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Tourenwagen Allgemein
19.04.2017

Histo Cup Saison-Opening: Das Ende der Teenie Jahre

Der Histo Cup Austria startet am kommenden Wochenende in seine 20. Saison und beendet mit rund 280 Teilnehmern schön langsam die Wachstumsphase. Nicht, dass man nicht weiterwachsen möchte – man kann einfach nicht mehr. „Mittlerweile geht uns in manchen Fahrerlagern schlichtweg der Platz aus“, wundert sich Big Boss Michael Steffny auch selbst ein wenig über den ungebremsten Zulauf zum Histo Cup. 

„Erwachsen im Sinn von reif und vernünftig werden wir wahrscheinlich nie“, lacht Steffny mit einem Augenzwinkern, „aber die Größe ist schon imposant.“ Das spricht natürlich auch potente Sponsoren an, die ihre Kunden mit dem Mix aus altem und mittlerweile auch etwas modernerem Motorsport ansprechen wollen. Mit Bosch hat man schon vor einigen Jahren einen sehr prominenten Partner gefunden, und auch Ölpartner Ravenol ist bereits die siebente Saison mit an Bord. Neuer Reifenpartner – speziell in der BMW 325 Challenge – ist dafür Hankook. Gleich zwei Seriensponsoren aus der DTM auch im Histo Cup? „Wir sprechen offensichtlich die Gleiche Zielgruppe an, nur sind unsere Autos im Schnitt um 30 Jahre älter. So bedienen wir offenbar für unsere Sponsorenpartner die gute alte Zeit“, ist auch Juniorchef David Steffny als studierter Marketingexperte überzeugt. 

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Sieben verschiedene Kategorien gibt es mittlerweile im Histo Cup. Da ist zunächst die ganz traditionelle Truppe der historischen Renntourenwagen, die in zwei Divisionen aufgeteilt sind. Tourenwagen nach Anhang K des Sportgesetzes sowie Spezialtourenwagen. Den Unterschied macht das Regelwerk. Autos nach Anhang K müssen – mit Ausnahme der Sicherheitsbestimmungen, die natürlich modern sind – dem Regelwerk von anno dazumal entsprechen. Autos bis Baujahr 1971 dürfen beispielweise nicht einmal Slicks verwenden, hier müssen profilierte Rennreifen gefahren werden. „Diese Klasse wird langsam immer kleiner, weil der Aufbau und die Erhaltung originaler Rennfahrzeuge aus den 60er und 70ern immer aufwendiger und teurer werden“, erklärt Rennleiter Harald Lehner. Trotzdem werden 25 Tourenwagen nach dem strengeren Regelwerk am Red Bull Ring starten. Daneben gibt es die Spezialtourenwagen bei denen einige „modernere Verbesserungen“ erlaubt sind. Davon finden sich 28 Stück in der Nennliste für den Saisonstart. 

Die Youngtimer stellen mittlerweile die größte Armada im Feld des Histo Cups. Diese Fahrzeuge sind zwar schon zu alt, um an aktuellen Tourenwagenserien teilnehmen zu dürfen, aber gleichzeitig zu jung, um als ganz historisch angesehen zu werden. Faktisch Autos, die nirgendwo mitfahren dürfen. Genau dafür hat man im Histo Cup die Young Timer geschaffen und ins Schwarze getroffen. „Diese Autos sind einsatzbereit, und können eigentlich nirgends starten, im Rahmen des Histo Cups geben wir den Besitzern die Möglichkeit, damit Rennen zu fahren. Da der Betrieb dieser Autos im Vergleich zu den älteren Anhang K-Fahrzeugen doch relativ günstiger ist, finden sich auch immer wieder Nachwuchspiloten, die sich hier kostengünstig die ersten Sporen im Motorsport verdienen können“, freut sich Michael Steffny über das große Interesse. Insgesamt 34 Youngtimer werden in Spielberg erwartet. 

