Interview mit BMW Group Motorsport Direktor Jens Marquardt
Hinter BMW Motorsport liegt ein besonderes Rennwochenende mit Einsätzen bei vielen verschiedenen Veranstaltungen rund um den Globus – und mit großartigen Ergebnissen. BMW Werksfahrer standen bei fünf Events auf dem Treppchen. Der Triumph von Alexander Sims (GB) in der ABB FIA Formula E Championship führte die Erfolgsbilanz an. Im Interview lässt BMW Group Motorsport Direktor Jens Marquardt die Ereignisse noch einmal Revue passieren und nennt Details zu den fünf Podestplätzen in den unterschiedlichsten Disziplinen.
Herr Marquardt, das vergangene ‚BMW Motorsport Mega-Wochenende' ist mehr als erfolgreich verlaufen. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Jens Marquardt: „Das war für uns wirklich ein Mega-Wochenende. Angeführt wurde unsere Erfolgsliste von Alexander Sims und BMW i Andretti Motorsport. Mit zwei Polepositions und dem Sieg am Samstag hat Alexander dem Saisonauftakt der Formel E eindrucksvoll seinen Stempel aufgedrückt. Dazu kam das ‚Dream Race' in Fuji, bei dem DTM und SUPER GT Championship erstmals ein gemeinsames Rennwochenende in Japan bestritten haben. Hier konnte Marco Wittmann an seinem 30. Geburtstag den zweiten Platz feiern. In der Intercontinental GT Challenge fuhr Walkenhorst Motorsport mit dem BMW M6 GT3 in Kyalami auf Rang zwei, zudem stand unser neues Kundenteam Astro Veloce Motorsports beim Saisonstart der Asian Le Mans Series auf dem Treppchen. Und auch im Sim-Racing gab es Grund zum Jubeln: Unser DTM-Fahrer Philipp Eng konnte bei den FIA GTC World Finals in Monaco den zweiten Platz im ProAm-Rennen feiern. Diese Bilanz zeigt, wie breit und erfolgreich wir insgesamt bei BMW Motorsport unterwegs sind.“
Beginnen wir mit dem Formel-E-Auftakt in Diriyah. Wie wichtig war ein guter Start in die Saison?
„Sehr wichtig. Nach den Tests in Valencia wussten wir, dass unsere Pace mit dem neuen BMW iFE.20 grundsätzlich da sein würde. Allerdings gab es auch eine Menge Unbekannte vor dem ersten Rennwochenende – mit neuen Konkurrenten und weiteren Veränderungen. Was das Team von BMW i Andretti Motorsport dann abgeliefert hat, war richtig stark. Alexander Sims hat sich nach der Poleposition am Freitag nicht davon beeindrucken lassen, dass er im ersten Rennen nicht bis zum Schluss um das Podium kämpfen konnte. Stattdessen hat die Mannschaft die nötigen Rückschlüsse gezogen, um es im zweiten Rennen dann besser machen zu können. Das hat perfekt funktioniert, und Alexander hat sich seinen ersten Sieg mehr als verdient. Auch Maximilian Günther hat einen sehr guten Eindruck hinterlassen, konnte jedoch aufgrund von zwei Strafen nicht die guten Rennergebnisse einfahren, die auch er verdient gehabt hätte. Aber ich bin sicher: Wir sind für die kommenden Formel-E-Events gut aufgestellt.“
Das ‚Dream Race' von DTM und SUPER GT hat ebenfalls für positive Reaktionen gesorgt. Wie haben Sie das Wochenende in Fuji erlebt?
„Das Event hat wirklich alles gehalten, was wir uns davon vorher versprochen hatten. Vor allem das zweite Rennen am Sonntag war ein echter Leckerbissen, mit großartigen Duellen, jeder Menge Action und einem strahlenden Geburtstagskind Marco Wittmann auf Rang zwei. Wir haben erstmals gezeigt, wie ein gemeinsames Rennwochenende mit DTM- und SUPER-GT-Herstellern in Japan aussehen könnte. Und ich denke, das ‚Dream Race' macht definitiv Lust auf mehr. Dass es nicht möglich sein würde, alle Fahrzeuge im Feld auf das exakt gleiche Leistungsniveau zu bringen, war uns vorher bewusst. Dennoch hat das der Qualität des Racings am Ende keinen Abbruch getan. Wenn die Reglements der DTM und der SUPER GT ab 2020 miteinander verschmelzen, sieht die Sache noch einmal anders aus. Das ‚Dream Race' darf keine Eintagsfliege bleiben.“
Der BMW M6 GT3 hat ebenfalls wieder gezeigt, dass er um Siege kämpfen kann – ganz gleich, wo er antritt...
„Ja, definitiv. Beim Finale der Intercontinental GT Challenge in Kyalami wollten wir mit dem BMW Team Schnitzer und mit Walkenhorst Motorsport noch einmal ein starkes Rennen abliefern. Das hat funktioniert. Das BMW Team Schnitzer kämpfte lange um den Sieg. Und als die schwierigen Wetterbedingungen gegen Ende das Klassement noch einmal durcheinander brachten, war Walkenhorst Motorsport zur Stelle und sicherte sich mit dem BMW M6 GT3 Rang zwei. Das war ein tolles Ergebnis bei unserer Rückkehr nach Südafrika. In Shanghai war das aktuelle Top-Modell vom BMW M Customer Racing ebenfalls erfolgreich: Unter anderem mit Jens Klingmann am Steuer kam das Auto von Astro Veloce Motorsports in der Asian Le Mans Series auf Rang drei. Der BMW M6 GT3 ist also für unsere Kunden auch weiterhin ein Erfolgsgarant.“
Welchen Stellenwert hat Philipp Engs Podium im ProAm-Rennen der FIA GTC World Finals in Monaco?
„Dieses Ergebnis ist gewissermaßen ein Symbol für unser stark gewachsenes Engagement im Sim-Racing. Bei den FIA GTC World Finals in Monaco kamen die besten Gran-Turismo-Fahrer der Welt zusammen. Jene, die auf virtuellen BMW Rennwagen unterwegs waren, wurden von Philipp Eng unterstützt und angefeuert. Philipp ist selbst ein begeisterter Sim-Racer und wollte unbedingt selbst auch an den Start gehen. Dazu bekam er im ProAm-Rennen die Gelegenheit – und fuhr prompt mit seinem Teamkollegen auf Rang zwei. BMW Motorsport hat seine Präsenz in dieser Disziplin zuletzt kontinuierlich gesteigert, eigene Renn-Events ausgerichtet und viele Akzente gesetzt. Diesen Weg werden wir weiter gehen. Simulationen spielen für uns bei BMW Motorsport und für die BMW Group insgesamt eine sehr große Rolle. Deshalb macht es für uns definitiv Sinn, diese Kompetenz über ein Engagement im Sim-Racing greifbar zu machen. Und Siege und Podestplätze zu feiern, das macht auch virtuell großen Spaß.“