Dank eines umfangreichen Hygiene- und Gesundheitskonzepts konnten bis zu 5.000 Zuschauer am Tag auf den Tribünen das Geschehen live vor Ort genießen – eine weit kleinere Kulisse als in den Vorjahren und doch weitaus mehr, als in diesem Jahr bislang möglich. Denn das Oldtimer-Festival am Nürburgring war die erste deutsche Sportveranstaltung des Jahres, bei der Zuschauer in nennenswertem Umfang auf den Rängen mitfiebern durften.
Den AvD-Oldtimer-Grand-Prix nicht nur als Treffen legendärer und schöner historischer Rennwagen möglich zu machen, sondern auch Zuschauer vor Ort begrüßen zu können, dazu war ein mehrmonatiger Kraftakt nötig. Die Veranstaltergemeinschaft und der Nürburgring haben dabei ein tragfähiges Gesundheitskonzept entwickelt und mit den zuständigen Behörden abgestimmt. „Wir sind stolz, dass es uns gelungen ist, an diesem Wochenende Zuschauer begrüßen zu dürfen“, erklärt Ludwig Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, Präsident des Automobilclub von Deutschland AvD. „Wir freuen uns über die Genehmigung seitens der zuständigen Behörden und bedanken uns bei allen Beteiligten für die konstruktive Zusammenarbeit.“ Begleitet von großem Medieninteresse wurde das Konzept diszipliniert und konsequent umgesetzt. „Uns ist bewusst, dass wir an diesem Wochenende Vorreiter waren und im Fokus der Aufmerksamkeit standen“, so der AvD Präsident. „Deshalb sind wir sehr zufrieden, dass sich alle Beteiligten – Teilnehmer, Offizielle und Zuschauer – an die Regeln gehalten und so ihren Beitrag zu einer sicheren Veranstaltung geleistet haben. Uns ist etwas gelungen, was bislang nicht für möglich gehalten wurde und ich hoffe, dass wir damit ein Wegbereiter für andere große Veranstaltungen sein konnten.“
Auch bei den Verantwortlichen des Nürburgrings, die zu diesem besonderen Erfolg beitrugen, herrschte Erleichterung: „Zum ersten Mal gab es 2020 unter Corona-Bedingungen Zuschauer am Nürburgring. Ein besonderer Moment, den die Kreisverwaltung Ahrweiler auf Basis unseres Konzepts mit einer Ausnahmegenehmigung ermöglicht hat“, resümiert Nürburgring-Geschäftsführer Mirco Markfort. „Die Organisatoren des AvD-Oldtimer-Grand-Prix, die Teams, die Fahrer sowie die Fahrzeuge und insbesondere das vorbildliche Publikum haben am Wochenende zu einer gelungenen Premiere beigetragen. Fest steht: Das Konzept hat in der Praxis funktioniert. Nun müssen wir schauen, welche Möglichkeiten dies für die kommenden Veranstaltungen eröffnet.“
Einhellige Freude über das Racing trotz Corona
Wer an diesem Wochenende an den Nürburgring kam, musste sich besonderen Regeln unterwerfen: Mindestabstand, Mund-Nase-Schutz, Hygieneregeln – auf den Tribünen und im Fahrerlager galt: Safety first. Und obwohl ihnen diesmal nur der feste Sitzplatz auf der Tribüne blieb, ließen sich die Zuschauer vom Geschehen auf der Strecke begeistern. „Wenn diese Autos ihre Runden drehen, dann faszinieren sie das Publikum“, resümierte Jacky Ickx (76). Die belgische Formel-1-Ikone fuhr am Wochenende im neuen Formel-1-Sonderlauf den Ferrari 312 B3, mit dem er 1972 den Großen Preis von Deutschland am Ring gewann. Er freute sich über die Gelegenheit im Renntempo unterwegs zu sein: „Auch wenn wir an diesem Wochenende vor einer kleineren Kulisse fahren und im Sinne der Sicherheit auf besondere Regeln achten müssen, bleibt solch ein Oldtimer-Rennen etwas ganz Besonderes für das Publikum und auch für die Aktiven. Der AvD hat großartige Arbeit geleistet, dieses Event unter diesen besonderen Voraussetzungen möglich zu machen.