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Sportwagen Allgemein
18.10.2020

Porsche GT Team feiert beim „Petit Le Mans“ den ersten Saisonsieg

Beim „Petit Le Mans“ auf der Rennstrecke Road Atlanta erzielte das Porsche GT Team den ersten Sieg in der laufenden Saison der IMSA WeatherTech SportsCar Championship. Die Werksfahrer Nick Tandy (Großbritannien), Frédéric Makowiecki (Frankreich) und Matt Campbell (Australien) entschieden das über zehn Stunden gehende Rennen im US-Bundesstaat Georgia mit dem knappen Vorsprung von 1,779 Sekunden für sich.

Der zweite Porsche 911 RSR in der Klasse GTLM, gefahren von Laurens Vanthoor (Belgien), Earl Bamber (Neuseeland) und Mathieu Jaminet (Frankreich), wurde in der turbulenten Schlussphase in einen Unfall verwickelt und erreichte das Ziel auf Rang fünf. Porsche belegt in der GTLM-Herstellerwertung der Meisterschaft nach neun von elf Rennen den dritten Platz.

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Aufgrund von Safety-Car-Phasen verloren sich die Spitzenteams der Kategorie GTLM während des gesamten „Petit Le Mans“ buchstäblich nie aus den Augen. Meist umrundeten sie die 4,088 Kilometer lange Rennstrecke im Abstand von wenigen Sekunden. Die Führung wechselte mehrfach, abhängig vom individuellen Boxenstopp-Turnus. Kurz vor Halbzeit des Rennens überstand Matt Campbell einen Schreckmoment, als sein Porsche 911 RSR mit der Nummer 911 durch eine leichte Kollision in einen Dreher gezwungen wurde. Dabei wurde das 515 PS starke Werksauto aus Weissach glücklicherweise nur leicht beschädigt. Der junge Australier konnte das Rennen fortsetzen.

Im Schwesterauto mit der Startnummer 912 fuhr Laurens Vanthoor die schnellste Runde aller GTLM-Teams. Die Mannschaft verlor allerdings rund 30 Sekunden, verursacht von einer Durchfahrtsstrafe, die Mathieu Jaminet für eine leichte Kollision mit einem GTLM-Konkurrenten erhielt. Dadurch übernahm die Startnummer 911 die Aufgabe, den direkten Kontakt zum jeweils Führenden zu halten. Als der lange an der Spitze fahrende BMW eine halbe Stunde vor Rennende außerplanmäßig die Box anlaufen musste, war Frédéric Makowiecki zur Stelle und übernahm die Führung.

Die Spitzenposition ließ sich der Franzose auch durch zwei weitere Restarts nach Safety-Car-Phasen nicht mehr abnehmen. Die letzte Neutralisierung nur vier Minuten vor Ende der regulären Renndauer wurde durch eine Kollision ausgelöst, in die auch der Porsche 911 RSR mit der Startnummer 912 verwickelt war. Laurens Vanthoor konnte mit dem beschädigten Auto zwar ins Ziel fahren, verlor aber zwei Runden. Das Rennen wurde schließlich nicht mehr freigegeben und hinter dem Safety-Car beendet.

Auch in der GTD-Klasse für Fahrzeuge nach FIA GT3-Reglement konnte sich kein Team entscheidend absetzen. Nach zehn Stunden waren die sieben schnellsten Fahrzeuge noch innerhalb einer Runde. Der Porsche 911 GT3 R des Kundenteams Wright Motorsports fuhr auf Rang vier durchs Ziel. Am Lenkrad wechselten sich der US-amerikanische Porsche-Werksfahrer Patrick Long, dessen Landsmann Ryan Hardwick und der Belgier Jan Heylen ab. Auf Rang fünf wurde der 500 PS starke Porsche 911 GT3 R des Kundenteams Pfaff Motorsports gewertet, den sich Porsche-Entwicklungsfahrer Lars Kern (Weissach), der Norweger Dennis Olsen und der Kanadier Zacharie Robichon teilten.

Der nächste und vorletzte Lauf zur IMSA WeatherTech SportsCar Championship findet am 1. November 2020 in Laguna Seca im US-Bundesstaat Kalifornien statt.

