klagen könnten. Neben seiner Aufgabe als Fahrer will Cedric Piro zukünftig auch im Familienrennstall mehr Verantwortung übernehmen und plant neben seiner aktiven Rennfahrerkarriere im GT- oder Tourenwagensport eines Tages zum Teamchef aufzusteigen.
Bis dahin wird es noch einige Zeit dauern. Zunächst steht die neue Saison auf dem Plan, und die gehen die Piros mit einem klaren Ziel an: „Wir wollen möglichst immer in die Top Ten fahren und so gut wie möglich abschneiden“, sagt Erwin Piro. „Die ADAC Formel 4 ist die stärkste Nachwuchsklasse der Welt – deshalb muss man auch realistisch sein. Natürlich haben wir Ziele: Wir wollen nicht auf den 30. Platz fahren. Wir wollen unter die ersten Zehn. Mit kleinem Budget gegen die Teams mit größerem Budget – warum soll das nicht möglich sein? Mit größerem Budget wäre es allemal möglich.“
Das Team wird in der Saison 2017 mit zwei Fahrern antreten, der junge, von der ADAC Stiftung Sport geförderte bisherige Kartpilot Doureid „Dodo“ Ghattas aus Bonn stößt zu den Saarländern und soll in erster Linie von Cedrics Erfahrung profitieren. „Es liegt mir sehr am Herzen, Dodo so gut wie möglich zu coachen, damit er in seiner Rennfahrerkarriere weiterkommt“, sagt Piro.