Ihre Teamkollegen Richard Lietz (Österreich) und Gianmaria Bruni (Italien) kämpften sich vom vierten Startplatz bis auf die zweite Position nach vorne. Für den Sportwagenhersteller ist es der dritte Erfolg im achten WEC-Rennen mit dem neu entwickelten, gut 515 PS starken 911 RSR. Porsche hatte vor über 14 Monaten bereits den Saisonauftakt im britischen Silverstone gewonnen – damals überquerten Lietz/Bruni die Ziellinie vor Estre/Christensen. Das französisch-dänische Duo hatte sich schon im August mit dem Sieg beim Sechsstundenlauf in Spa-Francorchamps revanchiert.
„Wir konnten die erste Saison unseres aktuellen 911 RSR so beenden, wie wir sie vor einer gefühlten Ewigkeit in Silverstone begonnen haben: mit einem Doppelsieg in der FIA Langstrecken-WM“, betont Fritz Enzinger, Leiter Porsche Motorsport. „Mit insgesamt drei Siegen in der Debütsaison haben wir das Potenzial dieses Rennwagens klar aufgezeigt. Hierfür gilt mein großer Dank allen Beteiligten an der Strecke in Bahrain ebenso wie in unserem Workshop daheim in Weissach.“
Beim heutigen Saisonfinale konnte Porsche beide GT-Klassen gewinnen: Porsche-Markenbotschafter Jörg Bergmeister (Deutschland), Porsche Mobil 1 Supercup-Gewinner Larry ten Vorde (Niederlande) und Egidio Perfetti (Norwegen) siegten für das Kundenteam Project 1 in der GTE-Am-Kategorie.
Ebenso wie die beiden konkurrierenden Werksteams in der GTE Pro-Klasse hatte Porsche die Strategie für die beiden 911 RSR vor dem Saisonfinale gesplittet, da der 5,412 Kilometer lange Grand-Prix-Kurs von Sakhir für seinen aggressiven Asphaltbelag bekannt ist. Estre und Christensen durften im Qualifying ihre Zeitrunden jeweils auf neuen Pneus von Michelin in Angriff nehmen und sicherten sich damit die Pole-Position. Lietz und Bruni hingegen teilten sich einen Satz Reifen. Mit Startplatz vier waren sie die schnellsten unter den drei Fahrzeugen, die auf die selbe Taktik gesetzt hatten. Ihr Vorteil: Im Rennen konnten sie hierdurch auf einen Satz frischer Pneu mehr zurückgreifen.
Das Achtstundenrennen war dementsprechend von der Reifenstrategie geprägt. Es begann bei hohen Luft- und Asphalttemperaturen am Tag und führte in die kühlere Nacht. Startfahrer Estre übernahm sofort die Führung. Die Spitzenposition musste der Nummer-92-Porsche nur einmal kurz abgeben: Beim ersten Tankstopp hatte das Schwesterauto nur zwei Reifen gewechselt und stand hierdurch entsprechend kürzer. Der dritte, wegen einer „Full Course Yellow-Situation“ vorgezogene Boxenhalt verlief für die Nummer 91 weniger wunschgemäß: Die Neutralisationsphase wurde schneller als erwartet wieder aufgehoben, der erhoffte Vorteil stellte sich nicht ein. Als zur Halbzeit des an Zwischenfällen armen Saisonfinales das Safety-Car zu seinem einzigen Einsatz auf die Strecke ging, konnte der 911 RSR von Lietz und Bruni wieder zur Spitze aufschließen. Auf abkühlendem Asphalt übernahm das Duo gut drei Stunden vor Rennende die zweite Position hinter Estre und Christensen und brachte den Doppelerfolg sicher ins Ziel.
In der GT-Herstellerwertung der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft hat Porsche mit diesem Ergebnis seinen zweiten Platz manifestiert.
Auch in der GTE-Am-Wertung, in der fünf 911 RSR des Baujahrs 2017 an den Start gingen, standen zwei Porsche-Teams auf dem Podium. Jörg Bergmeister, Larry ten Vorde und Egidio Perfetti siegten. Porsche-Junior Jaxon Evans (Neuseeland), der Deutsche Marco Holzer und Khaled Al Qubaisi (Vereinigte Arabische Emirate) fuhren im 911 RSR von Dempsey Proton Racing auf Klassenrang drei. Außerdem gingen die Plätze fünf, sechs und sieben in der Kategorie GTE-Am an Porsche-Kundenteams.
