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ADAC GT Masters
03.11.2020

Entfesselte Aufholjagd von GRT Grasser Racing

Das GRT Grasser Racing Team startete am vergangenen Wochenende auf dem Lausitzring in den Endspurt des ADAC GT Masters 2020. Die Liga der Supersportwagen musste ihr Gastspiel in Zandvoort bedingt durch die weltweite Coronavirus-Situation absagen und gastierte stattdessen ein zweites Mal auf der Rennstrecke in Brandenburg. Anders als beim Auftakt im Sommer wurde diesmal das 4,534 km lange Layout des Lausitzrings genutzt. Für das österreichische Team brachte die Rückkehr mit lediglich einem Top-10-Resultat nicht den erhofften Erfolg. Die starke Pace der drei Lamborghini Huracán GT3 EVO wurde in zwei turbulenten Rennen jeweils durch unglückliches Timing ausgebremst.

Nach starken Trainings gingen die Lamborghini-Werksfahrer Franck Perera und Albert Costa Balboa mit hohen Erwartungen in das Wochenende. Die Teamleader des GRT Grasser Racing Teams waren jedoch einmal mehr vom Pech verfolgt. Mit einer furiosen Aufholjagd rettete das Duo im Sonntagsrennen einen achten Platz. An die Lamborghini-Junioren Steijn Schothorst und Tim Zimmermann verteilte die Lausitz ebenfalls keine Geschenke. Ein technisches Problem kostete sie am Samstag ein mögliches Podest, sodass die Bilanz des Wochenendes sich auf Position 14 im zweiten Lauf beschränkt. Clemens Schmid und Niels Lagrange gingen als drittes Fahrerduo im Bunde nach chaotischen Rennverläufen leer aus.

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Am verregneten Freitag legten Perera und Costa Balboa mit den Positionen drei und vier in den Trainings einen optimalen Start ins Wochenende hin. Die Zielsetzung für das erste Qualifying war dementsprechend hoch. Doch am Samstagmorgen fehlte Costa Balboa im Nassen zunächst der richtige Rhythmus. Der Spanier fuhr in der Schlussphase auf Startplatz zehn und betrieb Schadensbegrenzung. Im Rennen ging es für ihn erneut nach vorne. Bis zum Fahrerwechsel hatte er sich auf Position sechs vorgearbeitet. Perera stellte in einer turbulenten zweiten Rennhälfte mit mehreren Safety-Car-Phasen den fünften Platz sicher. Nach dem Zieleinlauf sprach die Rennleitung jedoch Strafen gegen 14 der 25 klassifizierten Autos aus. Der Startnummer 63 wurden ebenfalls 30 Sekunden auf die Gesamtzeit addiert, was zum Verlust von acht Positionen führte.

Der Sonntag setzte den Spießrutenlauf für die Lamborghini-Werksfahrer zu ihrem Leidwesen unvermindert fort. Perera ging zu Beginn des zweiten Qualifyings auf Slicks raus, doch früh einsetzender Regen zwang ihn zurück an die Box. Der 36-jährige Franzose musste sich schlussendlich mit Startplatz 15 begnügen. Ein starker Start in das zweite Rennen blieb unbelohnt, nachdem er im Pulk abgedrängt wurde und auf die 24. Position zurückfiel. Bis zum Fahrerwechsel kämpfte er sich bis auf Rang 21 zurück. Costa Balboa legte im zweiten Stint auf leicht abtrocknender Strecke eine furiose Vorstellung hin. Der 30-Jährige fuhr bis auf Position acht vor und drehte eine eindrucksvolle schnellste Rennrunde, auf der er über anderthalb Sekunden schneller als der zweitschnellste Pilot im Feld war. In der Meisterschaft belegen die GT3-Routiniers vor dem Finale den siebten Platz.

