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Porsche Super Cup
03.09.2023

Porsche-Junior Bastian Buus ist der neue Supercup-Champion

Der 31. Fahrertitel im Porsche Supercup geht an Bastian Buus. Dem 20 Jahre alten Porsche-Junior aus Dänemark genügte ein dreizehnter Rang beim turbulenten Saisonfinale in Monza, um die Gesamtwertung mit fünf Punkten Vorsprung vor Larry ten Voorde zu gewinnen. Der Niederländer aus dem Team GP Elite wurde auf der Formel-1-Rennstrecke in Norditalien Zweiter hinter Harry King, dem Teamkollegen von Bastian Buus bei BWT Lechner Racing. Die österreichische Mannschaft sicherte sich zum 13. Mal den Gesamtsieg in der Team-Wertung im internationalen Markenpokal mit dem Porsche 911 GT3 Cup. Obwohl er nicht ins Ziel kam, konnte der Franzose Alessandro Ghiretti den Titel bei den Rookies feiern.

Turbulenter hätte die ohnehin spannende 31. Saison des Porsche Supercup kaum zu Ende gehen können. Die Entscheidungen sowohl in der Gesamtwertung wie auch bei den Rookies fielen buchstäblich auf den letzten Metern des Finales im norditalienischen Monza. Der winzige Differenz von 0,4 Sekunden entschied den Titelkampf zwischen Bastian Buus und Larry ten Voorde zugunsten des Porsche-Juniors aus Dänemark. Der Australier Harri Jones verpasste sogar nur um weniger als 0,3 Sekunden den Gesamtsieg bei den Rookies, der so an den Franzosen Alessandro Ghiretti ging.

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„Das war das mental härteste Rennen meines Lebens, eine wahre Achterbahnfahrt“, verriet Bastian Buus nach dem 14-Runden-Krimi auf der Formel-1-Rennstrecke nahe Mailand. Vor dem Start war klar: Ein elfter Rang würde ihm auf jeden Fall zum Titelgewinn ausreichen. Dies klang angesichts seines neunten Startplatzes einfach. Doch nach einem Dreher, ausgelöst durch eine Kollision, fand sich Buus schon in der zweiten Runde am Ende des Feldes wieder. „Ich habe dabei den Motor abgewürgt und es hat gefühlt eine Ewigkeit gedauert, bis ich weiterfahren konnte“, beschrieb er die Sekunden abseits der Piste. Zwar konnte er sich in den folgenden Runden wieder nach vorne arbeiten. Aber der elfte Rang blieb außer Reichweite, auch wegen einer zwischenzeitlich kassierten Zeitstrafe von drei Sekunden. „Zum Glück habe ich auf den großen Bildschirmen am Streckenrand gesehen, dass Harry King das Rennen anführte. Das hat mich etwas beruhigt.“

Denn auf seinem britischen Teamkollegen bei BWT Lechner Racing, der aus der Pole-Position gestartet war, ruhten jetzt alle Hoffnungen von Buus. Hinter King folgte im Zentimeterabstand der zweite Titelkandidat Larry ten Voorde, der sich vom vierten Startplatz schnell in den Windschatten des Führenden vorgekämpft hatte. Nur mit einem Sieg hätte der niederländische GP-Elite-Fahrer das Blatt noch wenden können. Aber King behielt die Nerven und rettete den knappen Vorsprung ins Ziel – damit stand Porsche-Junior Bastian Buus endgültig als neuer und jüngster Supercup-Champion aller Zeiten fest. „Mir fehlen die Worte, ich bin einfach nur überglücklich“, strahlte Buus, der von seiner gesamten Familie frenetisch gefeiert wurde.

