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STT
10.09.2018

STT beim GT Masters: Doppelsieg für Nissan-Pilot Schulze

Auf seiner Heimstrecke war Tobias Schulze im Nissan GT-R GT3 eine Klasse für sich. Der Nissan-Pilot siegte in beiden Rennen der Spezial Tourenwagen Trophy auf dem Sachsenring. Dahinter fuhren Mario Hirsch (Mrecesdes GT AMG) und Jürgen Bender (Chevrolet Corvette) mit wechselnden Positionen auf das Gesamtsiegertreppchen.

An dem Sieg von Tobias Schulze gab es zu keinem Zeitpunkt des ersten Rennens etwas zu rütteln. Souverän fuhr der Nissan mit über 33 Sekunden Abstand zum Gesamtsieg. Schnell hatte sich Schulze einen Vorsprung erarbeitet. Mario Hirsch konnte das Tempo des Spitzenreiters nicht ganz mitgehen. Der Mercedes-Pilot musste abreißen lassen. Während Schulze an der ersten Position vorneweg fuhr, bekam Hirsch zunehmend Druck von hinten. Jürgen Bender hing in der Anfangsphase hinter Ulrich Becker fest. Erst als der Neckarsulmer in der sechsten Runde am Porsche 997 GT3 R vorbeikam, konnte er Schritt für Schritt auf die zweite Position aufschließen. Zwar war Bender immer wieder am Heck des Mercedes, doch vorbei kam er in dem engen Duell nicht. Als Mario Hirsch etwas besser durch den Überrundungsverkehr kam, war die Lücke wieder größer.

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„Ich bekam die Mitteilung, dass ich zehn Sekunden vor Bender liege. Da nahm ich das Tempo etwas heraus, weil ich Tobias Schulze nicht erreichen konnte. Ich bekam dann keine Meldung, dass der Vorsprung schmolz und plötzlich war Bender im Rückspiegel. Da wurde es dann unnötig nochmals spannend,“ erklärte der Mercedes Pilot das Geschehen. Bender kam noch einmal heran, doch am Ende musste er sich mit knapp über einer Sekunde Rückstand geschlagen geben. „Wir haben beim Fahrwerk etwas gefunden, was einigermaßen funktioniert. Von der Technik her sind wir mit dem zehn Jahre alten Auto hier stark unterlegen. Wir wollten Schadensbegrenzung machen, aber in der letzten Runde nochmals mit der Brechstange vorbei hätte auch nichts gebracht.“

Rang vier war zunächst zwischen Jürgen Alzen (Ford GT) und Ulrich Becker eng umkämpft. Doch sowohl Becker als auch Alzen wurden von Problemen gebeutelt. Becker steuerte nach dem zeitweisen Ausfall des ABS die Boxengasse an, wenig später lief Alzen mit Reifenproblemen die Box an. Somit wurde Igor Walilko mit seinem Porsche 991 GT3 Cup Mk2 an die erste Stelle der Klasse 2 sowie Gesamtrang vier gespült. Vierter in der Klasse wurde Jochen Ayasse im Audi RS 4.

Hinter Waliko entschied Jorma Vanhanen (Porsche 997 GT3 Cup WRS) die Klasse 3. Der Finne hatte hier das Geschehen bestens im Griff. Rang zwei und Gesamtplatz sechs holte sich André Fleischmann (Porsche 997 GT3 Cup) bei seiner Premiere in der STT. Erst in diesem Jahr hatte Fleischmann sein Debüt im 911er gegeben. Das merkte man ihm auf dem Sachsenring kaum an. Zwar hatte zunächst noch Christian Neubecker (Porsche 991 GT3 Cup) die Nase vorne. Doch nach einem Dreher war der Erfurter aus dem Spiel. Dadurch kam auch noch Ulf Ehninger im eigentlich für die Nordschleife abgestimmten Porsche Caymann vorbei. Die Klasse 8 konnte Henk Thuis (Pumaxs RT) trotz eines losen Hinterrades und Boxenaufenhalt gewinnen. Dahinter belegte Jörg Lorenz im Porsche dp 935 vor Johannes Kreuer (Donkervoort D8R) die zweite Klassenposition. Mit seinem STT Klassiker schaffte Lorenz sogar noch den Sprung unter die besten zehn.

In der Division 2 kämpften Gerhard Ludwig (Toyota MR2 Turbo) gegen Jens Grothmann (Seat Leon TCR) um den Sieg. Zunächst hatte der Seat-Pilot die Nase vorne, musste sich aber nach elf Runden dem Toyota von Ludwig beugen. Dritte in der Turbo-Klasse wurde Sophie Hofmann. Die VW Scirocco-Pilotin setzte sich im markeninternen Duell gegen Stefan Schäfer (VW Golf Cup) durch. Bei den 1,6 Liter Turbofahrzeugen beherrschte Ralf Glatzel (Ford Fiesta ST) seine Klasse. Wodan Munding (Ford Fiesta ST) musste sich seinem Teamchef geschlagen geben. Dritter wurde Urs Burri (Renault Clio) vor Steffen Schwan (Ford Fiesta ST). Erik Bänecke war mit seinem schönen ex-WTCC BMW 320i E46 einmal mehr schnellster 2-Liter. Der BMW-Pilot holte sich zudem den dritten Rang in der Division 2.