Franck Perera: "Das war ein sehr hartes Wochenende für uns. Das Wetter, die Streckenverhältnisse und das Chaos haben uns das Leben sehr schwer gemacht. Das Team hat fantastische Arbeit geleistet, um das Auto bei den wechselnden Bedingungen immer wieder zu verbessern. Am Samstag hatten wir ein starkes Ergebnis, aber leider haben wir es aufgrund eines Regelverstoßes bei gelber Flagge verloren. Das zweite Rennen war ein gutes Comeback. Wir hatten einen super Boxenstopp und Albert ist ausgezeichnet gefahren. Es wäre allerdings mehr drin gewesen, wenn mir in Kurve vier niemand ins Auto gefahren wäre. Das war sehr schade, denn ich hatte einen guten Start und war bereits in den Top-10."

Albert Costa Balboa: "Das erste Qualifying war nicht mein bestes. Wir haben im Regen zuerst nicht das richtige Setup gefunden. Für das Rennen haben wir einen großen Schritt gemacht und sind in die Top-5 gefahren. Die Strafe war sehr schade. Am Sonntag war Franck im Zeittraining chancenlos und wurde dann am Start des zweiten Rennens abgedrängt. Ich habe das Auto auf Position 20 übernommen und wirklich alles gegeben. Die Balance war super und ich war einfach sauer, dass wir so weit hinten waren. Ich wollte allen zeigen, dass wir mehr können und habe mich so in die Top-10 zurückgekämpft. Nach einem schwierigen Rennen habe ich mich darüber sehr gefreut, aber das Team verdient mehr als einen achten Platz. Hoffentlich haben wir in Oschersleben ein sauberes Wochenende."

Nach zwei Pole Positions in der Saison 2020 zeigte Schothorst auch im Qualifying am Samstag als bester Lamborghini-Pilot im Feld auf. Der Niederländer bewies seine Qualitäten im Regen und stellte den Lamborghini Huracán GT3 EVO mit der Startnummer 82 auf die sechste Startposition. Mit einem starken Start stürmte er im Rennen sofort auf Platz drei vor. Der 26-Jährige hielt Kurs auf ein Top-Resultat, bis er und Zimmermann beim Fahrerwechsel von einem Defekt gestoppt wurden. Der Teamkollege verlor über eine halbe Minute, bis er das Rennen wieder aufnehmen konnte und fiel dadurch an das Ende des Feldes zurück. Zimmermann sah die Zielflagge nach einer Stunde Rennzeit auf Position 22.

Im zweiten Qualifying sorgte der 24-jährige ADAC GT Masters-Rookie als 13. einmal mehr für den bestplatzierten Lamborghini Huracán GT3 EVO im Feld der 30 GT3-Boliden. In der Startphase fand er sich jedoch wie Perera zur falschen Zeit am falschen Ort wieder und wurde nach einem Ausritt zurückgeworfen. Bis zum Fahrerwechsel kämpfte sich Zimmermann auf die 21. Position zurück. Schothorst nutzte die Mischbedingungen in der zweiten Rennhälfte, um bis auf Platz 14 vorzufahren und damit zumindest noch ein Punkteresultat für die Gesamtwertungen sicherzustellen. Vor dem Showdown in Oschersleben liegt das Duo auf Rang zwölf. Zimmermann ist mit 31,5 Zählern Vorsprung außerdem auf Titelkurs in der Juniorwertung für Fahrer unter 25 Jahren.

Steijn Schothorst: "Der Regen hat uns von Anfang an Probleme bereitet. Wir hatten mit dem Setup ein paar Schwierigkeiten und ich war mit Platz sieben im ersten Qualifying daher sehr zufrieden. Das war das Maximum. Der Start verlief vielversprechend und mit Position drei war ich besser als erwartet unterwegs. Nach dem Defekt beim Boxenstopp war unser Rennen aber leider gelaufen. Tim ist letztendlich nur noch einmal rausgefahren, um Erfahrung zu sammeln. Am Sonntag ist ihm ein sehr gutes Qualifying gelungen, aber der Rennstart verlief leider nicht nach Plan. Er hat sich wieder zurückgekämpft, aber unser Rennen war trotzdem entschieden. Das einzig Schöne war, dass wir auf abtrocknender Strecke im zweiten Stint wieder einmal sehr schnell waren."

