Dienstag, 26. November 2024
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DTM
17.08.2018

Alessandro Zanardi: „Es wird ein großartiges Erlebnis.“

Der Countdown läuft: In einer Woche beginnt für Alessandro Zanardi (ITA) das Abenteuer DTM. Der BMW Werksfahrer tritt bei der siebten Rennveranstaltung der DTM-Saison 2018 in Misano (ITA) als Gastfahrer an. Für Zanardi gibt es dabei gleich zwei Premieren: Er gibt sein Debüt in der populären Tourenwagen-Serie und wird zum ersten Mal ohne seine Beinprothesen fahren. Sein modifizierter BMW M4 DTM ist mit einem Hand-Bremssystem ausgestattet. Im Interview spricht Zanardi über seinen Traum, einen DTM-Rennwagen zu fahren, seine Eindrücke vom BMW M4 DTM und seine Erwartungen für Misano.
Alessandro, Misano rückt näher – wird die Aufregung schon größer?
Alessandro Zanardi: „Sie steigt, aber noch sind es ein paar Tage bis zu den Rennen. Ich denke, richtig aufgeregt bin ich dann, wenn ich nach Misano komme, wenn ich die anderen Rennwagen sehe, wenn ich die Trucks sehe, wenn dieser besondere Renngeruch in meine Nase steigt und ich den Motorenlärm höre.“
Sie sind schon sehr viele verschiedene Rennwagen gefahren – vor und nach Ihrem Unfall. War es ein Traum, einmal in einem DTM-Auto Rennen zu fahren?
Zanardi: „Ja, ich hatte das Glück, in meiner Karriere großartige Rennwagen zu fahren. Vor allem während meiner Zeit in den Vereinigten Staaten; die dortigen Monoposti gehörten vielleicht zu den besten Fahrzeugen in der gesamten Geschichte des Motorsports. Wir hatten 1.000 PS unter der Haube, und die Kombination zwischen dem Kurvenverhalten des Autos, der Beschleunigung und dem Topspeed, den man damit fahren konnte, war fantastisch. Aber für mich stand immer fest, dass ich in meiner Rennkarriere unbedingt irgendwann einmal DTM fahren möchte. Diese Art von Rennwagen hat mich immer schon ungemein gereizt. Ich finde, sie sehen wirklich sexy aus, und die Performance ist unglaublich gut. Jetzt habe ich endlich die Gelegenheit, und ich bin BMW dafür sehr dankbar.“
Sie haben in Vallelunga einen erfolgreichen Test absolviert. Wie ist Ihr Eindruck vom BMW M4 DTM?
Zanardi: „Es ist ein reinrassiger Rennwagen. Er besteht aus Karbon, er wurde geschaffen, um zu performen. Die Aufhängungen sind Rennsportversionen, ebenso wie die Bremsen. Der Motor ist ein Rennmotor, das Getriebe ist unglaublich schnell. Es ist so gefertigt, wie man zum Beispiel ein Formel-1-Getriebe fertigen würde. Es ist also alles rein für das Racing gemacht. Und so ist auch die Performance des Autos. Der Kurvenspeed des BMW M4 DTM ist fantastisch, und man kann praktisch in der kurzen Zeitspanne eines Augenzwinkerns von 300 km/h in eine Zweiter-Gang-Kurve herunterbremsen. Danach beschleunigt das Auto ebenfalls wieder extrem schnell aus der Kurve heraus. Es ist eine beeindruckende Rennmaschine.“
Sie müssen mit Ihrem Arm einen Druck von 60 bis 65 Kilogramm auf den Handbremshebel ausüben, wenn sie stark bremsen. Das ist kein Problem für Sie?
Zanardi: „Ich muss tatsächlich einiges an Druck generieren, aber meine Arme sind stark genug, dies zu tun – und um es in der folgenden Runde wieder zu tun. Und wenn man bei diesen Geschwindigkeiten abbremst, helfen einem die Längskräfte. Sie sorgen dafür, dass man mit seinem Gewicht ohnehin auf dem Bremshebel lehnt. Von daher ist es in der Box schwieriger als beim Fahren auf der Strecke. Zudem können meine Kondition und das, was ich in den vergangenen Jahren mit meinem Handbike gemacht habe, nicht schaden. Das hilft definitiv.“
Was sind Ihre Erwartungen für Misano?
Zanardi: „Ich weiß recht gut, was ich für Misano erwarten kann. Ich weiß, dass die DTM heutzutage zweifellos zu den kompetitivsten Motorsport-Serien gehört. Was die Fahrer angeht, ist das Wettbewerbsniveau in der Formel 1 nicht so hoch. Denn dort diktiert oft die Wettbewerbsfähigkeit des Fahrzeugs das Renngeschehen. In der DTM ist das Niveau aller Fahrer unglaublich hoch. Es gibt keine Amateure oder Fahrer, die das Auto nicht ans Limit bringen können. Aber darüber hinaus liegt auch die Performance aller Autos richtig eng zusammen, und oft erlebt man, dass das gesamte Feld innerhalb von weniger als einer Sekunde zusammenliegt. Und da liegt es natürlich nahe, dass es für einen alten Kerl wie mich, mit dem Mangel an Erfahrung, den ich habe, mit meinem persönlichen Problem und mit meinem Alter, sehr, sehr schwierig wird, sportlich ein Top-Resultat einzufahren. Ich werde versuchen, das Beste herauszuholen, und es wird auf jeden Fall ein großartiges Erlebnis, das mir Spaß machen wird. Das Wichtige ist, dass ich aus Misano das Wissen mitnehme, dass ich mein Bestes gegeben habe. Und dass ich weiß, dass ich die Leistung gebracht habe, von der meine Freunde in der BMW Motorsport Familie wissen, dass ich sie bringen kann.“