Etwas nachgelassen hat der Andrang in der BMW 325 Challenge. Das liegt einerseits daran, dass BMW E 30-Karossen mittlerweile rar sind und dementsprechend zu einem preislichen Höhenflug aufgestiegen sind, und andererseits an dem neuen Reglement mit einer „Einheitsnockenwelle“. Daher sind noch nicht alle Fahrzeuge rennfertig. Bei 27 Einschreibungen werden wohl im zweiten Rennen auch wieder alle Fahrer mit dabei sein. Zum Saisonstart werden rund 15 Fahrzeuge erwartet. Das Team Race-Performance, das im Vorjahr sowohl den Meister (Gottfried Pilz) als auch den Vizemeister (Matthias Heinemann) gestellt hat, kommt heuer mit einer neuen Fahrerpaarung zu den Rennen. Jakob Schober und Maxi Zupanic (der Jüngste im 325er Feld) lenken heuer die beiden Autos der Meistertruppe. Beide haben immense Kart-Erfahrung. Schober hat auch schon einige Rennen im Formelsport absolviert. Zupanic ist mit seinen 17 Jahren ein steirischer Rohdiamant, an dessen Schliff wir gerne mitarbeiten wollen. „Beide haben das Zeug für höhere Weihen im Motorsport“, ist sich Teamchef Stefan Hafner sicher. Auch bei Schiessling Motorsport wird man heuer zwei Renner in der Challenge einsetzen. Ebenfalls in der Challenge mit dabei ist Motorsport Urgestein Dieter Karl Anton, der heuer seine 50. (richtig gelesen – die Fünfzigste!!!) Rennsaison in Angriff nimmt.  

Ein starkes Starterfeld stellt die Formel Historic. Auch hier hat man eine ähnliche Regelung wie bei den Tourenwagen eingeführt und lässt jetzt auch Young Timer bis zum Baujahr 1999 zu. Formelfahrzeuge, die eben noch nicht historisch aber doch schon zu alt sind. Apropos zu alt: Franz Altmann, Urgestein des Histo Cups, wird einen Lola Formel Libre-Renner in sehr prominenter Lackierung zur Jungfernfahrt ausführen. Neben ihm werden weitere 27 Formelboliden inklusive einiger Sportwagenprototypen starten. 

Zwanzig moderne Tourenwagen und GT-Boliden werden im Rahmen der Touring Car Open, kurz TCO, erwartet. Hier sind sehr aktuelle Autos unterwegs. Wer allerdings Punkte sammeln möchte, muss – wie auch in der BMW Challenge und bei den Minis – verpflichtend mit Reifen von Serienpartner Hankook fahren. Titelverteidiger Josef Stadtegger gilt auch heuer wieder als Topfavorit, aber mittlerweile machen einige weitere Teilnehmer gewaltig Druck auf den Grazer. Alexander Lienau mit seinem Ex-Werks Aston Martin, gilt als einer der engsten Verfolger. 

Das größte Feld stellt die Classica Trophy. Von Histo-Cup Sprecher Georg Gruber gerne als Einstiegsdroge bezeichnet, stellt der schnelle Gleichmäßigkeitswettbewerb im Programm des Histo-Cups beim Saisonstart sage und schreibe 52 Teilnehmer. „Wir erkennen immer mehr, dass wir hier eine Nische zwischen straffreiem schnellen und sportlichen Fahren, aber noch nicht Rad-an-Rad Kämpfen gefunden haben. Wer zwar auf der Rennstrecke fahren will, aber ganz gerne ohne Kratzer und mit beiden Rückspiegeln wieder heimkommen möchte, der startet in der Classica Trophy“, erklärt Serienchef Mike Höll die Philosophie. Und dass aus einem Start in der Classica Trophy mehr werden kann, zeigt beispielsweise Günter Schmidt, Porsche 911 oder Manfred Pledl, Ford Escort BDA, die von der Trophy in den Histo Cup wechselten.  

Um das Angebot für Teilnehmer und Fans noch breiter zu gestalten, gibt es innerhalb der Rennserien auch noch Subwertungen für V8-Fahrzeuge und luftgekühlte Renner aus dem Hause Porsche, der „Porsche Classic Cup“ soll im nächsten Jahr als eigene Rennserie gestartet werden! Wem das noch nicht genug ist, für den gibt es am Samstag um etwa 16:45 Uhr ein Langstrecken Rennen - das Ravenol 1-Stunden-Teamrennen. Außerdem treten erstmals die Artbauer - Race Days im Rahmen des Histo-Cups am Freitag und Samstag als Gastserie auf. 

Für die Liebhaber „ganz besonderer Pferde“ gibt es am Sonntagmittag einen Schaulauf des Ford Mustang Club Austria. Sowohl Samstag, als auch am Sonntag, finden die Qualifikationstrainings jeweils am Vormittag statt. Nach der Mittagspause fällt dann der Hammer in Spielberg. Insgesamt stehen am Wochenende 13 Rennläufe am Programm. 
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