Formel 4
03.12.2022
Keine Nachwuchsformel mehr in Deutschland: ADAC stellt Formel 4 ein
Motorsport-Deutschland steht damit vor einem großen Problem: Erstmals seit 30 Jahren geht mit Nico Hülkenberg voraussichtlich nur noch ein deutscher Pilot in der Königsklasse an den Start, dies war zuletzt 1993 der Fall als Michael Schumacher in seiner zweiten kompletten Formel-1-Saison die Begeisterung für den Motorsport in Deutschland entfachte. Danach wurde die Formel 1 zur Formel-Deutsch: Heinz-Harald Frentzen, Ralf Schumacher, Nick Heidfeld, Timo Glock, Nico Rosberg, Adrian Sutil, Sebastian Vettel, Markus Winkelhock, Nico Hülkenberg, Pascal Wehrlein und Mick Schumacher wurden in den deutschen Formel-Nachwuchsserien ausgebildet und schafften es bis in die Königsklasse - doch nun fehlt der Nachwuchs!
Als Sprungbrett nutzten alle oben genannten Piloten, die Möglichkeit nach dem Kartsport in eine bezahlbare Nachwuchs-Formelserie einzusteigen und davon gab es in den letzten 40 Jahren in Deutschland einige: Formel Ford, Formel BMW, Formel BMW Talent Cup, Formel ADAC, Formel König, Formel Volkswagen, Formel Gloria, Formel Renault 2.0, Formel Renault 1.6, Formel Renault NEC, ADAC Formel Masters und zuletzt die ADAC Formel 4 hießen die Ausbildungszentren der Nachwuchsstars in den letzten 40 Jahren. Doch die niedrigen Kosten die zum Beispiel Stefan Bellof oder Bernd Schneider in den 1980er Jahren die Möglichkeit gaben sich in der Formel Ford zu beweisen, wurden Jahr für Jahr immer höher. Um konkurrenzfähig zu sein, musste man in den letzten Jahren mit über 400.000 Euro Budget rechnen, um eine Saison in der ADAC Formel 4 zu bestreiten. Eine Summe, die für eine normale Familie ohne Sponsoren nicht mehr aufzubringen war, egal wie talentiert der Sohn oder die Tochter ist.
So schrumpfte das Starterfeld der ADAC Formel 4 in den letzten Jahren immer weiter zusammen und immer öfters lagerte man die Nachwuchsserie auf ADAC-Veranstaltungen abseits der ADAC GT-Masters-Wochenenden aus. Nachdem man in den ersten Saisons der ADAC-Formel-4-Meisterschaft teilweise so viele Fahrzeuge am Start hatte, das nicht alle für die Rennen zugelassen werden konnten, änderte sich dies in den letzten Jahren dramatisch. Am Lausitzring und Nürburgring standen dieses Jahr nur traurige elf Fahrzeuge in der Startaufstellung und der Meister Kimi Andrea Antonelli konnte sogar ein ganzes Rennwochenende auslassen ohne dass es ihn in große Bedrängnis brachte. Nur logisch, dass der ADAC jetzt die Reißleine zieht und sich auf seine anderen, erfolgreicheren Championate konzentriert, doch die Konsequenzen dieser Entscheidung könnte für Motorsport-Deutschland noch viele Jahre (vielleicht sogar Jahrzehnte) zu spüren sein.
Der Wegfall der Nachwuchs-Formelserie wird es aufstrebenden deutschen Talenten in Zukunft noch schwieriger machen ihren Traum von der Königklasse zu leben. Sie müssen ihr Glück in ausländischen Serien suchen und neben den hohen Kosten dann noch weite Anreisen mit hohem Zeitaufwand in Kauf nehmen. Ob dies für die jungen Racer die oftmals noch zur Schule gehen umsetzbar ist, wird sich zeigen.
Von Seiten des ADAC ist geplant, dass man zwei Piloten mit einer Förderung in der französischen Formel 4 unterstützt. Im Championnat de France F4 (weitere Informationen) gibt es mit einem Zentraleinsatz insgesamt 21 Rennen bei sieben Wochenenden und Kosten von 118.000 Euro. Darin inbegriffen auch zwei Testtage, der Rennanzug und die offizielle Bekleidung.