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Rallye DM
16.10.2022

Philip Geipel und Katrin Becker-Brugger werden Deutsche Rallye-Meister

Rallye-Thriller in Niederbayern. Nach einer fantastischen Aufholjagd haben Philip Geipel und Katrin Becker-Brugger nicht nur die DRM-Wertung bei der 58. ADAC Knaus Tabbert 3-Städte-Rallye gewonnen. Das dynamische Duo wurde durch diesen nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg zum ersten Mal Deutscher Rallye-Meister. Nach dem Auftakt am Freitag beim letzten DRM-Tourstopp hatte die Besatzung des Škoda Fabia Rally2 Evo noch mit über einer halben Minute Rückstand hinter der Spitze gelegen. Doch im Regen erzielten Philip Geipel und Katrin Becker-Brugger am Samstag eine Bestzeit nach der anderen und gewannen fünf der insgesamt acht Tagesprüfungen.

Mit dem Sieg in der finalen WP übernahmen sie die Führung und lagen nach knapp 170 Wertungskilometern durch Tschechien, Deutschland und Österreich mit dem minimalen Vorsprung von 0,5 Sekunden vorn. Dieser Last-Minute-Erfolg bedeutete gleichzeitig die Meisterschaft mit einem Punkt Vorsprung vor Marijan Griebel, der in Niederbayern nur Vierter wurde. Philip Geipel: „Mir fehlen die Worte. Es fing schlecht an, ich hatte ein Verbremser im Wald und wir lagen 30 Sekunden hinten. Im Regen hat heute dagegen alles geklappt. Wir waren am Anschlag, ich habe 110 Prozent gegeben, Katrin hat alles exakt angesagt. Es war ein Wahnsinns-Jahr und eine tolle Abschluss-Rallye. Dass so viele Zuschauer trotz des schlechten Wetters gekommen sind, ist einmalig.“ Katrin Becker-Brugger: „Ich kann das gar nicht fassen. Wir haben mit 0,5 Sekunden die DRM-Wertung gewonnen und sind mit einem Punkt Vorsprung Deutscher Meister geworden. Wie immer habe ich Philip den Zwischenstand nicht verraten, aber in den beiden letzten Prüfungen total gepusht. Trotzdem kann ich das gar nicht glauben.“

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Der entthronten Deutsche Rallye-Meister Marijan Griebel nahm sein Schicksal sportlich. Zusammen mit seinem Co-Piloten Tobias Braun hatte der 33-Jährige nach der ersten Etappe am Freitag vorn gelegen. Doch der Regen machte am Samstag alle Meisterschaftsträume zunichte. Das Fahrer-Duo konnte im Citroën C3 Rally2 das Tempo an der Spitze nicht mitgehen und fiel schließlich auf Rang vier zurück. „Bei diesem Regen war es auf der Strecke teilweise gefährlich. Das Auto ist mit 180 km/h im Wald dahin gefahren, wo es gar nicht hin sollte. Das Risiko war es mir einfach nicht wert, trotzdem hatte ich die große Chance, Meister zu werden. Doch es ist genau so gekommen, wie es nicht hätte kommen sollen. Philip lag vorn und ich wurde nur Vierter. Aber er ist auch tadellos gefahren und es war sein Meisterstück, das er heute gemacht hat. Vor zehn Jahren wäre für mich nach so einem unglücklichen Ergebnis noch eine Welt zusammengebrochen. Mittlerweile habe ich viel gewonnen, da kann man auch mal knapp verlieren. Deshalb gratuliere ich Philip und Katrin zu der Meisterschaft“, erwies sich Marijan Griebel auch in der Niederlage als Champion.

Bei dieser Dramaturgie ging die Leistung der beiden anderen deutschen Spitzenfahrer in der Top-Klasse fast unter. Dominik Dinkel und Pirmin Winklhofer machten im Ford Fiesta Rally2 als Zweite einen ganz starken Wettkampf und schrammten nur knapp am ersten Saisonsieg vorbei. „Ich habe am Freitag die ersten Prüfungen in Tschechien ein wenig verschlafen und dort Zeit liegen lassen. Heute hatten wir viel Aquaplaning. Da musste man abwägen, ob volles Risiko das Richtige ist. Ich hatte in der Meisterschaft keine Chance mehr, Philip nichts zu verlieren. Das hat man gemerkt“, erklärte Dominik Dinkel. Auch Julius Tannert, der Dritter wurde und den gleichen Rang in der Meisterschaft belegte, hatte eher auf Vorsicht gesetzt. „Die Prüfungen am Freitag waren anspruchsvoll und haben viel Spaß gemacht. Am Samstag hatten wir viel stehendes Wasser, schlechte Sicht und beschlagene Scheiben, eben alles, was man nicht braucht. Es war ein Kampf gegen die Elemente und der war verdammt hart“, so Tannert.