„Jedes Mal, wenn ich einen Vorsprung auf Larry herausgefahren hatte, machte das Safety-Car diesen Vorteil wieder zunichte. Aber mein Auto war heute schnell genug, um ihm nicht wirklich eine Chance zu lassen“, lobte King die Arbeit seiner Technikermannschaft. Der 26-Jährige gewann in der zurückliegenden Saison zwar drei Rennen und damit mehr als jeder seiner Konkurrenten. Viel Pech in den übrigen Läufen sorgte aber dafür, dass er sich in der Jahreswertung mit dem dritten Rang zufrieden geben musste.

Larry ten Voorde, Supercup-Champion der Jahre 2020 und 2021, zeigte sich trotz des verlorenen Duells gegen King als fairer Sportsmann: „Ich habe wirklich alles versucht, niemals aufgegeben und gekämpft bis zum Schluss. Aber Harry hat seine Führung clever verteidigt. Gratulation an Bastian, er hat den Titel wirklich verdient.“

Als Dritter auf dem Podium in Monza sorgte Lokalheld Simone Iaquinta für zusätzliche Begeisterung der Zuschauer. „Das ist der perfekte Abschluss der Saison“, freute sich der Italiener, der für das deutsche Team Huber Racing fährt. Mit seinem besten Saisonergebnis sorgte er ungewollt für die Entscheidung im Titelkampf der Rookies. Iaquinta duellierte sich während des gesamten Rennens mit Harri Jones (BWT Lechner Racing), die beiden tauschten mehrmals die Positionen. Der dritte Rang hätte dem amtierenden Champion des Porsche Carrera Cup Australia zum Sieg in der Rookie-Wertung ausgereicht. Weil Jones zwar als bestplatzierter Rookie ins Ziel kam, am Ende mit einer Wagenlänge Rückstand aber nur Gesamtvierter wurde, ging dieser Titel an Alessandro Ghiretti (Martinet by Alméras).

Der Franzose war nach einer Kollision vorzeitig ausgeschieden. „Ich musste als Zuschauer miterleben, wie Simone und Harri abwechselnd auf dem dritten Rang fuhren – ich bin fast wahnsinnig geworden. Aber jetzt bin ich stolz auf den Rookie-Titel“, fasste der 21-Jährige aus der südfranzösischen Stadt Montauban das Finale aus seiner Sicht zusammen. Ghiretti wurde außerdem als Bester in der Wertung des internen Rookie-Programms geehrt, bei dem neben den Rennergebnissen beispielsweise auch die körperliche Fitness und die Qualität der eigenen schriftlichen Rennberichte beurteilt werden.

Eine starke Leistung zeigte der frühere Formel-1-Pilot Timo Glock. Der Odenwälder bestritt im VIP-Neunelfer des Porsche Mobil 1 Supercup seinen zweiten Gastauftritt in der laufenden Saison. Gestartet aus der vorletzten Reihe, erlebte er zahlreiche Kollisionen und Dreher von Konkurrenten aus nächster Nähe. Dass er sich in diesem turbulenten Rennen bis auf die neunte Position verbessern konnte, unterstreicht die große Routine des 41-Jährigen, der heute als TV-Kommentator die Formel-1-Weltmeisterschaft begleitet.

In der Team-Wertung setzte sich erneut BWT Lechner Racing durch, für das Porsche-Junior Bastian Buus und Harry King punkteten. Die in Österreich beheimatete, vom legendären Walter Lechner gegründete Mannschaft feierte bereits den dreizehnten Teamtitel im Porsche Supercup. „Ich habe schon viel erlebt, aber dieses Finale war wirklich Hollywood-Material“, kommentierte Teamchef Robert Lechner. „Ich bin unglaublich stolz auf Bastian Buus, den jüngsten Supercup-Champion aller Zeiten. Aber auch Harry King hat eine sehr starke Saison vorgelegt und mit drei Siegen viel zu unserem Titel beigetragen.“

