Das Qualifying für das 6-Stunden-Rennen der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC in Monza fand für das Werksteam Porsche Penske Motorsport unter schwierigen Bedingungen statt. Frédéric Makowiecki fuhr in der 15-minütigen Session mit dem aktuell 506 kW (688 PS) starken Porsche 963 eine Rundenzeit von 1:35,973 Minuten. Der Rennwagen hat bei der letzten Anpassung der sogenannten Balance of Performance (BoP) für das Rennen in Monza 10 kW an Motorleistung eingebüßt. Der Franzose und seine Werksfahrerkollegen Dane Cameron (USA) und Michael Christensen aus Dänemark starten am Sonntag um 12:30 Uhr von der achten Position in den fünften Saisonlauf. Kévin Estre musste sich mit einer Rundenzeit von 1:36,497 Minuten zufrieden geben. Der Hybrid-Prototyp des Franzosen und seiner Mitstreiter Laurens Vanthoor (Belgien) und André Lotterer aus Deutschland reiht sich damit auf dem zehnten Rang ein. Das Abschlusstraining auf dem 5,793 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitskurs im Königlichen Park von Monza fand bei hochsommerlichen Bedingungen mit Lufttemperaturen von fast 32 Grad Celsius statt. Der Asphalt der Grand-Prix-Rennstrecke erreichte sogar knapp 50 Grad Celsius.
Als beste Kundenmannschaft mit dem Porsche 963 nimmt Hertz Team Jota das Rennen von Platz neun auf. Yifei Ye, Förderpilot von Porsche Motorsport Asien-Pazifik, legte eine Rundenzeit von 1:36,188 Minuten vor. Der Chinese teilt sich das Auto mit dem Briten William Stevens und dem portugiesischen Werksfahrer António Félix da Costa. Bei seinem Debüt in der Hypercar-Kategorie startet Proton Competition am Sonntag von Rang zwölf. Das deutsche Kundenteam hatte seinen Porsche 963 erst kurz vor dem Beginn des Rennwochenendes übernommen. Qualifying-Fahrer Harry Tincknell aus Großbritannien fuhr eine Rundenzeit von 1:36,668 Minuten. Er greift zusammen mit dem 2016er Le-Mans-Gesamtsieger Neel Jani aus der Schweiz und dem italienischen Werksfahrer Gianmaria Bruni in das Steuer des Hybrid-Rennwagens mit der Startnummer 99.
„Dieses Qualifying-Ergebnis ist nicht das, was wir uns gewünscht haben. Aber unsere Startnummer 5 hat aufgezeigt, wo wir aktuell stehen“, betont Urs Kuratle, Leiter Werksmotorsport LMDh. „Das Schwesterauto konnte nicht die Performance erreichen, die wir benötigen. Ein Qualifying ist bei einem sechsstündigen Langstreckenlauf nicht das Wichtigste. Natürlich wäre es schön, wenn wir mit unseren Autos weiter vorne ständen. Wir haben heute im dritten Freien Training viel fürs Rennen gearbeitet. Gratulation an das Hertz Team Jota: Ihr Auto hat sich inzwischen zum zweitbesten Porsche 963 gemausert. Jetzt bin ich mal gespannt, was unsere Kollegen beim IMSA-Rennen im kanadischen Mosport erreichen.“
In der GTE-Am-Klasse haben die Iron Dames erneut für ein Topergebnis gesorgt: Sarah Bovy setzte mit dem Porsche 911 RSR in 1:47,632 Minuten die Bestzeit. Damit geht die Belgierin gemeinsam mit ihren Fahrer-Kolleginnen Michelle Gatting aus Dänemark und Rahel Frey aus der Schweiz zum zweiten Mal in der laufenden WEC-Saison von der Pole-Position ins Rennen. Zuletzt war dies dem Trio bei den 12 Stunden von Sebring in den USA gelungen. Startplatz drei eroberte Proton-Teameigner Christian Ried für den Neunelfer mit der Nummer 77 in 1:48,116 Minuten. Der Deutsche teilt sich den rund 378 kW (515 PS) starken GTE-Rennwagen mit dem ehemaligen Porsche-Junior Julien Andlauer aus Frankreich und dem Dänen Mikkel Pedersen. GR Racing reiht sich vor dem 6-Stunden-Rennen auf dem fünften Rang auf, Project 1 – AO folgt auf Platz zehn und Iron Lynx auf der zwölften Position.
