Ein cleverer, aber auch gewagter Schachzug sicherte Heiko Hammel und Reinhard Nehls ihren ersten Gesamterfolg in der DMV NES 500. Das Duo nutzte eine lange Code 60 Phase, um gleich zweimal zu stoppen. Als die lila Flaggen rausgingen, kam Startfahrer Hammel als Zweitplatzierter sofort in die Boxengasse. Nach vier Runden in Front hatte der Routinier die Führung Arne Hoffmeister überlassen müssen. Als sich ankündigte, dass die Arbeiten auf Start und Ziel eine längere Angelegenheit werden würden, kam der Astra nur vier Minuten später erneut an die Box. Damit musste der Astra nur noch einmal stoppen. Die Frage war nur – halten die Reifen? Um es vorwegzunehmen. Sie hielten, wenn auch gerade so. Wegen der beiden frühen Stopps rutschte der Astra, wo Reinhard Nehls das Steuer übernommen hatte, zwischenzeitlich auf die achte Position zurück. In der 55. Runde kam der Astra in Führung liegend zu seinem letzten Halt an die Box. Den Schluss übernahm wieder Hammel, der aber nicht mehr volles Tempo gehen konnte. Als die Führenden Hoffmeister/Wolf in Runde 72 zu ihrem letzten Pflichtstopp reinkamen, übernahm Hammel die erste Position. Auf den letzten Runden ließ es der Astra-Piloten etwas vorsichtiger angehen. Dadurch kam Arne Hoffmeister, der das Volant wieder von Florian Wolf übernommen hatte, noch einmal etwas näher. Am Ende brachte Hammel den Sieg mit über 25 Sekunden Vorsprung über die Ziellinie. „Wir haben lange diskutiert beim ersten Stopp während der Code 60 Phase, ob wir diese Strategie der zwei schnellen Boxenstopps wagen sollen. Beim Pushen in der ersten Phase war der erste Reifensatz nach 40 Minuten schon durch. Uns war klar, wenn wir das machen, dass wir zwei Slow-Stints fahren müssen. Bei zweimal eine Stunde zu fahren, wäre das mit Pushen niemals ausgegangen. Im Nachhinein war es jetzt die richtige Entscheidung. Gegen Ende hat man gemerkt, dass es mit den Reifen eng werden würde“, äußerte sich Hammel zum gelungenen Coup. Reinhard Nehls freute sich riesig über seinen ersten Gesamtsieg: „Es ist mein erster Sieg und es ist einfach fantastisch. Mir fehlen einfach die Worte. Es ist ein Sieg mit Freunden und Freude“, so Nehls.
Hoffmeister/Wolf siegen in stark besetzter NES 9
Damit sahen die beiden BMW-Piloten von Leutheuser Racing & Events erstmals in dieser Saison die Zielflagge nicht als Gesamtsieger. Zumindest eine Serie hielt Bestand. Zum fünften Mal hintereinander landete das Duo auf dem Gesamtpodest – das hat bisher noch kein anderes Team geschafft. Angesichts einer starken Konkurrenz war der Sieg in der stark besetzten NES 9 sowie Platz zwei im Gesamtklassement keineswegs selbstverständlich. Vor allem zwei niederländische BMW-Teams machten bei ihrem Heimspiel deutlich, dass der Sieg nur über sie gehen wird. Mit einer 1.45,398 hatten van den Munckhof/Barten ihren BMW M4 GT4 auf die Pole gestellt. Startposition drei hinter Hammel/Nehls nahmen Olij/Eikelenboom/Rademaker im bärenstarken BMW M3 E92 ein. Florian Wolf und Arne Hoffmeister folgten erst auf dem sechsten Startplatz. Ab der fünften Runden eroberten sich van den Munckhof/Barten die Spitze zurück. Nachdem alle aus der Spitzengruppe mindestens einmal gestoppt hatten, sortiert sich das Feld wie folgt: Hoffmeister/Wolf vor van den Munckhof/Barten, Schaller/Rauer (VW Golf GTI TCR) und Ladurner/Cartery (Seat Leon TCR). An der Spitze diktierten die beiden Leutheuser-Piloten das Geschehen, während van den