Begeistert zeigte sich auch Thomas Laudenbach. Der Leiter Porsche Motorsport hat das Saisonfinale des Porsche Mobil 1 Supercup vor Ort verfolgt und die Pokale an Gewinner Harry King und Rookie-Sieger Harri Jones überreicht: „Dieses ultraspannende Finale und die gesamte Saison 2023 haben wieder einmal bewiesen, warum der Porsche Mobil 1 Supercup die Topliga unserer Markenpokale ist. Alle drei Titel wurden erst im letzten Saisonrennen entschieden. Das ist Motorsport auf höchsten Niveau. Genau das wollen wir und genau das zeigt die hohe Professionalität der Fahrer und der Teams.“

Oliver Schwab, Projektleiter Porsche Mobil 1 Supercup, ergänzte: „Gratulation an Porsche-Junior Bastian Buus, der nach dem Rookie-Titel 2022 jetzt auch die Gesamtwertung gewonnen hat. BWT Lechner Racing verbesserte mit dem dreizehnten Titel in der Team-Wertung den eigenen Rekord erneut, eine wirklich starke Leistung. Der Rookie-Titel geht in diesem Jahr nach Frankreich, an Alessandro Ghiretti, auch ihm herzlichen Glückwunsch. Bedanken möchte ich mich aber auch bei allen anderen Fahrern, allen Teams und jedem einzelnen ihrer Mitglieder für eine hochspannende und hochprofessionelle Supercup-Saison.“

Bastian Buus hat sich im Alter von 20 Jahren zum jüngstes Champion in der Historie des 1993 gegründeten Porsche Supercup gekrönt. Außerdem ist der 1,87 Meter lange Däne nach dem Neuseeländer Earl Bamber (2014) und dem Deutschen Sven Müller (2016) der dritte Porsche-Junior, der die Gesamtwertung des internationalen Markenpokals mit dem Porsche 911 GT3 Cup gewinnt.

Aufgewachsen in der Nähe von Kolding an der dänischen Ostseeküste, kam Buus über seinen selbst rennfahrenden Vater Morten zum Kartsport. Gleichzeitig entwickelte er sich zu einem erstklassigen Simracer. Ausgerechnet mit dieser Fähigkeit überzeugte er das deutsche Team Allied-Racing, das ihn im Porsche 718 Cayman GT4 Clubsport in die GT4 European Series schickte. Zusammen mit Teamchef Jan Kasperlik gewann Buus den ProAm-Titel. 2021 und immer noch Schüler stieg Buus mit Allied-Racing in den Porsche Carrera Cup Deutschland ein, in dem er in der aktuellen Saison noch Titelchancen hat. Im Porsche Mobil 1 Supercup stellte Buus 2022 einen neuen Rekord auf: Er gewann bei allen acht Rennen die Rookie-Wertung und sicherte sich überlegen den Titel in der Einsteigerklasse. Bis heute feierte er außerdem drei Laufsiege.

Das Abitur hat Buus, der seinen Landsmann und siebenmaligen Le-Mans-Sieger Tom Kristensen als Vorbild nennt, inzwischen in der Tasche. Und ein mittelfristiges Ziel hat er sich auch schon gesteckt: die FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) im neuen LMDh-Renner Porsche 963.

Ergebnis, 8. Lauf Porsche Mobil 1 Supercup, Monza (I)

1. Harry King (UK/BWT Lechner Racing), 30:29,288 Minuten
2. Larry ten Voorde (NL/Team GP Elite), +0,432 Sekunden
3. Simone Iaquinta (I/Huber Racing), +3,589 Sekunden
4. Harri Jones (AUS/BWT Lechner Racing), +3,848 Sekunden
5. Morris Schuring (NL/FACH AUTO TECH), +4,056 Sekunden

Endstand Porsche Mobil 1 Supercup 2023 / Fahrer (nach acht Rennen)

1. Porsche-Junior Bastian Buus (DK/BWT Lechner Racing), 122 Punkte
2. Larry ten Voorde (NL/Team GP Elite), 117 Punkte
3. Harry King (UK/BWT Lechner Racing), 108 Punkte
4. Morris Schuring (NL/Fach Auto Tech), 103 Punkte
5. Dorian Boccolacci (F/CLRT), 79 Punkte