Formel 4
06.08.2018
Der Meister im Portrait: Lirim Zendeli
„Es ist toll, vorzeitig zu gewinnen. Ich bin hier zu Hause und habe es vollbracht. Jetzt kann ich die letzten drei Rennen am Hockenheimring einfach nur noch genießen, da kann ich dann auch wieder ein bisschen mehr riskieren“, sagte der neue Meister, dem am Sonntag ein fünfter Platz zum vorzeitigen Titelgewinn genügte. Seit dem ersten Rennen in Oschersleben im April, das Zendeli gewann, lag der US Racing CHRS-Pilot an der Spitze der Gesamtwertung, und die Führung gab er im gesamten Jahr zu keinem Zeitpunkt mehr ab. Auch als die Konkurrenten Liam Lawson (16, Neuseeland, Van Amersfoort Racing), Enzo Fittipaldi (17, USA/BR, Prema Theodore Racing) oder Frederik Vesti (16, DK, Van Amersfoort Racing) vereinzelt näherkamen, blieb Zendeli cool und punktete immer wieder. Acht Siege nach 17 Rennen sprechen eine eindeutige Sprache.
Für Ralf Schumacher und Gerhard Ungar, die Zendelis Team US Racing CHRS gemeinsam erfolgreich leiten, ist der Meistertitel absolut gerechtfertigt. „Es freut uns sehr, wir sind happy. Im dritten Jahr kommt dann auch sehr viel Druck dazu, da muss man dann auch erst einmal damit umgehen können. Deshalb ist es definitiv verdient. Es ist für uns als Team auch schön, dass wir jetzt den Fahrermeister stellen“, sagte Ungar.
Auch bei der Konkurrenz ist die Anerkennung für Zendelis Leistungen groß. „Er ist immer fehlerfrei gefahren, seit Oschersleben ist er vorn. Auch in den Qualifyings war er immer top. Er ist in den Rennen immer fair und er hat es auf jeden Fall verdient“, sagte Rookie Niklas Krütten, der im ADAC Formel 4 Rookie Cup selbst noch um einen Titel kämpft.
Zendeli war mit dem klaren Ziel, die Meisterschaft zu gewinnen, in seine dritte Saison in der ADAC Formel 4 gestartet. „Alles andere wäre enttäuschend“, sagte er immer wieder. Sein Debüt in der Highspeedschule des ADAC hatte er 2016 gefeiert, und schon da ließ er sein Talent aufblitzen, als er in Zandvoort als Zweiter erstmals aufs Podium fuhr. 2017 landete er hinter dem Spitzentrio Juri Vips (EE), Marcus Armstrong (NZ) und Felipe Drugovich (BR) auf Rang vier der Gesamtwertung. Mit drei Siegen - in Oschersleben, auf dem Nürburgring und dem Hockenheimring - deutete er aber schon damals an, dass mit ihm 2018 zu rechnen sein wird.
Diese hohen Erwartungen erfüllte er in diesem Jahr eindrucksvoll. Seine ersten Schritte im Motorsport machte Zendeli - wie so viele andere auch - im Kart. Sein Vater liebt schnelle Autos, der Sohn eiferte da natürlich nach. Gemeinsam saßen beide Sonntag für Sonntag vor dem TV, wenn die Rennen der Formel 1 liefen. Doch Zendeli zeigte schnell, dass er nicht nur ein Fan ist, sondern auch ein riesiges Talent. Nach ein paar Wochen auf der Kartbahn war er schneller als alle Erwachsenen.
Sein Weg führte bis in den Formelsport - und in die ADAC Formel 4. Wenn Zendeli nicht im Cockpit seines Rennwagens sitzt, treibt er viel Sport und trifft seine Freunde. Seine Schule kam ihm immer entgegen und gewährte dem 18-Jährigen die nötigen Freiheiten. Denn wer Motorsport professionell betreiben will, ist ständig unterwegs. Das Abitur hat Zendeli mittlerweile in der Tasche, allerdings hat nun erst einmal der Motorsport Priorität.
Wie es für Zendeli nun weitergeht, ist noch offen. Die Gespräche über die Zukunft laufen, Zendeli möchte unbedingt im professionellen Motorsport Fuß fassen. Spätestens seit dem gemeinsamen Wochenende der ADAC Formel 4 und der Formel 1 im Juli in Hockenheim träumt Zendeli davon, eines Tages selbst in der Königsklasse zu fahren. Das beste Bewerbungsschreiben dafür hat der Bochumer nun mit seinem Meistertitel in der ADAC Formel 4 selbst geschaffen.