Bei strahlendem Sonnenschein und Lufttemperaturen von fast 30 Grad Celsius fuhren die elf Fahrzeuge der Topklasse GTP sofort nach Freigabe der Zeitenjagd auf die Strecke. Das Ziel: ein vorsichtiges Aufwärmen der Michelin-Reifen, um ab dem dritten Umlauf die maximale Haftung in die schnellste Rundenzeit umzusetzen. Dieses Prozedere wurde jedoch jäh unterbrochen: Nach rund fünf Minuten kollidierte Werksfahrer Mathieu Jaminet am Steuer der Startnummer 6 ausgangs der ersten Kurve mit der Streckenbegrenzung. „Ich bin okay“, meldete der Franzose umgehend per Funk. Die Qualifikation war für seinen Porsche 963 von Porsche Penske Motorsport jedoch vorzeitig beendet.
Nach den Aufräumarbeiten gab die Rennleitung den Sebring International Raceway noch einmal für 3:30 Minuten frei. Es entwickelte sich ein spannender Wettbewerb um die besten Startplätze, den Felipe Nasr am Steuer des Daytona-Siegerautos auf Position fünf beendete. Die baugleichen Hybridfahrzeuge von JDC-Miller MotorSports und Proton Competition folgten auf den Plätzen sechs und sieben.
„Das Ergebnis entspricht bei Weitem nicht dem, was wir erwartet hatten“, fasst Urs Kuratle zusammen. Der Leiter Werksmotorsport LMDh fügt hinzu: „Mathieu Jaminet hatte einen Unfall. Wir werden uns die Daten genau anschauen, um zu ergründen, was dort passiert ist. Die Hauptsache ist, dass es ihm gesundheitlich gut geht. Die Startpositionen könnten besser sein, aber es liegen zwölf Stunden Rennen vor uns. Wir werden unsere Chancen bekommen. Ich bin weiterhin zuversichtlich.“
„Das Qualifying in Sebring findet zur heißesten Zeit des Tages statt, das macht es immer schwierig. Uns hat es ein wenig an Tempo gefehlt“, erklärt Jonathan Diuguid, Leitender Direktor Porsche Penske Motorsport. „Die Session wurde leider aufgrund des Unfalls von Mathieu Jaminet unterbrochen. Wir müssen die Nummer 6 nun reparieren und analysieren, was genau passiert ist. Für Felipe Nasr blieben am Ende nur noch zwei schnelle Runden. Mal schauen, was im Rennen möglich ist.“
In der Topklasse GTP qualifizierten sich die beiden Porsche 963 der Kundenteams JDC-Miller MotorSports und Proton Competition für die Startplätze sechs und sieben. Der Brite Phil Hanson hatte vor der Unterbrechung wegen des Unfalls von Jaminet vorübergehend das Klassement angeführt, konnte am Steuer der Nummer 85 des amerikanischen Teams aber nicht mehr entscheidend zulegen. Der frühere Porsche-Junior Julien Andlauer aus Frankreich fuhr mit dem Porsche 963 von Proton Competition in seinem ersten GTP-Qualifying auf den soliden siebten Rang.
Die Porsche-Kundenteams in den beiden GT-Kategorien konnten die Erwartungen nur teilweise erfüllen. Stark präsentierte sich erneut der 911 GT3 R von AO Racing in der GTD-Pro-Klasse: Sebastian Priaulx, der beim Saisonauftakt in Daytona auf die Pole-Position gefahren war, platzierte den „Rexy“ genannten Neunelfer auf Rang drei. Der Brite teilt sich das Auto im Rennen mit Werksfahrer Michael Christensen aus Dänemark und dem ehemaligen Porsche-Junior Laurin Heinrich aus Deutschland. In der GTD-Kategorie starten die drei bis zu 415 kW (565 PS) starken Neunelfer von Wright Motorsports, Andretti Motorsports und MDK Motorsports von den Plätzen 15, 18 und 19.
Der zweite Saisonlauf der IMSA WeatherTech SportsCar Championship beginnt am morgigen Samstag um 9:40 Uhr Ortszeit (14:40 Uhr MEZ). Die 72. Auflage des 12-Stunden-Rennens in Sebring könnte für Porsche und das Partnerteam Penske ein Meilenstein werden: Der Automobilhersteller aus Stuttgart steht vor dem 600. Sieg in der nordamerikanischen IMSA, für das Team Penske wäre dies gleichzeitig der 100. Sieg im Sportwagensport.
