Die GT4-Kategorie erfreut sich auch im Jahr 2022 weiterhin großer Beliebtheit. GT4-Piloten schätzen die Chancengleichheit dank der Balance of Performance (BoP) und die verhältnismäßig geringen Einsatzkosten im Vergleich zu einem Formelboliden oder Prototypen-Fahrzeug und auch für Teams kann der Kauf eines GT4-Bolidens sehr lukrativ sein. Dank der vielen Veranstaltungen, bei denen die GT4-Renner eingesetzt werden können, rentiert sich die Anschaffung eines GT4-Rennwagens schon recht schnell.
Doch der Erfolg der GT4-Klasse trat erst spät ein und viele Jahre lang stand sie im Schatten ihrer großen Schwester – der GT3-Kategorie –, die mit ihrer Einführung die Motorsport-Welt, wie wir sie heute kennen, geprägt hat. Im Jahre 2006 stellte die SRO Motorsports Group (SRO) die Gruppe GT4 erstmals vor mit dem Ziel, einen kostengünstigen Einstieg in den GT-Sport zu ermöglichen. Doch während die GT3-Kategorie, die ebenfalls zu Beginn an Amateure gerichtet war, starke Starterfelder vorweisen konnte, begann für die Gruppe GT4 ein Überlebenskampf. Nur wenige Hersteller entwickelten GT4-Konzepte und obwohl es in verschiedensten Rennserien Einsatzmöglichkeiten gab, waren die Starterfelder meist schlecht besetzt. Trauriger Höhepunkt war dabei sicher die Absage des GT4-Europacups (heute GT4 European Series) im Jahr 2012. Doch danach ging es für die GT4-Kategorie aufwärts und die Wendung leitete tatsächlich die gut funktionierende GT3-Kategorie ein. Die Hersteller entdeckten die GT3-Kategorie für sich und die Kosten stiegen immer weiter. Aus den Amateur-Fahrerfeldern wurde die Spielwiese der Profis und nur wenige GT3-Rennserien bieten heute noch der Zielgruppe, für die der GT3-Sport entwickelt wurde, die Möglichkeit bezahlbaren Motorsport zu machen.
GT3-Sport für Amateure und Gentlemen-Driver findet man in Deutschland eigentlich nur noch im GTC Race oder auf der Nürburgring-Nordschleife. Doch mit den steigenden Kosten in der GT3-Kategorie suchten sich immer mehr Fahrer und Teams andere Spielwiesen, die mit weniger finanziellem Aufwand zu bewerkstelligen waren und somit erhielt die GT4-Kategorie ihre große Chance.
Gerade für Teams, die bereits im GT3-Sport beheimatet waren, wurde der Einstieg einfach gemacht, da die meisten Hersteller, die einen GT3-Boliden im Repertoire haben, den Teams auch einen GT4-Renner anbieten können. Das über Jahre erarbeitete Fachwissen der Mechaniker und Ingeneure war somit nicht umsonst, sondern konnte sogar in Teilen auf das neue GT4-Projekt übertragen werden und dank der vielen Serienteile halten sich auch die Einsatz- und Verschleißkosten für den GT4-Boliden in Grenzen.
Die Anschaffung eines GT4-Bolidens ist zwar kein Schnäppchen, aber in der teuren Motorsport-Welt auch keine unstemmbare Aufgabe. Wobei man hier differenzieren muss, da es wie bei Straßenautos natürlich Unterschiede im Preisgefüge gibt: so kostet beispielsweise ein McLaren 570s GT4 schnell über 200.000,- Euro, während man einen Toyota GR Supra GT4 für 175.000,- Euro oder einen Porsche 718 Cayman GT4 Clubsport sogar schon für 157.000,- Euro kaufen kann (Preisangaben ohne Steuer). Da die GT4-Klasse bereits mehrere Jahre existiert, gibt es genau wie bei straßenzugelassenen Fahrzeugen einen Gebrauchtwagenmarkt. Auf den gängigen Plattformen findet man einige gebrauchte GT4-Autos für deutlich unter 100.000,- Euro und somit zu einem sehr attraktiven Preis-/Leistungsverhältnis.
Für all diejenigen, die aber kein Team gründen oder selbst einen GT4 besitzen möchten, besteht die Möglichkeit sich bei einem bestehenden Team einen Fahrerplatz zu mieten. Dies hat einige Vorteile im Vergleich zum Selbsteinsatz. Als erstes spart man sich natürlich die hohen Anschaffungskosten für Auto, Ersatzteile, Tranporter, Werkzeug und viele weitere Dinge, die man für den Einsatz benötigt. Durch die Erfahrung des Teams vermeidet man unnötige Fehler und man profitiert durch die aufgebaute Infrastruktur des Teams: Man erhält eine professionelle Boxencrew inklusive Car Chief, dank Video- und Datenaufzeichung kann ein Dateningenieur die Fahrleistungen auswerten und so die fahrerische Entwicklung schneller fördern. Durch Fahrercoachings oder einen erfahrenen Teamkollegen, den man an die Seite gestellt bekommt verbessert man sich und erhält eine Referenz.
Zudem bekommt man von einem erfahrenen Team Unterstützung beim Knüpfen von Kontakten, bei der Betreuung der Medienkanäle und dank vorhandener Hospitality und Events hat man eine gute Plattform für Sponsoren und VIPs. So klappt es auch mit der Sponsorensuche deutlich einfacher, da man seinen Partnern und Unterstützern einen Mehrwert anbieten kann.
