Die Organisation der ADAC Rallye Deutschland ist eine Mammutaufgabe. Bereits wenige Tage nach der Siegerehrung von Ford-Pilot Ott Tänak bei der Vorjahresveranstaltung haben für Friedhelm Kissel die Planungen für 2018 begonnen. Der Rallye-Leiter und sein Team sind seither im Dauereinsatz, um den deutschen Lauf zur FIA Rallye-Weltmeisterschaft gewohnt perfekt vorzubereiten. Im Interview spricht Kissel über den aktuellen Stand der Planungen, die anstehenden Herausforderungen und die Highlights des Motorsport-Spektakels, das vom 16. bis 19. August 2018 im Saarland und den umliegenden Regionen stattfinden wird.
Herr Kissel, wie laufen die Vorbereitungen?
Friedhelm Kissel: „Sehr gut. Wir liegen in allen Bereichen optimal im Zeitplan. Die Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen funktioniert reibungslos. Es laufen noch einige Genehmigungsverfahren – zum Beispiel mit den Straßenverkehrsbehörden, wo es um Umleitungen und Straßensperrungen während der Veranstaltung geht. In diesem Jahr hat unser Streckenplan 18 Wertungsprüfungen und über 300 WP-Kilometer – da kann man sich in etwa vorstellen, wie aufwendig und komplex diese Abstimmungen sind.“
Bis zur Rallye sind es noch rund 2,5 Monate. Welche Planungsschritte folgen als nächstes?
„Die großen Meilensteine liegen schon hinter uns: Die Streckenführung ist genehmigt. Jetzt folgt die Ausarbeitung der Details, wie etwa die Platzierung der Zuschauerzonen. In den allermeisten Fällen steht auch hier die Planung schon. Bei einigen neuen Abschnitten gibt es jedoch noch Details zu klären. Wir führen dazu in den kommenden Wochen noch viele Gespräche mit Grundbesitzern und Pächtern – etwa, wenn es um Flächen geht, die sich gut als Zuschauerzone eignen würden.“
Wie groß ist Ihr Organisationsteam? Wie setzt es sich zusammen?
„Es gibt einen engeren Planungskreis mit knapp 20 Personen, die nahezu alle ehrenamtlich tätig sind und viele Stunden ihrer Freizeit einbringen. Während der Rallye wächst das Aufgebot der ehrenamtlichen Helfer auf rund 3.000 Personen an – auch sie gehören für mich zum Orga-Team der ADAC Rallye Deutschland. Was die Planung angeht, unterscheiden wir im Wesentlichen zwei Aufgabengebiete – zum einen die Streckensicherheit und zum anderen die Zuschauersicherheit. Beide Bereiche sind mit erfahrenen Spezialisten besetzt.“
Mit der Rallye-Pilotin Jutta Kleinschmidt hat die ADAC Rallye Deutschland seit diesem Jahr erstmals eine Markenbotschafterin. Wie ist sie in Ihre Planungen eingebunden? Wie läuft die Zusammenarbeit?
„Ich kenne Jutta schon sehr lange und von vielen Veranstaltungen – auch als sie einmal bei der ADAC Rallye Deutschland im Vorwagen unterwegs war. Ich schätze ihre große Erfahrung und sie ist eine echte Bereicherung für den deutschen WM-Lauf. Zumal sie auch international sehr bekannt und bestens vernetzt ist. Gerade im Hinblick auf Partner und Sponsoren ist sie eine optimale Fürsprecherin, die zur Steigerung der Bekanntheit der ADAC Rallye Deutschland beitragen wird. Da sie erst seit ein paar Wochen dabei ist, war sie noch nicht in die Streckenplanung eingebunden, aber ich bin mir sicher, dass wir in den kommenden Jahren auch in diesem Bereich noch sehr von ihrer Expertise profitieren werden.“
Was sind die spannendsten neuen Highlights der ADAC Rallye Deutschland 2018?
„Ich freue mich schon sehr auf den neuen Prolog in St. Wendel. Das wird ein echtes Highlight mit einem schönen Rundkurs, der den Rallye-Piloten genügend Platz für Tempofahrten und Drifts bietet. Die Zuschauer haben auf dem Gelände optimale Sicht. Ein weiterer Höhepunkt ist die neue Panzerplatten-Prüfung, die am Samstag als Live-Stage auch im Fernsehen zu sehen sein wird. Die Teams jagen dabei auch über die legendäre Sprungkuppe Gina. Für die Besucher vor Ort, aber auch für die Fans an den TV-Geräten gibt das sicher spektakuläre Bilder. Am Sonntag haben wir als Neuerung noch einmal die Mosel-Weinberge auf dem Programm, die zusammen mit der abschließenden Powerstage für ein furioses Finale sorgen werden.“
Die Eröffnungsfeier, die erste WP und die Siegerehrung finden in St. Wendel statt. Welche logistischen Herausforderungen sind damit verbunden?
„Sicher ist es für eine kleine Stadt wie St. Wendel eine große Aufgabe, der Start- und Zielort eines WM-Laufs zu sein. Andererseits hat man dort sehr viel Erfahrung in der Ausrichtung großer, internationaler Veranstaltungen. Die Stadt und ihre Bewohner sind unheimlich sportbegeistert und freuen sich auf die ADAC Rallye Deutschland. Was die konkrete Organisation angeht, sind durch die Wahl von St. Wendel auch einige Sachen leichter für uns. Ich bin mir sicher, dass wir dort ein wunderbares Rallye-Fest feiern werden!“
Am Finaltag kehrt die Rallye noch einmal in die Weinberge zurück. Warum?
„Unser Ziel ist es, dass die ADAC Rallye Deutschland möglichst bis zur letzten Zieldurchfahrt spannend bleibt. Daher haben wir uns entschieden, vor der Powerstage noch einmal wirklich selektive Prüfungen zu setzen. Auf der WP Grafschaft geht es lange 30 Kilometer durch die engen Weinbergstraßen mit ihren kniffligen Haarnadelkurven – und das zweimal direkt hintereinander. Da sind selbst die Top-Fahrer noch einmal voll gefordert, um fehlerfrei durchzukommen.“
Wie ist der Ticket-Vorverkauf angelaufen? Sind Sie zufrieden?
„Wir sind sehr zufrieden. Im Vergleich zum Vorjahr haben wir zum derzeitigen Zeitpunkt eine deutliche Steigerung. Ich werte das auch als positives Signal für die wachsende Popularität des Rallye-Sports in Deutschland.“
Haben Sie noch einen Zuschauer-Tipp für die Fans vor Ort?
„Alle Rallye-Tage haben ihre eigenen Highlights. Gut für die Fans ist, dass alle Prüfungen räumlich relativ nah beieinanderliegen und man sich so mehrere Stationen anschauen kann – sei es der Prolog in St. Wendel am Donnerstag oder die Weinberge und der Rundkurs Wadern-Weiskirchen am Freitag. Die Panzerplatte am Samstag ist ohnehin immer ein Muss für alle Fans und am Sonntag ist noch einmal in den Weinbergen und bei der abschließende WP Bosenberg Action angesagt. Von daher lautet mein Fan-Tipp, sich einen Rallye-Pass für alle vier Tage zu holen!“