Pascal Zurlinden (Gesamtprojektleiter Werksmotorsport): „Ein fantastisches Resultat für das Team. Wir haben in dieser IMSA-Saison schon viele Rückschläge einstecken müssen. Dieser Sieg beim ‚Petit Le Mans‘ ist der Lohn für die harte Arbeit, die jeder im Team geleistet hat. Das gilt für die Mannschaft hier in den USA ebenso wie für unser Team in Weissach.“

Steffen Höllwarth (Einsatzleiter IMSA Championship): „Endlich ist der Knoten geplatzt. Es waren harte und intensive zehn Stunden mit Höhen und Tiefen. Wir hatten kleinere Rückschläge zu verkraften, aber haben uns dadurch nie aus der Ruhe bringen lassen und waren zum Schluss zur Stelle, als alles gezählt hat. Ich freue mich für die Jungs. Leider hatten wir mit der Startnummer 912 im Kampf um den GTLM-Sieg beim Überrunden eines GTD-Fahrzeugs einen Unfall, sonst hätten wir ein noch besseres Ergebnis einfahren können. Nichtsdestotrotz ein großes Kompliment an die ganze Mannschaft. Heute hatten wir an der einen oder anderen Stelle auch einmal das nötige Rennglück, das uns in der Vergangenheit gefehlt hat. Wir freuen uns über den Sieg und auf die letzten beiden Saisonrennen.“

Nick Tandy (Porsche 911 RSR #911): „Das ‚Petit Le Mans‘ war insbesondere gegen Ende extrem spannend. Wir haben mit einer riskanten Strategie den Kontakt zur Spitze gehalten. Zu Rennbeginn hatten wir den einen oder anderen Zwischenfall, aber die letzten Stunden sind perfekt gelaufen. Nach den Problemen, die wir in diesem Jahr schon gehabt haben, wären wir mit einer Podiumsplatzierung schon glücklich gewesen. Fred tatsächlich auf Platz eins ins Ziel fahren zu sehen, war ein sehr emotionaler Moment.“

Frédéric Makowiecki (Porsche 911 RSR #911): „Ein wirklich unerwartetes Ergebnis. Im regulären Rennverlauf waren wir nicht in der Position, um den GTLM-Sieg zu kämpfen. Wir waren aber zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Dies ist ein ganz spezieller Moment für mich. Zusammen mit Nick habe ich das ‚Petit Le Mans‘ schon einmal gewonnen. Dieses Mal war Matt Teil unseres Teams, er hat einen tollen Job abgeliefert. Wir haben das ganze Rennen über attackiert, wir hätten nicht eine Zehntelsekunde schneller fahren können.“

Matt Campbell (Porsche 911 RSR #911): „Ehrlich gesagt, mit so einem Rennverlauf hätte ich vor dem Start niemals gerechnet. Wir haben Höhen und Tiefen durchgemacht, aber am Ende ein fantastisches Rennen abgeliefert. Dieser Sieg ist etwas ganz Spezielles, ich bin überglücklich.“

Laurens Vanthoor (Porsche 911 RSR #912): „Ich bin enttäuscht. Wir haben beim vorletzten Boxenstopp etwa 15 Sekunden verloren, als uns ein anderes Fahrzeug behindert hat. Nach der letzten Safety-Car-Phase lagen wir auf der dritten Position, und es galt noch drei Runden zu absolvieren. Nachdem ich schnell eine Corvette überholen konnte, wollte ich auch noch an einem GTD-Auto vorbei. Obwohl ich bereits komplett daneben war, lenkte der andere Fahrer trotzdem ein. Unsere Autos haben sich berührt und wir haben uns beide gedreht. Natürlich bin ich ein Risiko eingegangen, schließlich wollte ich gewinnen. Ich glaube, ich würde in einer ähnlichen Rennsituation jederzeit wieder so entscheiden. Aber es hat einfach nicht funktioniert.“

Earl Bamber (Porsche 911 RSR #912): „Ich bin traurig, dass unser Tag so endete, denn eigentlich hätte es ein großartiger Doppelsieg für Porsche werden können. Nach den Problemen, die wir hatten, hat uns Laurens mit einer tollen Leistung wieder an die Spitze herangefahren. Leider sind wir dafür nicht belohnt worden. Aber es ist großartig für das Team, dass wir unseren ersten Saisonsieg erzielt haben.“

Mathieu Jaminet (Porsche 911 RSR #912): „Wir hatten ein schwieriges Rennen mit vielen Rückschlägen und Pech. Wir haben hart gearbeitet und sind immer wieder zurückgekommen. Es ist wirklich sehr schade, dass unser Tag so enden musste. Auf der anderen Seite bin ich sehr froh, dass Laurens den Unfall ohne Probleme überstanden hat. Der Sieg der Startnummer 911 ist ein großartiger Erfolg für Porsche und das gesamte Team.“
 
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