Alexander Stehlig (Einsatzleiter FIA WEC): „Ein fantastisches Rennen – ,all in‘ für Porsche! Pole-Position, Doppelsieg in der Pro-Wertung und Platz eins in der Am-Klasse, was wollen wir mehr? Die Autos lagen von der Balance her super und anders als bei den anderen traten bei uns keine Probleme auf. Wir hatten ein langes, hartes Jahr mit einigen Rückschlägen. Umso wunderbarer ist es, dass wir mit diesem Erfolg in die Winterpause gehen können. Das war eine ,Summa cum laude‘-Leistung des gesamten Teams. Die Motivation nehmen wir mit jetzt mit und strengen uns an, damit wir im kommenden Jahr beim Saisonauftakt in Sebring an diese Vorstellung anknüpfen können.“
Kévin Estre (Porsche 911 RSR #92): „Ein sehr wichtiger Doppelsieg für Porsche. Leider konnten wir die Meisterschaft nicht mehr gewinnen, aber das stand schon vor diesem Wochenende fest. Wir haben beim Start Platz eins verteidigt und fast jede einzelne Runde geführt – obwohl wir durch das Safety-Car zur Halbzeit unseren Riesenvorsprung eingebüßt haben. Danach mussten wir richtig arbeiten, um unseren Vorsprung wieder auszubauen. Es gab mehrere Reifenstrategien. Das Schwesterauto hatte sich zu Beginn frische Pneus aufgespart, wir wollten mit den Reifen möglichst konstant durch das Rennen fahren. Am Ende wurde es zwischen uns nochmal spannend. Ich bin sehr sehr stolz auf dieses Team.“
Michael Christensen (Porsche 911 RSR #92): „Großartig, dass wir die Saison mit einem Doppelsieg ausklingen lassen können. Auch im vergangenen Dezember waren wir hier in Bahrain ziemlich gut, hatten aber ein technisches Problem. Das ist nun die Revanche. Schön, dass dieses Jahr auf diese Weise endet.“
Gianmaria Bruni (Porsche 911 RSR #91): „Platz eins und zwei – das war für Porsche in tolles Wochenende. Nach den 24 Stunden von Le Mans kommt dieses Resultat genau richtig. Das Team hat ein großartiges Comeback abgeliefert. Unsere Strategie passte gut, Richard ist klasse gefahren und ich hatte auch einige spannende Duelle auf der Strecke, bei der ich mehrere Auto überholen konnte.“
Richard Lietz (Porsche 911 RSR #91): „Ein wunderschönes Rennen, ich bin happy für das Porsche Team. Erster und Zweiter: Wir haben mit einer super Strategie alles richtig gemacht. Ich bin sehr stolz, wie wir das Wochenende angegangen sind. Im Qualifying einen frischen Reifensatz für das Rennen aufzusparen, war für uns der Schlüssel. Dass wir dieses Ergebnis dann im Sinne des Teams nach Hause fahren, ist ok, denn es gehört zum Rennsport dazu.“
Larry ten Voorde (Porsche 911 RSR #56): „Unglaublich – mein zweiter Klassensieg in der WEC und das schon wieder in Bahrain! Danke an Egidio Perfetti und Jörg Bergmeister, dass ich mit ihnen fahren durfte. Ich habe richtig gepusht. Nach einer Berührung beim Überrunden eines anderen Auto wurde es am Ende noch einmal richtig eng für uns. Das schöne Ende einer Mega-Saison.“
Jörg Bergmeister (Porsche 911 RSR #56): „Was soll ich sagen? Ich habe Egidio schon vor dem Rennen versprochen, dass wir hier gewinnen. Er hat ebenso wie Larry einen super Job gemacht. Mein Part in der Mitte des Rennen war eigentlich ziemlich easy. Der Porsche lag gut, perfektes Teamwork – ein verdienter Sieg.“
Jaxon Evans (Porsche 911 RSR #88): „Mir fehlen gerade die Worte. Mein Debüt in der Langstrecken-WM hat richtig Spaß gemacht. Wir wussten nach dem Freien Training, dass wir über ein schnelles Auto verfügen. Im Qualifying haben wir einen Satz frischer Reifen aufgespart. Schön, dass uns der Sprung aufs Podium gelungen ist.“
Ergebnis Klasse GTE-Pro
1. Christensen/Estre (DK/F), Porsche 911 RSR #92, 235 Runden2. Lietz/Bruni (A/I), Porsche 911 RSR #91, 235 Runden
3. Rigon/Molina (I/E), Ferrari 488 GTE #71, 235 Runden
Ergebnis Klasse GTE-Am
1. Bergmeister/Perfetti/ten Voorde (D/N/NL), Porsche 911 RSR #56, 232 Runden2. Perrodo/Collard/Nielsen (F/F/DK), Ferrari 488 GTE Evo #83, 232 Runden
3. Evans/Holzer/Al Qubaisi (NZ/D/UAE), Porsche 911 RSR #88, 232 Runden