Erneuter Nissan-Sieg im zweiten Rennen

An der Vormachtstellung von Tobias Schulze gab es auch im zweiten Rennen nichts zu rütteln. Souverän fuhr der Nissan-Pilot zu seinem zweiten Gesamtsieg vor vollbesetzten Zuschauerrängen. Dabei hatte Schulze nach den Eindrücken vom Qualifying durchaus erwartet, dass es diesmal enger werden würde. Doch zum einen verpennte Mario Hirsch den Start, zum anderen bremste die Safety-Car Phase den Sieger kaum ein. Somit zeigte die Uhr nach Ablauf der Distanz rund acht Sekunden Vorsprung an. „Das Wochenende war perfekt. Das Auto war gut und das Setup hat super funktioniert. Heute hatte vor dem Rennen nach dem Quali schon ein paar Bedenken, da wir mit den Reifen vom letzten Rennen losgefahren sind. Aber es lief dann perfekt. Hier zu gewinnen war besonders schön vor so vielen Zuschauern. Die Strecke liegt mir und ich komme gerne hierher,“ so der Doppelsieger.

Das Qualifying versprach zumindest einen engeren Kampf um den Sieg. Das Team von Mario Hirsch hatte vor der Trainingssitzung noch einmal an der Abstimmung gefeilt. Bis kurz vor Schluss lag der Mercedes-Pilot auf eins, ehe Schulze noch einmal eiskalt konterte. Der Start zum Rennen ging für Hirsch gründlich in die Hose. Anstatt Schulze zu attackieren, rutschte er noch hinter Jürgen Bender sowie Jürgen Alzen (Ford GT) und Ulrich Becker (Porsche 997 GT3 R) zurück. Zwar hing Hirsch schnell wieder hinter Bender, doch der Corvette-Pilot hatte gegenüber dem Quali noch ein Schippchen draufgelegt. Dort hieß es zunächst nur Startplatz fünf, doch der super Start brachte Bender in die perfekte Ausgangslage. Zwar war Schulze auf dem Sachsenring eine Nummer zu groß, doch Bender holte sich mit einer starken Leistung den zweiten Gesamtrang vor Hirsch. „Das Rennen war eigentlich toll, außer ein paar Überrundungsschrecksekunden. Aber an den Nissan bin ich nicht heran gekommen. Nach der Safety Car Phase hatte ich kurz Hoffnung, bin aber dann auf zwei Überrundete aufgelaufen und den Nissan aus den Augen verloren. Den zweiten Platz hatte ich dann im Griff. Mario hatte mich zwar mal überholt, konnte ihn dann auf der Geraden gleich wieder kontern.“

Dahinter lieferten sich Jürgen Alzen und Ulrich Becker ein rundenlanges Duell um den Sieg in der Klasse 2. Becker schien vor allem gegen Rennende etwas schneller zu sein, doch auf dem Sachsenring ist überholen nicht einfach, zumal wenn der Gegner noch Jürgen Alzen heißt. Nur 0,344 Sekunden trennten die beiden GT-Piloten nach dem Fallen des schwarz-weiß karierten Tuchs. Direkt dahinter lief auf Gesamtrang sechs Igor Walilko mit seinem Porsche 991 GT3 Cup Mk2 im Ziel ein. Der Pole absolvierte auf dem Sachsenring ein Mammutprogramm, war neben der STT noch im Porsche Carrera Cup unterwegs. Auf Grund des Hubraums, der neue Cup 911er hat 4-Liter, war er in der Klasse 2 unterwegs. Jorma Vanhanen fährt dagegen noch einen 997er Cup mit 3,8 Liter Hubraum. Der Finne hatte in der Klasse 3 alles im Griff und erkämpfte sich einen achten Gesamtrang. „Das Rennen war prima. Ich hatte einen guten Start und der Speed war in Ordnung. Ich habe volle Punkte und es war schön zu sehen, dass die Klasse drei gut gefüllt war,“ erklärte der Finne. Zweiter der Klassenwertung wurde Ulf Ehninger, der im unterlegenen Porsche Cayman die Cup Konkurrenz links liegen ließ. Der Schwabe fühlte sich trotz Nordschleifenabstimmung sichtlich wohl, lieferte sich ein packendes Duell mit Division Sieger 2 Jens Grohmann. Dritter der Klasse 3 wurde Christian Brendgens (Porsche 997 GT3 Cup MK1), nachdem Christian Neubecker (Porsche 991 GT3 Cup MK1) früh ausgeschieden war.