Tim Zimmermann: "Das Wochenende lief sehr unglücklich. Im ersten Rennen waren wir super unterwegs, aber nach dem Fahrerwechsel konnte ich den Motor nicht mehr starten. Das war extrem frustrierend, denn wir haben bis zu diesem Zeitpunkt um das Podest gekämpft. Der Sonntag lief ebenfalls enttäuschend. Ich habe einen schlechten Start erwischt, bin leicht auf die Wiese gekommen und war danach fast Letzter. Wir haben uns danach zurückgekämpft und im Trockenen gesehen, dass der Lamborghini wieder richtig gut ging. Der einzige andere positive Aspekt war, dass ich meine Führung in der Juniorwertung trotzdem ausbauen konnte. Ich hoffe, dass die Bedingungen in Oschersleben besser sind und wir noch einmal an der Spitze angreifen können."

Mit dem ersten Top-10-Resultat in der Tasche reisten Schmid und Lagrange mit Rückenwind vom Red Bull Ring nach Brandenburg. Die Rückkehr an den Lausitzring gestaltete sich für die Fahrerpaarung der Startnummer 19 allerdings schwieriger als erwartet. ADAC GT Masters-Neuling Lagrange fehlten im Regen die Erfahrungswerte mit dem Lamborghini Huracán GT3 EVO. Der Belgier beendete das erste Qualifying als 29. Im Rennen war die Pace wenige Stunden später deutlich besser. Lagrange arbeitete sich durch das Feld, hatte dabei jedoch einen Kontakt mit einem Gegner, der zu einer Strafe führte. Er übergab das Auto auf der 21. Position an Schmid. Der 30-Jährige machte Boden gut und lag auf Rang 18, als ihm ein Fahrfehler unterlief der sein Rennen beendete.

In der Qualifying-Lotterie am Sonntag gehörte auch Schmid nicht zu denjenigen, die das große Los zogen. Der Österreicher kämpfte bei den schwierigen Bedingungen mit dem Setup und landete im Grid auf Startplatz 28. In der Anfangsphase des Rennens machte er kontinuierlich Boden gut, bis er im Zweikampf von einem Rivalen gedreht wurde. Am Ende des Feldes begann das Rennen für ihn und Lagrange mit großem Rückstand wieder von vorne. Wie bei den Teamkollegen ging es auch für sie trotz aller Widerstände noch einmal vorwärts. Die Aufholjagd endete für sie auf der 20. Position.

Clemens Schmid: "Der Freitag lief noch ganz gut, aber die Rennen waren leider enttäuschend. Am Samstag war es eigentlich schon nach ein paar Runden gelaufen, als wir die Durchfahrtsstrafe kassiert haben. Ich habe dann später beim Versuch einen BMW zu überholen einen Fehler gemacht und bin ins Kiesbett gerutscht. Wir hatten nichts mehr zu verlieren und ich habe einfach etwas zu viel riskiert. Im Qualifying am Sonntag hatte ich Schwierigkeiten, den Regenreifen auf Temperatur zu bekommen. Für das Rennen haben wir das Setup besser im Griff gehabt und das Auto lief perfekt, bis ich von einem Konkurrenten umgedreht wurde. Wir sind danach trotzdem noch relativ gut nach vorne gekommen, aber wir hatten uns natürlich mehr erhofft."

Teamchef Gottfried Grasser: "Wir hatten uns für die Rückkehr an den Lausitzring deutlich mehr erhofft. Es hat uns sehr gewundert, dass wir bei viel Wasser auf der Rennstrecke solche Schwierigkeiten hatten, den Reifen ans Arbeiten zu bekommen. Dadurch haben wir uns bei den Bedingungen etwas schwer getan. Am Sonntag war es deutlich besser. Im Qualifying haben wir leider das richtige Zeitfenster verpasst, aber im Rennen lief es dafür ziemlich gut. Die schnellste Rennrunde von der Startnummer 63 war bemerkenswert, da kam niemand heran. Bei auftrocknender Strecke hat der Reifen gut funktioniert und wir waren sehr gut dabei. Die Aufholjagd von Albert war sehr stark, aber leider war es für uns trotzdem ein Wochenende zum Abhaken. Wir schauen deshalb lieber auf Oschersleben. Finale bedeutet für uns volle Attacke, denn wir wollen die Saison mit einem Erfolgserlebnis abschließen."
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