Munckhof/Barten nach einem kurzen zweiten Stint bereits ihren nächsten Pflichtstopp absolvierten. Dadurch übernahmen Schaller/Rauer vor Kortüm/Luther (BMW M4 GT4) die dritte Position. Die beiden BMW-Piloten waren mittlerweile am Seat von Greenlion Motorsport vorbeigegangen.Florian Wolf blieb lange auf der Strecke und stoppte erst in Runde 46. Drei weitere Runden blieb der M4 von Kortüm/Luther draußen, der dadurch für einige Umläufe in Front lag. Mit dem letzten Halt von Hammel/Nehls wechselte die Führung erneut zu Hoffmeister/Wolf. Als in der 71. Runde der Fahrerwechsel anstand, fiel das Duo auf Platz zwei zurück. Zu diesem Zeitpunkt van den Munckhof/Barten schon nicht mehr dabei. Die Niederländer scheinen in dieser Saison kein Langstreckenglück zu haben. Ein defekte Antriebswelle bremste die Sieghoffnungen aus. Ebenfalls raus waren Schaller/Rauer. Ein defekter Schlauch am Turbolader erwies als schwierig zu wechseln, wodurch die beiden Youngster viel Zeit an der Box verloren. Damit konnten Hoffmeister/Wolf relativ entspannt dem zweiten Platz sowie dem wichtigen Klassensieg entgegenfahren. „Bei der Code 60 Phase hätten wir auch mehr taktieren können. Kurzzeitig hatten wir überlegt wie die jetzigen Sieger zu stoppen, uns aber entschlossen weiterzufahren. Wir hofften auf eine weitere Code 60 Phase gibt. So dass sich der zweite Boxenstopp vom Siegerteam sich nicht rentiert hätte. Aber ich denke, wir haben trotzdem eine gute Leistung gezeigt und sind auch zufrieden“, berichtete Florian Wolf über die taktischen Überlegungen. Arne Hoffmeister erzählte: „Mit dem Klassensieg können wir mehr als zufrieden sein. Wir sind nur von Platz sechs gestartet, aber ganz gut nach vorne gekommen. Es ging etwas turbulent zu. Am Ende ist es gut gelaufen. Am Schluss hatten sich die Abstände so auseinandergezogen, dass wir nicht das letzte Restrisiko gehen mussten.“
Platz drei für Olij/Eikelenboom/Rademaker
Durch die Ausfälle landeten Olij/Eikelenboom/Rademaker auf dem dritten Gesamtrangrang sowie Platz zwei in der NES 9. Zu Beginn lag das Trio bereits an der dritten Stelle, fiel dann aber hinter Hoffmeister/Wolf zurück. Im rundenlangen Zweikampf mit Schaller/Rauer musste die M3 Besatzung schließlich auch klein beigeben. Durch den etwas späteren Stopp während der Code 60 Phase kurzzeitig auf die Eins gespült, sortierte man sich schließlich auf der sechsten Position ein. Mit Kortüm/Luther, Henriksen/Vodder und den ohne Quali-Zeit von ganz hinten gestarteten Ladurner/Cartery befanden sich noch drei weitere Teams in der Verlosung um Rang drei. Als erste fielen Henriksen/Vodder aus dem Kampf heraus, nachdem der Audi lange an der Box stand. Mit dem letzten Stopp von Kortüm/Luther übernahmen die BMW-Piloten die dritte Gesamtposition.Dahinter kam noch einmal Bewegung ins Feld. In der Nacht hatte die Greenlion-Mannschaft einen neunen Motor in den Leon eingebaut. Das Leon-Duo zeigte sich kämpferisch und profitierte von den Ausfällen der Konkurrenz. In Runde 73 ging Christian Ladurner am M4 von Kortüm/Luther vorbei. Doch beim Fallen des schwarz-weiß karierten Tuchs fehlte der TCR-Bolide plötzlich. Rund 500 Meter vor dem rettenden Ziel war der Sprit ausgegangen. Kortüm/Luther schlüpfen wieder vorbei und fuhren den vierten Platz sowie Rang drei in der NES 9 nach Hause. Dennoch reichte es für Ladurner/Cartery noch zu Platz fünf sowie dem wichtigen zweiten Rang in der NES 3 vor Henriksen/Vodder.