In der Sonderklasse feierte Henk Thuis mit seinem spektakulären Pumaxs RT seinen zweiten Sieg des Wochenendes. Der Niederländer lag zeitweise auf Gesamtrang sechs, lief letzten Endes als Siebter im Ziel ein. Jörg Lorenz belegte mit seinem wunderschönen Porsche dp 935 den neunten Gesamtplatz. Während Lorenz das älteste Fahrzeug im Starterfeld pilotiert, hat der Donkervoort D8R von Johannes Kreuer eindeutig Exotenstatus. Mit der niederländischen Interpretation des legendären Lotus 7 war Kreuer am Sachsenring schnell unterwegs. Wie so oft kämpfte Kreuer gegen den ex-WTCC BMW von Erik Bänecke, den er nach fünf Runden knackte. Der Lohn für die gute Leistung war Gesamtrang zwölf und Platz drei in Klasse. Für Bänecke, eigentlich auf sicherem Podestkurs in der Division 2, kam kurz darauf das Aus.

Die Division 2 war eine glasklare Angelegenheit für Jens Grothmann mit seinem Seat Leon TCR. Der Leon-Pilot lieferte ein glänzendes Debüt in der Spezial Tourenwagen Trophy ab. Bereits am Samstag schnupperte er Führungsluft, musste aber am Ende Gerhard Ludwig im brutal starken Toyota MR2 ziehen lassen. Diesmal gab es am ersten Sieg nichts zu deuteln. „Beim ersten Rennen machte ich den Fehler, dass ich die Reifen im ersten Teil des Rennens zu sehr belastet habe. Die Reifen wurden dann schlechter und schlechter. Gerhard Ludwig bekam das mit und ging an mir vorbei. Ich hatte mit den Reifenkeine Chance mehr zu kontern. Heute wollte ich nicht wieder Zweiter werden und kämpfte mit dem Cayman. Den hatte ich gedanklich versehentlich in meine Klasse einsortiert, deshalb versuchte ich vorbei zu kommen, was nach der Safety Car Phase auch gelang. Die Veranstaltung hier war der Hammer. Es war wunderbar und ich komme gerne wieder in die STT,“ freute sich der STT Debütant.

Spannung war dahinter geboten, wo sich eine schöne Kampfgruppe gefunden hatte. Das lag zum einen auch an Jochen Ayasse, der mit seinem Audi RS4 durch das Feld pflügte. Mangels Konkurrenz chancenlos in die Klasse 2 eingestuft, kämpfte sich der Schwabe vom letzten Startplatz Runde um Runde nach vorne. Zwar fuhr Ayasse quasi außer Konkurrenz, doch dadurch war einige Action geboten. Zwar musste sich Ayasse schließlich von Franz Rohr, der den Toyota MR2 von Ludwig übernommen hatte, beugen, freute sich aber dennoch über das tolle Rennen. „Heute hat das Rennen so richtig Spaß gemacht. Bei der Startphase waren wir so fünf oder sechs Autos. Es ging immer hin und her. Aber es war sehr fair. Am Toyota war ich schon vorbei und konnte auch vom übrigen Pulk wegfahren. Ich wollte dann nur noch den Vorsprung verwalten, Dann kam das Safety Car und der Vorsprung war weg. Aber dann sind die Reifen eingegangen und musste den Toyota wieder passieren lassen.“

Rohr, der nach längerer Rennpause wieder am Volant drehte, kam mit zunehmender Renndauer besser mit dem Toyota zurecht. Somit hieß es Platz zwei, während dahinter Sophie Hofmann (VW Scirocco) als Dritte der Division 2 auf den Siegerbalkon durfte. Die junge Rennfahrerin konnte sich gegen Stefan Schäfer durchsetzen, der im ex-Cup Golf sein STT Debüt gegeben hatte. Auf Meisterschaftskurs befindet sich nach den beiden Rennen auf dem Sachsenring Ralf Glatzel (Ford Fiesta ST). In der Klasse 5T fuhr Glatzel den zweiten Sieg ein, wenn dieser auch durchaus enger als in Rennen eins war. Denn Teamkollege Wodan Munding (Ford Fiesta ST) kam in der Schlussphase immer näher heran. 1,115 Sekunden betrug der Abstand zwischen Lehrling und Meister nach dem Überqueren der Ziellinie. „Das Wochenende lief für uns sehr gut. Aber jetzt beim zweiten Rennen war der Wodan Munding schon recht nahe dran. Ich hatte noch ein bisschen bedenken, dass er mir noch den Sieg streitig macht. Wir haben jetzt einen Punktevorteil. Am Nürburgring dürfen wir keine Fehler machen und das Auto muss halten. Dann könnten wir das schaffen. So ein Finale wird spannend werden.“ Dritter wurde Urs Burri (Renault Clio) vor Steffen Schwan (Ford Fiesta ST).