Auch bei den vielen offenen Fragen, die gerade zu Karrierebeginn aufkommen, kann ein Team unterstützen. Welche Lizenen benötige werden benötigt, was muss versichert werden und was sind vernünftige nächste Schritte für die Motorsport-Karriere? – bei all diesen Punkten kann dir ein Teamchef oder Teamverantwortliche helfen und einiges an Lehrgeld sparen.
Natürlich ist ein Rundum-Sorglos-Service keine günstige Angelegenheit, aber man kann sich komplett auf das Rennfahren konzentrieren und muss seine wertvolle Zeit am Rennwochenende nicht mit anderen organisatorischen Aufgaben verschwenden. Sollte Interesse an einem Fahrerplatz bestehen, gibt es hierfür einige Portale im Internet, auf denen Rennplätze in unterschiedlichsten Rennserien angeboten werden. Wer bei der Anzahl an Angeboten überfordert ist und etwas Hilfe benötigt sollte sich zunächst eine Rennserie aussuchen, an der er Teilnehmen möchte. Die Organisatoren helfen dann beim Vermitteln der Fahrer und Teams.
Gerade für Einsteiger sei hier noch einmal das GTC Race erwähnt, welches alles erfüllt um ein lehrreiches erstes Jahr im Automobilsport zu absolvieren. GTC-Race-Serienchef Ralph Monschauer fördert junge Talente und hat deshalb im letzten Jahr ein tolles Junioren-Konzept für GT4-Starter ausgearbeitet, welches in Deutschland einzigartig ist und auch in der kommenden Saison weitergeführt werden wird. Alle GT4-Starter zwischen 16 und 30 Jahren (egal in welchem Team oder GT4-Boliden) werden Teil des GT4-Förderkaders. Während der Saison bildet man Netzwerke, knüpft Kontakte und unterstützt sich gegenseitig bei Social Media und Pressearbeit. Nach der Saison erhalten vier ausgewählte GT4-Piloten einen kostenlosen GT3-Testtag. Doch damit nicht genug: Eine Fachjury wählt am Ende des Sichtungstest einen Piloten aus, der in der Saison 2023 dann kostenfrei am Steuer eines GT3-Boliden platznehmen darf. Gerade für Kartfahrer interessant sein dürfte, dass man in dieser Saison mit der Nat. A-Lizenz mit einem GT4 im GTC Race starten kann. Somit können auch noch Kurzentschlossene den Umstieg auf ein GT-Fahrzeug meistern.
Für Piloten mit GT4-Erfahrung bietet sich die ADAC GT4 Germany an. Für die vierte Saison der Serie waren bis Mitte Dezember mehr als 40 Fahrzeuge von 23 Teams eingeschrieben. Unter den Teams aus insgesamt fünf Nationen sind, neben in der ADAC GT4 Germany etablierten Rennställen und Mannschaften, die in die Serie zurückkehren, auch viele Neueinsteiger. Das starke Feld begeistert mit Größe und Vielfalt: Die Teams haben mit Aston Martin, Audi, BMW, KTM, Mercedes-AMG, Porsche und Toyota bisher Sportwagen von sieben Marken eingeschrieben.
Egal ob Einsteiger, Amateur oder Gentlemen, die Gruppe GT4-Fahrzeuge bieten feinsten Motorsport für ein tolles Preis- Leistungsverhältnis.
GT4-Rennserien
- GTC Race: Das GTC Race ist die perfekte plattform für Einsteiger und Gentlemen-Piloten. Die Rennserie eignet sich perfekt für Kartsport-Aufsteiger, die ihre ersten schritte im Automobilsport machen.
- ADAC GT4 Germany: Die ADAC GT4 Germany ist die Rennserie für die schnellsten GT4-Piloten und Pilotinnen in Deutschland. Erste Erfahrungen und ein gewisser Grundspeed sollten vor dem Einstieg vorhanden sein.
- DTM Trophy: Die DTM Trophy startet mit seriennahen GT-Fahrzeugen im Rahmen der DTM. Doch die Veranstalter legen für die DTM eine eigene Balance of Performance fest und vermeiden den Begriff GT4.
Einsatzmöglichkeiten (international)
- 24h Series
- Australien GT Championship
- British GT Championchip
- Campeonato de España GT
- FFSA GT und FFSA GT4
- GT World Challenge AsiA
- GT World Challenge Australia
- GT4 European Series
- IMSA Championship
- Intercontinental GT Challenge
- GT4 America
GT4-Rennwagen
- Alpine A110 GT4
- Aston Martin Vantage AMR GT4
- Audi R8 LMS GT4
- BMW M4 GT4
- Chevrolet Camaro GT4.R
- Ford Mustang GT4
- Lotus Emira GT4
- McLaren 570s GT4
- Mercedes-AMG GT4
- Porsche 718 Cayman GT4 CS MR
- Toyota GR Supra GT4
- Ginetta G55 GT4
- KTM X-BOW GT4
- Porsche 718 Cayman GT4 CS
- Maserati GranTurismo MC GT4
- Porsche Cayman GT4 CS MR
- SIN R1 GT4
- Panoz Esperante Avezzano G4
- Abarth 124 GT4
- Nissan 370Z GT4