Frédéric Makowiecki (Porsche 963 #5): „Wir sind schon früh auf die Strecke gegangen, denn wir wollten uns für das Qualifying die Option offenhalten, noch einen weiteren Satz Reifen einzusetzen. Aber es dauerte länger als gedacht, mit dem ersten Satz eine Rundenzeit zu setzen. Darum haben wir nur gestoppt, um den Reifendruck anzupassen – davon hatten wir uns einen Performance-Vorteil erhofft. Das ging aber nicht so schnell wie erhofft. Wir hätten unter Umständen knapp vor dem Cadillac liegen können. Aber das Rennen ist lang. Jetzt liegt es an uns, denn wir sollten über die Dauer der einzelnen Stints recht schnell sein.“
Kévin Estre (Porsche 963 #6): „Das war ein schwieriges Qualifying. Wir haben nur auf einen Satz Reifen gesetzt. Das Auto fühlte sich ganz gut an und meine Runde hat auch gepasst. Unglücklicherweise reichte das aber nur für den zehnten Startplatz mit etwas Abstand zum Schwesterauto. Uns fehlte gegenüber den anderen Porsche schon in den freien Sessions etwas Topspeed. Das müssen wir jetzt analysieren. Aber der Porsche fühlt sich gut an, das ist schon einmal ein positives Zeichen.“
Yifei Ye (Porsche 963 #38): „Ich bin etwas enttäuscht über den neunten Rang im Qualifying, nachdem wir in den beiden Trainingssessions die Positionen zwei und sechs erreicht hatten. Da waren wir noch recht nah an der Spitze dran. Das Qualifying selbst lief trotzdem ganz gut: Das Auto fühlte sich wettbewerbsfähig an. Platz neun war letztlich das bestmögliche Ergebnis. Im Rennen stehen nun die Strategie, das Reifenmanagement und die Boxenstopps im Vordergrund. Wir haben nach Spa und Le Mans an diesem Wochenende einige gute Dinge ausprobiert und lernen ziemlich viel dazu. Wir bleiben dran.“
Harry Tincknell (Porsche 963 #99): „Wir lernen mit dem für uns noch neuen Porsche 963 gerade viel dazu und probieren verschiedene Dinge aus. Jetzt haben wir erste Erfahrungen mit dem Hybrid-Prototypen im Qualifying gesammelt. Im Vergleich zu den Testsessions liegen wir etwas weiter zurück als wir gehofft hatten. Monza ist ein Testwochenende für uns, bei dem nicht jeder Schritt automatisch einen Fortschritt bringt. Wir freuen uns nun auf unser erstes Rennen, dann können wir das Auto über einen längeren Zeitraum fahren. Wir werden dabei mit Sicherheit viele weitere Erfahrungen sammeln.“
Sarah Bovy (Porsche 911 RSR #85): „Ich bin super glücklich und sehr stolz auf das Team. Wenn du ein tolles Auto hast und auf einer Strecke bist, die du magst, macht die Zeitenjagd besonders viel Spaß. Aber es kam darauf an, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein – ich denke, in diesem Spiel waren wir heute die Besten. Morgen konzentrieren wir uns auf das Renntempo, denn in unserer Klasse geht es immer sehr eng zu. Wir wollen konstant schnell sein und Fehler vermeiden. Wir haben seit Beginn der Saison viel gelernt. Ich bin zuversichtlich, dass jeder im Team morgen sein absolutes Maximum geben wird. Uns steht ein langes, heißes und hartes Rennen bevor. Ich freue ich auf diese Herausforderung.“
Christian Ried (Porsche 911 RSR #77): „Spannendes Qualifying mit einer Roten Flagge genau zur falschen Zeit – wir standen in der Box und konnten nichts machen. Danach war es schwierig, in dem riesigen Pulk von Autos eine freie Runde zu finden. Beim letzten Anlauf habe ich mir eine Lücke nach vorne gelassen, das hat ziemlich gepasst. Jetzt schauen wir mal, das Rennen ist sechs Stunden lang…“
Ergebnisse Qualifying
Hypercar-Klasse:1. Conway/Kobayashi/Lopez (UK/J/ARG), Toyota #7, 1:35,358 Minuten
2. Fuoco/Molina/Nielsen (I/E/DK), Ferrari #50, 1:35,375 Minuten
3. Buemi/Hartley/Hirakawa (CH/NZ/J), Toyota #8, 1:35,460 Minuten
GTE-Am-Klasse:
1. Bovy/Frey/Gatting (B/CH/DK), Porsche 911 RSR #85, 1:47,632 Minuten
2. Al Harthy/Dinan/Eastwood (OMN/USA/IRL), Aston Martin #25, 1:48,058 Minuten
3. Andlauer/Pedersen/Ried (F/DK/D), Porsche 911 RSR #77, 1:48,116 Minuten