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FIA WTCR
04.07.2019

Volkswagen Motorsport mit Rückenwind zur WTCR nach Portugal

Das Momentum im WTCR – FIA Tourenwagen-Weltcup liegt auf Seiten von Volkswagen Motorsport und Sébastien Loeb Racing. Vor rund zwei Wochen gelangen auf dem Nürburgring die ersten beiden Saisonsiege. Entsprechend optimistisch reist das Team zum sechsten Lauf nach Vila Real (PT). Vom 5. bis 7. Juli stehen für die vier Volkswagen Piloten Mehdi Bennani (MA), Rob Huff (GB), Johan Kristoffersson (SE) und Benjamin Leuchter (DE) die Saisonrennen Nummer 16 bis 18 auf dem Programm. 

„Nach den beiden Siegen auf dem Nürburgring wollen wir in Vila Real natürlich wieder um Top-Platzierungen kämpfen“, sagt Volkswagen Motorsport-Direktor Sven Smeets. „Dass der Golf GTI TCR auf diesem schwierigen Stadtkurs absolut konkurrenzfähig ist, haben wir im vergangenen Jahr im Qualifying gesehen, als Rob Huff und Mehdi Bennani auf die Startplätze eins und zwei gefahren sind.“ Für die beiden Nürburgring-Sieger Kristoffersson und Leuchter ist der 4,785 Kilometer lange Kurs dagegen Neuland.

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In den Straßen von Vila Real fand 1931 zum ersten Mal ein Motorsport-Event statt. Der ursprünglich über sieben Kilometer lange Kurs wurde im Laufe der Jahre heutigen Sicherheitsstandards angepasst und entsprechend gekürzt. Die WTCR gastierte 2018 erstmals auf dem engen Stadtkurs, der fast durchgängig von Leitplanken begrenzt wird und somit kaum Fahrfehler verzeiht. „Überholen ist in Vila Real sehr schwierig“, sagt Rob Huff. „Daher ist es extrem wichtig, im Qualifying gute Ergebnisse einzufahren.“ 


Mentale Vorbereitung beginnt schon lange vor der Reise zur Rennstrecke

Technisch herrscht unter den Fahrern aus dem Team Sébastien Loeb Racing Gleichstand. Alle vier Piloten fahren 250 kW (340 PS) starke Golf GTI TCR. Während Rob Huff und Mehdi Bennani die WTCR-Strecken aber schon aus vergangenen Saisons kennen, betreten Johan Kristoffersson und Benjamin Leuchter in diesem Jahr bei fast jedem Lauf Neuland. Um die fehlenden Streckenkenntnisse so weit wie möglich auszugleichen, bereiten sich die beiden Volkswagen Piloten schon im Vorfeld intensiv auf jedes WTCR-Rennen vor.

„Meist schaue ich mir zunächst Onboard-Videos an, um einen Eindruck von der Strecke aus der Cockpit-Perspektive zu bekommen“, sagt Benjamin Leuchter, der aus der TCR Germany in den WTCR – FIA Tourenwagen-Weltcup gewechselt ist. „Zum Glück gibt es aus der WTCR ausführliches Filmmaterial zu allen Rennen des vergangenen Jahres. Besonders intensiv studiere ich die Aufnahmen aus den Cockpits von Rob Huff und Mehdi Bennani, meinen beiden Teamkollegen im Golf GTI TCR. Außerdem versuche ich schon im Vorfeld, die Streckenabschnitte zu identifizieren, in denen man überholen kann.“


Vorteile durch Rallycross und Rallyes

Das Studium von Videoaufzeichnungen verrät aber weit mehr als nur den Streckenverlauf und die Überholmöglichkeiten. „Ich versuche auch herauszulesen, wie schnell die Reifen abbauen. Diesbezüglich hat jede Strecke ihre Besonderheiten“, sagt Johan Kristoffersson. „Ich kann anhand der Videos zusätzlich erkennen, wie die Kollegen im Training mit den Reifen umgehen. Muss die Bestzeit schon in der ersten Runde fallen? Oder ist es besser, die Reifen erst eine Runde lang aufzuwärmen?“ 

Dem Schweden hilft auch, dass er zwischen den Einsätzen im Golf GTI TCR gelegentlich Rallyes im Polo GTI R5 bestreitet. „Die Wertungsprüfungen darf man sich im Training meist nur zwei Mal anschauen. Dabei habe ich gelernt, sofort ans Limit zu gehen, auch im Tourenwagen.“ Im Duell mit den WTCR-Routiniers kommt dem zweimaligen Rallycross-Weltmeister außerdem zugute, dass er sich sehr gut auf sich verändernde Streckenverhältnisse einstellen kann. „Im Rallycross wechselt die Fahrbahn ständig von Asphalt auf Schotter und zurück. Diese Erfahrung hilft mir auf Rennstrecken, auf denen im Verlauf des Trainings das Grip-Level stark variiert“, sagt Kristoffersson.

Der Stadtkurs von Vila Real ist so eine Piste. An 51 Wochen im Jahr werden die Straßen vom normalen Alltagsverkehr einer portugiesischen Kleinstadt genutzt und sind entsprechend staubig. „Sobald wir mit dem Training beginnen, wird die Fahrbahn schnell immer sauberer. Durch den Reifenabrieb nimmt der Grip zu“, erklärt Kristoffersson. „Entscheidend ist deshalb das richtige Timing für den Angriff auf die Bestzeit im Qualifying.“