Spannung in der NES 5
Klare Sieger gab es in der NES 7, wo sich Peper/Peper (BMW M3 E46) als Gesamtsechste den Sieg holten. Es wurde ein lupenreiner Start- und Zielsieg in der Klassenwertung. Womöglich wäre es noch etwas spannender geworden, wenn die Klassenzweiten Hemker/Böhnisch (BMW M2 CS RC Evo) kurz nach ihrem ersten Stopp nicht noch einmal hereingekommen wären. Denn die Piloten JJ Motorsport Belgium waren schnell unterwegs und lagen zeitweise direkt hinter den späteren Klassensiegern. Doch vier Stopps raubten jegliche Siegchancen, wobei dennoch ein guter neunter Gesamtrang heraussprang. Platz drei in der Klasse holten sich Christoph Driescher und Ingo Baum (BMW M240i RC Evo).Eng umkämpft war die NES 5, wo sich Nils Mierschke (VW Scirocco Cup R), Philipp Eis (Mini GTR 1,6T) und der Clio von Niemann/Knap eine heiße Anfangsphase lieferten. Gleich mehrfach wechselte in den ersten zehn Minuten die Führung. „Es war ein 30-Minuten Sprintrennen“, beschrieb Mierschke den ersten Rennabschnitt. Aber der zehnten Runde beruhigte sich das Geschehen. In der Code 60 Phase setzten Mierschke/Saal/Schrey genau wie die Gesamtsieger auf die Doppelstopp-Strategie. Dadurch gingen Niemann/Knap in Front, während Mierschke/Schrey/Saal und Eis/Ohlsson auf den weiteren Plätzen folgten. Als das niederländische Clio-Team seinen zweiten Pflichthalt absolvierte, wechselte die Führung erneut. An der Spitze hatte sich das das Scirocco-Trio mittlerweile einen Vorsprung erarbeitet. Dadurch war sogar noch ein schneller vierter Stopp drin. Spannung herrschte vor allem beim Kampf um Platz zwei. Hier lagen Nieman/Knap ganz knapp vorne. Als der Clio in der letzten Runde mit einem Reifenschaden an die Box kam, war das Rennen zugunsten von Eis/Ohlsson entschieden. „Wir haben gesehen, dass die Code 60 länger dauern würden und uns entschieden einen Doppelstopp zu machen. Wir mussten zwar anschließend zwei lange Stints fahren, aber es war die richtige Entscheidung. Dadurch haben wir gewonnen“, berichtete Mierschke. Matthias Schrey, der den zweiten Stint fuhr, gab zu Protokoll: „Durch die Entscheidung schnell einen zweiten Pflichtstopp einzulegen, hatten wir einen schönen Vorsprung. Den mussten wir mehr oder weniger verwalten. So war es mehr Reifenmanagement und, dass man mit der Distanz klar kommt.“ Jörg Saal brachte das Ergebnis souverän über die verbleibende Zeit: „Ich habe das Auto von Nils und Matthias perfekt übernommen. Am Ende hatten wir leider etwas Probleme mit der Antriebswelle. Dadurch sind wir etwas im Schongang ins Ziel gekommen. Aber zum Glück konnten wir den Vorsprung verwalten, den wir uns durch eine super Taktik erarbeitet hatten.“
Fleischmann/Fester/Fester wiederholen NES 3 Sieg
Nach dem turbulenten Rennen in Oschersleben hatten Fleischmann/Fester/Fester (BMW 325iS E90) in Assen ein etwas leichteres Spiel. Da die Konkurrenz früh Probleme bekam, fuhren die drei BMW-Piloten im Grunde gegen sich selbst. Denn der engste Verfolger war der teameigene BMW 325iS E30, den sich das Trio mit Thomas Röpke teilte. Auf Platz elf wurde der East Racing BMW nach 81 Runden abgewinkt. Zwei Runden mehr als der zweitplatzierte E30. Rang drei holten sich Capliouk/Moszike (BMW 325iS E36). „Am Anfang war es ziemlich chaotisch, da viele Klassen zusammen auf einem Fleck waren. Da musste ich hart kämpfen. Dabei habe ich die Reifen ein bisschen überhitzt. Aber es hat sich doch gut regeln lassen“, so Starfahrer Markus Fester. Den zweiten Teil übernahm André Fleischmann: „Bei mir lief es eigentlich ein bisschen wie im Bilderbuch. Wir hatten zwar beim Boxenstopp etwas Zeit verloren, weil wir beide Autos gleichzeitig reingeholt hatten. Aber dann lief alles wie am Schnürchen. Wir konnten die Zeiten konstant fahren und die Führung ausbauen.“ Als Schlussfahrer brachte Lukas Fester den zweiten Klassensieg in dieser Saison souverän über die Zeit: „Das Auto war mega heute. Wir können top zufrieden sein. Es war ein souveränes Rennen. Einfach traumhaft.“In der NES 1 siegte das Team mit der wohl weitesten Anreise. Andreas Saner und Igor Rodella steuerten ihren Suzuki Swift zum Klassensieg. Rang zwei in der NES 1 ging an Roloff/Roloff im BMW 318ti Cup.
Der nächste Saisonlauf der DMV NES 500 wird Ende Juli/Anfang August auf dem Nürburgring ausgetragen.