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Rallye WM
01.08.2017

Elfyn Evans fliegt im Ford Fiesta WRC in Finnland auf Platz zwei

Jugend forsch: Elfyn Evans (28) und Daniel Barritt haben eine ebenso dramatische wie spektakuläre Rallye Finnland am Steuer ihres Ford Fiesta WRC auf Platz zwei beendet und damit für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Das gleiche gilt für den erst 23 Jahre alten Teemu Suninen: Der junge Finne erreichte das Ziel in Jyväskylä bei seiner erst zweiten Rallye am Steuer eines World Rally Cars auf Rang vier. Den Sprung aufs Podium verpassten der Youngster und sein Beifahrer Mikko Markkula bei ihrem Heimspiel nur wegen eines Hochgeschwindigkeitsdrehers auf der letzten Wertungsprüfung (WP).

Der rund 380 PS starke Fiesta WRC basiert auf dem in Köln-Niehl produzierten Erfolgskleinwagen. Beim neunten von 13 WM-Läufen setzte der Turbo-Allradler auf sechs der 25 WP die Bestzeit. Bislang stand bei jeder WM-Rallye der laufenden Saison eine Ford Fiesta-Besatzung auf dem Podest.

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Trotz des frühen Ausfalls von Sébastien Ogier/Julien Ingrassia nach einem Unfall auf der ersten Etappe und Rang sieben für Ott Tänak/Martin Järveoja, die den „Grand Prix von Finnland“ in der Anfangsphase angeführt haben, konnte das von Ford unterstützte Team M-Sport seine Führung in der Herstellerwertung weiter ausbauen. Die amtierenden Weltmeister Ogier/Ingrassia verteidigten ihren ersten Platz in der Fahrertabelle vor der Rallye Deutschland, müssen ihn aber punktgleich mit Thierry Neuville/Nicolas Gilsoul teilen.

„Verglichen mit dem Stand von Freitagabend ist ein zweiter Platz ein großartiges Resultat“, betont M-Sport-Chef Malcolm Wilson. „Elfyn Evans fehlte zu Beginn der Rallye etwas Selbstvertrauen, dann aber machte er in der Ergebnisliste schnell Boden gut. Seine Vorstellung speziell heute war fantastisch. Er hat sich während des gesamten Wochenendes keinen einzigen Fehler erlaubt und darf zu Recht auf das Erreichte stolz sein. Wir haben auch bei dieser WM-Rallye wieder den Sprung aufs Podium geschafft und damit die Leistungsfähigkeit des Ford Fiesta WRC auf jedem Fahrbahnbelag unter Beweis gestellt. Trotz der enttäuschenden ersten Etappe führt Sébastien Ogier die Fahrerwertung weiterhin an und Ott Tänak rückte sogar auf Platz drei vor. Geradezu sensationell ist auch Teemu Suninen. Schade für ihn, dass er im Kampf um Rang zwei ein Podestergebnis knapp verpasst hat, aber sein Potenzial und seine Schnelligkeit hat er eindrucksvoll aufgezeigt. Der Aufstieg von einem R5-Auto in ein World Rally Car scheint ihm sehr leicht zu fallen. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir nicht lange auf seinen ersten WM-Laufsieg warten müssen.“


Elfyn Evans / Daniel Barritt (Ford Fiesta WRC, Startnummer 3), Platz 2

Mit Rang zwei haben Elfyn Evans und Daniel Barritt eindrucksvoll die These widerlegt, dass ein Rückstand bei der ultraschnellen Rallye Finnland praktisch nicht mehr egalisiert werden kann. Ohne Testfahrten vor dem Schotterfestival kämpften die Briten am Freitag noch mit der Abstimmung ihres auf Reifen von DMACK rollenden WRC. Nach den 13 WP des ersten Tages rangierten sie auf Platz sieben. Mit einem angepassten Set-up fand der 28-jährige Walliser in einen besseren Rhythmus und startete eine eindrucksvolle Aufholjagd mit konstant schnellen Zeiten, darunter auch eine Bestzeit auf der WP 21 (Päijälä 2). Den Sonntag nahmen Evans/Barritt als Vierte in Angriff und reduzierten den 5,6-Sekunden-Abstand auf den Zweitplatzierten zügig. Vor der abschließenden „Power Stage“, auf der die fünf Besten mit WM-Zusatzpunkten belohnt werden, trennten ihn nur noch 0,9 Sekunden von der Silbermedaille. Mit der zweitschnellsten Zeit hinter Tänak/Järveoja verwandelten sie den Rückstand in einen 0,3 Sekunden Vorsprung.