Der Meistertitel in der DRM2-Kategorie war zwar schon vor der letzten Saison-Etappe vergeben, doch um die Podiumsplätze wurde bei der 58. ADAC Knaus Tabbert 3-Städte-Rallye bis zum Schluss gefightet. Nach dem ersten Tag hatten Gaststarter Christian Riedemann und Beifahrerin Jennifer Lerch das Feld im Opel im Corsa Rally4 angeführt. Doch Lokalmatador Raffael Sulzinger drehte mit Co-Pilotin Lisa Kiefer (Ford Fiesta Rally4) am Samstag im Regen auf, gewann die Klasse und schob sich damit in der Meisterschaft noch auf Rang drei vor. „Es ist angenehm, vor den eigenen Leuten zu fahren und im eigenen Bett schlafen zu können. Wir hatten zunächst einen technischen Fehler in unserer Handy-App, mit der wir den Aufschrieb vornehmen. Das war fürchterlich, weil wir für den ersten Tag viele Kurven zu schnell geschrieben hatten. In der Nacht haben wir nicht geschlafen, sondern alles onboard korrigiert. Das hat sich gelohnt. Dennoch verlief die Saison insgesamt etwas frustrierend, denn eigentlich wollen wir um die Meisterschaft mitkämpfen. Nächstes Jahr greifen wir wieder an“, gab sich der Bayer kämpferisch.

Platz zwei in der DRM2-Meisterschaft hinter Titelträger Martin Christ sicherte sich Kombination René Noller und Stefan Kopczyk. Allerdings hatte das Duo kurz vor Schluss einen Abflug und konnte die 58. ADAC Knaus Tabbert 3-Städte-Rallye nicht beenden, wurde jedoch aufgrund der mehr erzielten Siege Zweiter vor dem punktgleichen Sulzinger. Jonas Ertz und Maresa Lade (Opel Corsa Rally4) freuten sich über Platz vier und den gleichen Rang in der Meisterschaft. „Es war eine tolle Strecke mit vielen verschiedenen Charakteristika und einem gesunden Mix aus allem. Da gab es die schnellen Tschechen-Prüfungen, teilweise im Dunkeln, heute ging es im Regen durch den Wald, wo ziemlich viel auf der Strecke schmierte. Wir haben zum Glück die richtige Reifenwahl getroffen und wenn die hinhaut, ist man entspannt“, erklärte Maresa Lade.

Die DRM Classic gewannen Walter Gromöller und René Meier im Opel Ascona 400. Platz zwei belegten Andreas Dahms und Paul Schubert im Porsche 911, die aber bereits als Gewinner der Wertung feststanden.

Souveräner Gesamtsieger der 58. ADAC Knaus Tabbert 3-Städte-Rallye wurde das tschechisch-ungarische Duo Erik Cais und Igor Bacigá. Die Fahrer-Besatzung des Ford Fiesta R5 ließ von Anfang an über den Ausgang der Konkurrenz keine Zweifel aufkommen und dominierte die Konkurrenz. Auch die Österreicher Simon Wagner und Gerald Winter zeigten im Škoda Fabia Rally2 Evo Rang ihre Extraklasse und lagen lange Zeit auf Rang zwei, ehe sie ein Unfall in der zehnten Wertungsprüfung stoppte. Die deutschen Starter bewiesen jedoch in allen Klassen, dass sie in dem international stark besetzten Feld durchaus mithalten können. Eindeutige Gewinner waren die Zuschauer, die in Tschechien, Österreich und Deutschland hochklassigen Rallyesport bei unterschiedlichsten Bedingungen erleben konnte. Zahlreiche Besucher fanden den Weg an die gut ausgeschilderten Zuschauerpunkte und verliehen der 58. ADAC Knaus Tabbert 3-Städte-Rallye als Abschluss einer sportlich hochkarätigen und bis zum Schluss spannenden Saison in der Deutschen Rallye-Meisterschaft einen stimmungsvollen Rahmen.
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