Im engen Kampf der Hersteller in der GTE-Pro-Klasse war Porsche nach dem erfolgreichen Qualifying von den Plätzen eins und drei mit großen Hoffnungen in den Langstreckenlauf in Japan gestartet. Bereits in der Frühphase wurde jedoch klar, dass die Konkurrenzfähigkeit am Renntag nicht den Erwartungen entsprach. Die wichtigsten Faktoren im Wettbewerb: die Reifen und die Einstufungen der Fahrzeuge.
„Wir waren nicht fehlerfrei. Aber abseits davon müssen wir klar sagen, dass die heutige Performance niemals gereicht hätte, um Ferrari zu schlagen“, bilanziert Thomas Laudenbach, Leiter Porsche Motorsport. „Es ist enttäuschend, aber das müssen wir nun abschütteln und analysieren. Vielleicht muss man sich das Thema Balance-of-Performance noch einmal anschauen. Unser Ziel bleibt das gleiche: Wir wollen in Bahrain die Weltmeisterschaft gewinnen.“
„Lag es heute an uns? Lag es an der Balance-of-Performance? Das müssen wir uns ganz genau anschauen und dann diskutieren. Auch bei unseren Kunden in der GTE-Am-Klasse stellte sich der Wettbewerb ähnlich dar“, sagt Alexander Stehlig, Leiter Werksmotorsport FIA WEC. „Es war kein guter Tag für uns. Wir haben einige Aufgaben vor uns und sind trotz der heutigen Geschehnisse zuversichtlich, dass wir in Bahrain zurückschlagen und WM gewinnen können.“
Bei Lufttemperaturen um 29 Grad Celsius und strahlendem Sonnenschein heizte sich der Asphalt zum Start am späten Vormittag auf Werte oberhalb von 50 Grad auf. Dies stellte die Teams vor eine besondere Herausforderung, da in den vorangegangenen Trainings stets kühlere Bedingungen geherrscht hatten. Die Haltbarkeit der Michelin-Rennreifen rückte in den Fokus und wurde zum wichtigen Element im Wettbewerb. Das Porsche GT Team hatte zum Start des Rennens auf die weiche Mischung („Soft Hot“) gesetzt. Diese Spezifikation bot nur etwa eine halbe Stunde lang ausreichend Grip, anschließend lies die Haftung spürbar nach und die Rundenzeiten stiegen an.
Zur Mitte des ersten Stints fielen die beiden Porsche 911 RSR des Werksteams von den Positionen eins und drei auf die Plätze drei und vier zurück. Der Wechsel auf die härtere Medium-Reifenmischung brachte zwar mehr Konstanz, aber dennoch keinen Vorteil im Kampf um den Klassensieg. Die Positionen waren schnell fest bezogen, über weite Strecken lieferte die GTE-Pro-Kategorie ein statisches Rennen. Es gab für die Neunelfer keinerlei Positionsveränderungen mehr. Zwei Strafen und eine Kollision mit einem Amateurfahrzeug warfen die Startnummer 91 deutlich hinter das Schwesterauto zurück.
In der GTE-Am-Kategorie feierte das Team Dempsey-Proton Competition ein besonderes Jubiläum: Die Startnummer 77 fuhr das 77. Rennen in der FIA WEC. Der 911 RSR des deutschen Teambesitzers Christian Ried und der beiden Briten Harry Tincknell und Sebastian Priaulx hatte jedoch keinen Erfolg. Das Auto schied nach rund viereinhalb Rennstunden mit einem technischen Defekt aus. Der bestplatzierte Neunelfer in der Amateurklasse war die Nummer 46 des Kundenteams Project 1 auf Rang sechs. Das Schwesterauto erreichte Platz acht. Die Nummer 88 von Dempsey-Proton Racing überquerte den Zielstrich als Neunter, das Team GR Racing wurde auf Position zwölf gewertet.
In der Gesamtwertung hat Porsche die Führung in der Herstellermeisterschaft abgegeben. Der Rückstand auf die Spitzenposition beträgt jedoch nur einen Punkt. In der Fahrer-WM haben Estre/Christensen als Zweite ebenfalls noch Titelchancen. Das finale Saisonrennen der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC findet am 12. November in Bahrain statt. Der Lauf nahe der Hauptstadt Manama geht über acht Stunden und ist der letzte Werkseinsatz mit dem erfolgreichen Porsche 911 RSR.
Michael Christensen (Porsche 911 RSR #92): „Wir haben alles versucht, aber mehr war heute nicht möglich. Uns fehlte einiges an Tempo. Nach dem Start von der Pole-Position konnten wir die Ferrari eine kurze Weile hinter uns halten, aber irgendwann waren sie vorbei. Dann wurde der Abstand immer größer. Einzig eine kluge strategische Entscheidung bei einer möglichen Safety-Car-Phase hätte uns noch Chancen ermöglichen können, aber das Rennen verlief ohne solche Zwischenfälle.“
Kévin Estre (Porsche 911 RSR #92): „Ferrari war zu stark, da konnten wir nicht mithalten. Auf der langen Geraden hatten die viel mehr Tempo als wir. In den Kurven konnten wir das nie mehr wettmachen – keine Chance. Obwohl wir absolut fehlerfrei gearbeitet haben, stand am Ende ein Rückstand von mehr als 30 Sekunden. Das sagt doch alles.“
Gianmaria Bruni (Porsche 911 RSR #91): „Wir hatten ein richtig gutes Auto und haben alles herausgequetscht. Es war aber nicht genug, um heute einen echten Kampf mit den Konkurrenten ausfechten zu können. Im Vergleich zu den Mitbewerbern fehlte es uns an Topspeed und Beschleunigung. Das war offensichtlich. Leider hat es für Porsche somit nur für die Plätze drei und vier gereicht. In Bahrain müssen wir den Spieß wieder umdrehen.“
Richard Lietz (Porsche 911 RSR #91): „Wir waren deutlich zu langsam. So etwas macht dann nicht ganz so viel Spaß, wenn man nur hinterherfährt. Es war aber heute nicht mehr möglich. Das Auto lag sehr gut, unser Team hat toll gearbeitet.“
Ergebnisse Rennen
GTE-Pro-Klasse:1. Pier Guidi/Calado (I/UK), Ferrari 488 GTE #51, 217 Runden
2. Molina/Fuoco (E/I), Ferrari 488 GTE #52, 217 Runden
3. Christensen/Estre (DK/F), Porsche 911 RSR #92, 217 Runden
GTE-Am-Klasse:
1. Keating/Chaves/Sörensen (USA/P/DK), Aston Martin #33, 213 Runden
2. Frey/Gatting/Bovy (CH/DK/B), Ferrari 488 GTE #85, 212 Runden
3. Hoshino/Fujii/Fagg (J/J/UK), Aston Martin #777, 212 Runden