“Im gleichen Lauf präsentierte der vierfache Le-Mans-Sieger Marco Werner einen Lotus 77 John Player Special und freute sich ebenfalls: „Wir hatten vier Monate Stillstand, in denen wir vieles verpasst haben und einige wichtige Veranstaltungen ausgefallen sind. Nun geht es wieder los. Schön, dass der AvD es geschafft hat, 5.000 Zuschauer am Tag möglich zu machen.“ Ex-DTM- und Sportwagen-Pilot Kris Nissen, der im Feld der Tourenwagen Classic einen Gruppe-A-BMW M3 E30 aus der DTM bewegte, fasste zusammen: „Ich muss den Veranstaltern im Namen von allen Teilnehmern ein Riesenkompliment machen: Dankeschön, dass sie es gemeinsam mit dem Nürburgring möglich gemacht haben, dass wir hier fahren.“
100 Jahre Motorsport auf der Strecke
Nicht nur die verkleinerte Zuschauerkulisse machte diesen 48. AvD-Oldtimer-Grand-Prix zu einer außergewöhnlichen Auflage des großen Klassik-Festivals. Auch das Programm unterschied sich von den Vorjahren. So konnte etwa mit den Sonderläufen der Formel-1-Legenden der 70er- bis 90er-Jahre ein neues Highlight präsentiert werden, bei dem vor allem die Ferrari-Modelle aus der Königsklasse zu sehen waren. Auch das zweistündige AvD/Dunlop Historic Endurance Cup am Sonntagmorgen war neu im Programm und fand regen Zuspruch. In anderen Starterfeldern wurden einige internationale Starter schmerzlich vermisst, deren fest geplante Teilnahme durch die Pandemie-Situation verhindert wurde. Dennoch waren auch traditionell international besetzte Rennen, wie das der zweisitzigen Rennwagen und GT bis 1960/61 mit seinen Le-Mans- und Langstrecken-Ikonen mit faszinierenden Fahrzeugen besetzt.„Mit über 300 historischen und modernen Rennwagen aus fast allen Epochen des Rundstreckensports, darunter viele Unikate und legendäre Modelle, kamen die Zuschauer ganz bestimmt auf ihre Kosten“, fasst AvD Sportpräsident Volker Strycek zusammen. Der ehemalige DTM-Pilot griff am Steuer eines STW-Opel Vectra des Irmler-Teams auch selbst ins Geschehen ein und konnte sich so auch aus der Cockpit-Perspektive ein gutes Bild machen. „Natürlich war das Programm den Umständen entsprechend anders als in den Vorjahren“, sagt der erfolgreiche Rennfahrer und Motorsport-Manager. „Doch auch wenn einige internationale Teilnehmer uns nur über den Livestream verfolgen konnten, statt selbst dabei zu sein, haben wir eine tolle Mischung mit sehr vielen attraktiven Fahrzeugen auf die Strecke gebracht.“
Dazu gehörten etwa die Vorkriegsrennwagen der Vintage Sports Car Trophy, wo mit Ulrich Sauer (Iserlohn) ein Teilnehmer der ersten Stunde ins Volant griff: Der 78-jährige war zum 48. Mal beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix am Start und ging diesmal mit Enkeltochter Anna Schneider (23) an den Start, der er den Umgang mit der diffizilen Vorkriegstechnik näher brachte. Den modernen Abschluss des Programms bildeten die zeitgenössischen GTs des International Audi R8 LMS Cups und der FCD Racing Series mit ihren Ferrari-Modellen. So war an diesem Wochenende eine motorsportliche Zeitreise von den 20ern bis heute möglich.