Sie duellierten sich mit allen gerade noch erlaubten und in einem Feld mit 32 technisch identischen Rennwagen auch nötigen Mitteln: Über die gesamte Renndistanz fuhren Porsche-Junior Bastian Buus und Larry ten Voorde praktisch im Zentimeterabstand um die Formel-1-Rennstrecke in der Steiermark. Mehrfach tauschten der Däne aus der Heimmannschaft BWT Lechner Racing und der Niederländer aus dem Team GP Elite die Spitzenposition. Ten Voorde war dabei von der Pole-Position gestartet. Gelegentlich suchten beide sogar Seite an Seite die beste Linie und den optimalen Bremspunkt. In der vorletzten Runden setzte Buus zum entscheidenden Überholmanöver an. Auf den letzten Drücker drängelte er sich an ten Voorde vorbei und sicherte sich mit einem Vorsprung von zwei Zehntelsekunden seinen insgesamt dritten Sieg im Porsche Mobil 1 Supercup.
„Ich habe gemerkt, dass ich schneller war als Larry“, berichtete Buus, der das zweite Saisonrennen des internationalen Markenpokals mit dem Porsche 911 GT3 Cup von der dritten Position aufgenommen hatte. „Zunächst habe ich aber keinen Weg an ihm vorbei gefunden. In der zweiten Rennhälfte war ich zwar mehrfach direkt neben und manchmal auch knapp vor ihm. Aber er hat sofort wieder gekontert. Ich wusste, dass die Bremszone vor der ersten Kurve meine vielleicht einzige Chance sein würde. Ich habe es probiert – und es hat geklappt.“
Trotz gelegentlicher Berührungen äußerte sich auch der zweimalige Supercup-Champion Larry ten Voorde begeistert über das Duell mit dem 20 Jahre jungen Buus: „Wir fuhren beide am Limit. Aber das gehört im Supercup dazu. Ich war heute einfach nicht schnell genug und – ehrlich gesagt – sogar ein wenig überrascht, dass ich Bastian so lange Paroli bieten konnte. Ich habe gekämpft wie ein Löwe.“
Im Rücken der beiden Siegkandidaten spielten sich weitere turbulente Szenen ab. Weil einige der Spitzenfahrer im verregneten Qualifying gepatzt hatten und ungewöhnlich weit hinten starteten, war der Rennverlauf auch im Mittelfeld von zahllosen Überholmanövern gekennzeichnet. Eine starke Leistung bot dabei Harry King, der Sieger des Saisonauftakts in Monaco. Der Brite startete von Position elf, fiel zweitweise sogar auf Rang 16 zurück. Zur Rennhälfte hatte er sich auch dank einer kurzen Safety-Car-Phase in die Spitzengruppe vorgearbeitet. Zwei Runden vor Schluss tauchte er im Rückspiegel seines zu diesem Zeitpunkt noch zweitplatzierten Teamkollegen Bastian Buus auf.
Weiter nach vorne ging es für King nicht, aber auch mit Rang drei war er mehr als zufrieden. „Das war harte Arbeit, aber auch ein großer Spaß. Ich habe einige, sagen wir mal, ambitionierte Überholmanöver durchgeführt“, beschrieb der 22-Jährige. Mit diesem Ergebnis verteidigte King die Tabellenführung im Porsche Mobil 1 Supercup, punktgleich mit Porsche-Junior Bastian Buus. Doppelführung also für BWT Lechner Racing – ein optimales Ergebnis beim Heimspiel für das in Österreich ansässige Team.
Auch Dorian Boccolacci zählte zu den Fahrern, die sich gegenüber ihrer Startposition deutlich verbessern konnten. Der Franzose aus dem Team CLRT kletterte um 13 Plätze nach oben und kam als Fünfter hinter dem Deutschen Leon Köhler (Team Huber Racing) ins Ziel. Die Bestmarke setzte allerdings Jorge Lorenzo. Der ehemalige Motorrad-Weltmeister bestreitet für das Team Huber Racing seine erste Supercup-Saison. Der Spanier machte 15 Plätze gut und erzielte seinen ersten Meisterschaftspunkt – als erster Motorrad-Weltmeister in der Geschichte des Porsche Mobil 1 Supercup.
Den Sieg in der Rookie-Wertung sicherte sich Huub van Eijndhoven. Der GP-Elite-Fahrer aus den Niederlanden kam auf Gesamtrang sechs ins Ziel. Der Franzose Alessandro Ghiretti (Martinet by Alméras) und der Belgier Benjamin Paque (CLRT) komplettierten das Podium der Supercup-Einsteiger.
„Das war eines der dramatischsten Rennen im Porsche Mobil 1 Supercup der vergangenen Jahre. Nicht nur Bastian Buus und Larry ten Voorde haben den Fans Rennsport vom Feinsten geboten, auch die Aufholjagd von Harry King und die Positionskämpfe im Mittelfeld sorgten für jede Menge Abwechslung. Nach zwei Rennen liegen zwei Fahrer punktgleich an der Tabellenspitze – die Saison 2023 verläuft weiterhin äußerst spannend“, kommentierte Oliver Schwab, Projektleiter Porsche Mobil 1 Supercup.
Zum dritten Lauf des Porsche Mobil 1 Supercup treten die Fahrer bereits am nächsten Wochenende im Rahmen des Großen Preis von Großbritannien (7. bis 9. Juli 2023) an. Der Silverstone Circuit zählt zu den zahlreichen britischen Rennstrecken, die ursprünglich als Flugfeld für die Royal Air Force dienten. Im „Home of British Motor Racing“ absolvierte die Formel 1 im Jahr 1950 das erste Rennen ihrer Geschichte. Seit 1994 gastiert der Porsche Supercup regelmäßig auf der heute 5,891 Kilometer langen Piste rund 100 Kilometer nördlich von London. Sie zählt zu den schnellsten im Kalender des internationalen Markenpokals. In der zurückliegenden Saison feierte der damalige Porsche-Junior Laurin Heinrich den Sieg.
Ergebnis Lauf 2 Porsche Mobil 1 Supercup, Spielberg (Österreich)
1. Porsche-Junior Bastian Buus (DK/BWT Lechner Racing), 29.08,981 Minuten2. Larry ten Voorde (NL/Team GP Elite), +0,219 Sekunden
3. Harry King (UK/BWT Lechner Racing), +0,733 Sekunden
4. Leon Köhler (D/Huber Racing), +1,580 Sekunden
5. Dorian Boccolacci (F/CLRT), +2,935 Sekunden
Stand Porsche Mobil 1 Supercup 2023 (nach zwei von acht Rennen)
1. Harry King (UK/BWT Lechner Racing), 42 Punkte2. Porsche-Junior Bastian Buus (DK/BWT Lechner Racing), 42 Punkte
3. Larry ten Voorde (NL/Team GP Elite), 40 Punkte