„Wir sind von diesem Ergebnis wirklich überwältigt“, gesteht Evans. „Danach hatte es am Freitagabend noch nicht ausgesehen. Aber wir haben die Zähne zusammengebissen und uns wieder nach vorne gekämpft. Schöner hatte das Wochenende kaum enden können. Ohne Testfahrten verlief die erste Etappe für uns schwierig, die Balance des Auto war noch nicht perfekt. Die vorgenommenen Änderungen, aber auch die längeren Prüfungen und die abtrocknenden Straßen halfen uns anschließend aber weiter. Heute haben wir noch nicht einmal auf volle Attacke gesetzt, denn wir wollten die wichtigen WM-Punkte für das Team nicht gefährden. Trotzdem hat es funktioniert.“


Teemu Suninen / Mikko Markkula (Ford Fiesta WRC, Startnummer 15), Platz 4

Teemu Suninen gilt zu Recht als die Entdeckung der laufenden Saison. Bei seinem erst zweiten Start am Steuer eines World Rally Cars kämpfte sich der 23 Jahre junge Finne vor eigenem Publikum bis auf Rang zwei nach vorne und setzte mit seinem Ford Fiesta WRC auf drei Wertungsprüfungen die Bestzeit, bevor er sich im Ziel nach einem Dreher auf den letzten Metern mit der vierten Position zufrieden geben musste.

„Sicher sind wir etwas enttäuscht, so kurz vor Schluss noch zwei Plätze verloren zu haben - aber wir mussten es versuchen, Rang zwei zu erobern“, so Suninen. „Wir kamen in einer Kurve etwas zu weit nach außen und haben einen Highspeed-Dreher hingelegt, der uns die entscheidenden Sekunden kostete. Die Rallye Finnland ist vorläufig unser letzter Start mit einem WRC, wir waren von Beginn an bei der Musik und sogar konkurrenzfähiger, als wir uns das zuvor selbst ausgerechnet hatten.“


Ott Tänak / Martin Järveoja (Ford Fiesta WRC, Startnummer 2), Platz 7

Die beiden Esten sahen zu Beginn der Rallye Finnland als Führende bereits wie sichere Kandidaten für den Sieg aus, ein Fahrfehler auf der WP 4 („Jukojärvi 1“) warf sie aber auf die 13. Position zurück. Von dort aus konzentrierte sich das Duo auf WM-Punkte für M-Sport und arbeitete sich sukzessive wieder vor. Mit der Bestzeit auf der abschließenden „Power Stage“ sicherten sich Tänak/Järveoja zudem fünf Extrapunkte, mit denen sie in der Fahrertabelle an Jari-Matti Latvala vorbei auf Rang drei vorrückten.

„Auch wenn die Finnen ihr Heimspiel wieder dominiert haben, so waren wir doch schnell genug, um im Kampf um Platz eins ein Wort mitzureden - was wir auch auf der ,Power Stage' beweisen konnten“, erläutert Tänak. „Leider erfahren wir nie, wie es ohne unseren Fehler am Freitag wirklich ausgegangen wäre. Um an der Spitze mitzumischen, brauchst du volles Vertrauen in dich und dein Auto. Die Rallye Finnland macht immer wieder enormen Spaß.“


Platz vier für Julius Tannert beim Finnland-Debüt

In der Junioren-Weltmeisterschaft hat Julius Tannert aus Zwickau auch bei den finnischen Flugtagen sein Talent am Lenkrad des gut 180 PS starken, frontgetriebenen Ford Fiesta R2 wieder unter Beweis gestellt. Der einzige Deutsche im Teilnehmerfeld erreichte das Ziel gemeinsam mit seinem österreichischen Beifahrer Jürgen Heigl auf Klassenrang vier, selbst ein Ergebnis unter den ersten Drei lang in Reichweite - bei einem WM-Lauf, bei dem es so wie bei keinem anderen auf Erfahrung ankommt, ein respektables Resultat.
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