Der 2,3 Kilometer kurze Stadtkurs zwischen Dutzendteich und Max-Morlock-Stadion hat lediglich vier Kurven. Dennoch gilt die Strecke als eine der schwierigsten im DTM-Kalender. Traktion ist genauso gefragt wie maximale Bremsperformance, guter Top-Speed genauso wie ein optimales Handling in der Schikane. Auch die Bodenwellen, die sich jedes Jahr verändern, spielen eine entscheidende Rolle. Und keine andere DTM-Rennstrecke beansprucht das Material über die Renndistanz so sehr.
ABT Technikchef Florian Modlinger und seine Crew wissen ganz genau, worauf es am Norisring ankommt und an welchen Stellschrauben sie drehen müssen – auch wenn der Audi R8 LMS zum ersten Mal auf dem Stadtkurs startet und ganz andere Voraussetzungen mitbringt als die Rennfahrzeuge, die ABT Sportsline bisher in der DTM auf dem Norisring einsetzte.
25 DTM-Rennen hat das Team auf dem Norisring seit 2000 bestritten, dabei zwölf Podiumsplatzierungen geholt und das prestigeträchtigste Rennen der DTM bisher dreimal gewonnen – auf der Strecke sogar viermal.
Unvergessen ist vor allem der erste Norisring-Sieg im Jahr 2002: Das ganze Rennen über lieferte sich Laurent Aiello mit dem von ABT Sportsline in Eigenregie entwickelten Abt-Audi TT-R ein packendes Duell mit „Mister DTM“ Bernd Schneider im Werks-Mercedes. In der letzten Kurve gelang Aiello unter dem Jubel der Fans das entscheidende Überholmanöver.
Es sollten 14 lange Jahre vergehen, ehe Audi ein weiteres Mal beim Heimspiel auf dem Norisring siegte. Wieder hieß das siegreiche Team ABT Sportsline – und das gleich zweimal: Edoardo Mortara siegte 2016 am Samstag, Nico Müller am Sonntag.
2013 hatte Mattias Ekström die Ziellinie als Sieger überquert und die vielen Audi-Fans auf den Tribünen jubeln lassen. Der Schwede wurde wegen der berühmten „Wasserflaschen-Affäre“ jedoch nachträglich aus der Wertung genommen, und es gab – erst zum zweiten Mal in der Geschichte der DTM – ein Rennen ohne Sieger.
Ekström war auf dem Norisring immer extrem stark, stand für ABT Sportsline achtmal auf dem Podium, konnte sich seinen großen Traum vom Norisring-Sieg aber nie erfüllen.
Für Kelvin van der Linde geht es an diesem Wochenende um einen anderen Traum: Er möchte sich in seiner ersten DTM-Saison auf Anhieb den Fahrertitel sichern.
Stimmen vor dem DTM-Finale auf dem Norisring
Thomas Biermaier (Teamchef Team ABT Sportsline): „Der Norisring ist unser Heimrennen. Wir kommen jedes Jahr gerne nach Nürnberg und waren sehr enttäuscht, als das Rennen im vergangenen Jahr Corona-bedingt ausfallen musste. Es ist toll, dass der Norisring zurück im Kalender ist – und das auch noch als Finale und mit Zuschauern. Die Atmosphäre in Nürnberg ist immer einzigartig. Es werden am Wochenende sehr viele Fans, Freunde und Partner von ABT Sportsline kommen und uns die Daumen drücken. Wir sind erstmals seit 2003 wieder als Privatteam in der DTM gestartet und die Saisonbilanz ist schon jetzt positiv. Aber das ganz große Ziel, unseren ersten DTM-Fahrertitel seit 2009, haben wir noch vor Augen. Jeder im Team ist top motiviert, es zu schaffen – nach dem letzten Sonntag in Hockenheim sogar noch mehr.“ Kelvin van der Linde (ABT Audi R8 LMS #3): „Das wird ein grandioses Finale, wie es sich alle Fans und Fahrer gewünscht haben. Ich erwarte einen coolen Battle mit Liam Lawson, den ich am Norisring als unseren Haupt-Konkurrenten sehe. Wir müssen versuchen, in beiden Rennen gut zu punkten, dann ist noch alles drin. Man hat in Hockenheim gesehen, wie schnell sich die Punktesituation drehen kann, und ich gehe davon aus, dass noch viel passieren wird. Ich kenne den Norisring aus dem Scirocco Cup 2013. Das ist eine Weile her und ich muss mich im Freien Training mit dem GT3-Auto noch etwas einschießen – aber das sollte kein Problem sein. Ich bin zuversichtlich für das Finale.“
Mike Rockenfeller (ABT Audi R8 LMS #9): „Für uns als Team und für Kelvin ist es natürlich ein sehr wichtiges Rennen. Wir werden alles daransetzen, erfolgreich zu sein – auch für Manuel, der bis dahin hoffentlich mit seiner Genesung schon wieder einen guten Schritt weiter ist, auch wenn er nicht dabei sein kann. Die Strecke ist sehr speziell und kritisch vor allem, wenn es regnen sollte mit all den Markierungen und Linien. Man muss abwarten, welche Bedingungen herrschen. Wir sind am Norisring sonst immer im Sommer gefahren, jetzt spät im Jahr. Ich bin sehr gespannt, wie es dort mit dem GT3-Auto sein wird. Ich erwarte, dass es dort wie immer extrem eng wird. Ich persönlich möchte alles dafür tun, dem Team zu helfen.“
Lucas di Grassi (ABT Audi R8 LMS #37): „Nach meinem ersten DTM-Wochenende, bei dem ich viel gelernt habe, freue ich mich auf dem Norisring und das Finale. Ich hoffe, erneut Spaß zu haben und jedes Mal etwas zu lernen, wenn ich im Auto sitze. Etwas Erfahrung habe ich auf der Strecke: Ich bin dort in der Formel 3 und zweimal im TT Cup gestartet. Aber natürlich wird es mit dem GT-Auto etwas völlig anderes sein.“
Sophia Flörsch (ABT Audi R8 LMS #99): „Leider ist am Norisring schon das Finale. Die DTM-Saison ist irgendwie schneller vergangen als gedacht. Es fühlt sich für mich so an, als wäre der Auftakt erst ein paar Wochen her. Der Norisring wird speziell werden. Auch wenn ich aus München komme, ist es wie ein Heimrennen für mich. Es werden viele Gäste kommen, hoffentlich auch viele Fans. Ich freue mich darauf. Die Strecke ist ja nicht wirklich schwer. Aber gerade deswegen ist es dort immer interessant und im Qualifying eng. Ich werde versuchen, die Saison gut zu beenden und das Wochenende zu genießen.“