Beim Langstreckenklassiker in Florida tragen die beiden Porsche 963 des Werksteams Porsche Penske Motorsport eine leicht veränderte Folierung. Die Logos des langjährigen Partners Mobil 1 leuchten an diesem Wochenende in Gold. Grund ist der 50. Geburtstag der renommierten Schmierstoffmarke des Mineralölkonzerns ExxonMobil.
Mathieu Jaminet (Porsche 963 #6): „Für unseren Porsche 963 mit der Startnummer 6 hatten wir uns ein besseres Ergebnis erhofft. Mir geht es soweit gut, aber mir tut der Unfall für das Team Porsche Penske Motorsport und auch alle Kollegen bei Porsche in Weissach leid. Die Jungs haben jetzt leider etwas Arbeit mit unserem Auto. Es ist ein Jammer, denn der Porsche lag in meiner ersten Runde wirklich gut. Ein Startplatz unter den ersten Drei hätte in Reichweite gelegen. Wir blicken jetzt auf das Rennen. Wenn unser Auto dort auch wieder konkurrenzfähig ist, haben wir zwölf Stunden Zeit, um wieder aufzuholen.“
Felipe Nasr (Porsche 963 #7): „Das Ergebnis geht in Ordnung. Am Donnerstag mussten wir beim Setup des Autos während der Freien Trainings zunächst einige Hindernisse überwinden. Wir haben sehr lange gebraucht, um unter heißen Bedingungen eine gute Fahrzeugbalance hinzubekommen. Am Ende lief es recht gut. Im Rennen kann noch sehr viel passieren. Ich bin sicher, dass wir uns weiter nach vorn kämpfen können.“
Julien Andlauer (Porsche 963 #5): „Es war für alle Teams und Fahrer ein ungewöhnliches Qualifying. Mir blieb am Ende nur noch Zeit für eine einzige schnelle Runde. Wir haben auch in der Zeitenjagd viel über unser Auto gelernt, darum ging es hauptsächlich. Unser Porsche 963 ist in einem Stück – das Wichtigste vor einem solch langen und anstrengenden Rennen.“
Phil Hanson (Porsche 963 #85): „Meine erste schnelle Runde lief gut, aber dann gab es die roten Flaggen. Als die Strecke wieder freigegeben wurde, hatten meine Reifen bereits einen Hitzezyklus durchlaufen und lieferten einfach nicht mehr ausreichend Grip – sehr schade, denn es wäre bestimmt mehr möglich gewesen. Die Unterbrechung hat uns um den verdienten Lohn unserer guten Arbeit in den Trainings gebracht.“
Sebastian Priaulx (Porsche 911 GT3 R #77): „Ich hätte natürlich gern noch etwas weiter vorn gestanden, aber wir können mit Rang drei gut leben – eine ordentliche Ausgangsposition für das lange Rennen. Meine Runde war sauber und schnell. Ich habe wirklich restlos alles herausgeholt, mehr ging absolut nicht! Die Rundenzeiten der beiden Autos vor mir konnte ich nicht mitgehen. Von Startplatz drei können wir Morgen hoffentlich noch etwas weiter nach vorne fahren.“
Ergebnisse Qualifying
GTP-Klasse:1. Derani/Aitken/Blomqvist (BR/UK/MC), Cadillac V-Series.R #31, 1:48,152 Minuten
2. Bourdais/Van der Zande/Dixon (F/NL/NZ), Cadillac V-Series.R #01, 1:48,299 Minuten
3. Eng/Krohn/Farfus (A/SF/MC), BMW M Hybrid V8 #24, 1:48,829 Minuten
GTD-Pro-Klasse:
1. Hawksworth/Barnicoat/Kirkwood (UK/UK/USA), Lexus #14, 1:58,714 Minuten
2. Gunn/Riberas/Farnbacher (UK/E/D), Aston Martin #23, 1:59,264 Minuten
3. Heinrich/Priaulx/Christensen (D/UK/DK), Porsche 911 GT3 R #77, 1:59,446 Minuten
GTD-Klasse:
1. Ward/Ellis/Dontje (USA/CH/NL), Mercedes-AMG #57, 1:58,778 Minuten
2. Lacorte/Sernagiotto/Fuoco (I/I/I), Ferrari #47, 1:59,014 Minuten
3. Montecalvo/Thompson/Telitz (USA/CDN/USA), Lexus #12, 1:59,143 Minuten