Nach den Events in Argentinien und Portugal reist der WRC-Tross in ein weiteres Land, in dem Rallye-Sport praktisch einer Religion ähnelt. Italienische Fahrer und Hersteller haben in der Geschichte der Rallye-WM immer wieder Schlüsselrollen eingenommen. Im Jahr 2004 wurde die legendäre Rallye Sanremo im WM-Kalender von der Rallye Sardinien abgelöst. Die Teilnehmer hatten fortan mit komplett anderen Bedingungen, was zum Beispiel den Untergrund angeht, zu tun.
Die Wertungsprüfungen auf der mediterranen Insel sind extrem anspruchsvoll, sowohl für die Fahrer und Beifahrer als auch für die Autos und insbesondere die Reifen. Die engen und kurvigen Schotterpassagen sind umgeben von einer dichten Vegetation. Auch ein großer Fels kann leicht übersehen werden. Der Untergrund ist von einer dicken Sandschicht bedeckt – von daher kommt der Startreihenfolge auf den Wertungsprüfungen eine große Bedeutung zu. Am zweiten Tag müssen noch einmal ganz andere Herausforderungen gemeistert werden: Die Fahrer bekommen es mit tiefen Spurrillen zu tun. Unabhängig von welcher Etappe – Temperaturen von knapp 30 Grad Celsius setzen Mensch und Maschine zu.
Die Rallye beginnt am Donnerstagabend mit dem Showstart in Alghero und der zwei Kilometer langen ersten Wertungsprüfung. Die Teilnehmer überqueren die Insel dann von der Ost- zur Westküste und verbringen die Nacht in Olbia. Bei der ersten kompletten Etappe am Freitag werden die Prüfungen Terranova und Monte Olia in Angriff genommen. Am Samstag werden dann die meisten Kilometer, unter anderem bei den langen Prüfungen Monti da Ala' und Monte Lerno zurückgelegt. Der finale Tag hält den „Micky’s Jump“, einen bei den italienischen Fans beliebten Zuschauerplatz, bereit. Ohne kompletten Service kommt der Sonntag mit vier kurzen Prüfungen einem Sprint gleich.
Die Challenge: Citroën und Mikkelsen sorgen für Aufsehen
Drei C3 WRC setzt das Citroën Total Abu Dhabi World Rally Team in Italien ein. In der Fahrer/Beifahrer-WM-Wertung belegen Craig Breen/Scott Martin aktuell mit 43 Punkten den siebten Rang. Die irisch-englische Paarung hat in dieser Saison bisher mit Konstanz beeindruckt. Sowohl in Monte-Carlo und Schweden als auch auf Korsika und in Portugal schlug am Ende Rang fünf zu Buche. Auch auf Sardinien weist Breen noch wenig Erfahrung auf. Aus diesem Grund wäre ein weiterer fünfter Platz ein zufriedenstellendes Ergebnis.Mit 27 Punkten belegen Kris Meeke/Paul Nagle den neunten Rang. Der Großteil des Punktepolsters ist auf den Sieg bei der Rallye Mexiko zurückzuführen. In einer Saison mit Höhen und Tiefen nimmt sich das Duo eine fehlerfreie Veranstaltung vor. Die Grundschnelligkeit ist zweifelsfrei vorhanden, wie mehrere Bestzeiten bei Wertungsprüfungen belegen. Diese starken Leistungen müssen nun allerdings in starke Ergebnisse umgemünzt werden.
Bereits nach der Rallye Portugal als Unterstützung angekündigt, hat die Ankunft von Andreas Mikkelsen und Anders Jæger im Citroën Total Abu Dhabi World Rally Team für viel Gesprächsstoff in der Szene gesorgt. Obwohl ihm nur wenig Zeit zum Testen des C3 WRC zur Verfügung stand, wird der Norweger von seinem großen Erfahrungsschatz profitieren. Mikkelsen belegt auch dank eines Top-Ten-Resultats bei der Rallye Monte-Carlo mit einem WRC2-Fahrzeug den elften Platz in der WM-Tabelle. Wo die Neuzugänge Mikkelsen/Jæger am Ende landen werden, ist schwierig vorherzusagen. Was aber jetzt schon feststeht: Die Motivation, endlich auf die Strecke zu gehen, ist hoch.