Die Zuschauer an der malerischen Road America erlebten am Sonntag eines der spannendsten IMSA-Rennen der jüngeren Vergangenheit. Nach fünf Safety-Car-Phasen fiel die Entscheidung um den Sieg erst in einem finalen Sprint über 17 Minuten. Porsche Penske Motorsport hatte auf dem Weg in dieses Shootout optimale strategische Arbeit geleistet und die beiden 514 kW (699 PS) starken Porsche 963 an die Spitze manövriert. Auf dem Weg zum vierten Saisonsieg für Porsche behielten Mathieu Jaminet am Steuer des Rennwagens mit der Nummer 6 und Felipe Nasr in der Nummer 7 die Nerven und wehrten alle Angriffe der starken Konkurrenz ab.
„Besser und spannender kann Motorsport kaum sein. Es war wieder einmal ein Fest für alle Fans des Sportwagensports und ein schöner Doppelsieg für unsere Mannschaft“, jubelt Thomas Laudenbach, Leiter Porsche Motorsport. „Mit dem großartigen Erfolg auf der Road America haben wir unsere Position in der Meisterschaft weiter verbessert und gehen nun bester Stimmung in die letzten beiden Rennen des Jahres. Vielen Dank an das Team für die perfekte Strategie und an die Fahrer für die bärenstarken Vorstellungen unter teils sehr schwierigen Bedingungen. Mein Dank gilt ebenso allen Mitarbeitern im Entwicklungszentrum in Weissach sowie unseren tollen Partnern, die uns jederzeit maximal unterstützen. Ein Kompliment möchte ich unseren Kundenteams aussprechen, die in Elkhart Lake einmal mehr beeindruckend aufgetreten sind.“
Auf dem Weg zum vierten Saisonsieg des Teams Porsche Penske Motorsport erlebten beide Porsche 963 leichte Rückschläge. Die Startnummer 6 musste aufgrund einer Kollision mit einem Konkurrenten in der Frühphase eine Durchfahrtsstrafe antreten und verlor dabei zunächst den Anschluss an die Spitze. Das Schwesterauto kam kurz nach der Halbzeit zu einem unplanmäßigen Boxenstopp, um eine beschädigte Heckpartie zu tauschen. Dank einer klugen Taktik brachten die Strategen des Teams beide Hybridfahrzeuge zum großen Finale an die Spitze des Feldes.
„Da haben wir das Ruder kurz vor dem Ende beeindruckend herumgerissen. Die letzten Runden waren nichts für schwache Nerven“, fasst Urs Kuratle zusammen. Der Leiter Werksmotorsport LMDh ergänzt: „Die Voraussetzungen sahen nach einem enttäuschenden Qualifying am Samstag alles andere als gut aus. Am Renntag haben wir uns für perfekte Arbeit belohnt. Die Strategie war absolut top, die Fahrer enorm schnell und konstant. Insgesamt war es eine mega Teamleistung!“
„Ein solches Ergebnis hätte ich mir in den wildesten Träumen nicht ausmalen können“, erklärt Jonathan Diuguid, Leitender Direktor Porsche Penske Motorsport. „Es war ein wundervoller Tag. Die Startnummer 7 hat die Führung in der Meisterschaft ausgebaut, ebenso ist der Vorsprung von Porsche in der Herstellerwertung angewachsen. Dieses Rennen liefert ein Paradebeispiel für großartige Zusammenarbeit innerhalb der Mannschaft: Jeder einzelne hat zugunsten des Gesamtprojektes das Maximum eingebracht. Jetzt feiern wir diesen tollen Erfolg!“
In der Herstellermeisterschaft liegt Porsche nunmehr mit einem Vorsprung von 89 Zählern an der Spitze. Die Nummer-7-Crew von Porsche Penske Motorsport führt die Teamwertung an. Die zweimaligen Saisonsieger Felipe Nasr und Dane Cameron reisen als Spitzenreiter in der Fahrertabelle zum vorletzten Saisonrennen in Indianapolis. Der Vorsprung des Duos auf ihre zweitplatzierten Markenkollegen Nick Tandy und Mathieu Jaminet beträgt 100 Punkte.
Das Kundenteam Proton Competition unterstrich seine starke Form nach einem guten Qualifying auch am Renntag. In der ersten Rennhälfte glänzte vor allem Werkspilot Gianmaria Bruni am Steuer der Nummer 5. Der Italiener verbesserte sich bereits beim Start auf Position drei und pilotierte den Porsche 963 des deutschen Partnerteams zur Rennmitte sogar phasenweise an der Spitze des Feldes. Am Ende erreichte Proton Competition Platz fünf, gefolgt vom baugleichen Auto von JDC-Miller MotorSports.
In der GTD-Pro-Kategorie hat das Team AO Racing erneut das Maximum aus den Möglichkeiten des Porsche 911 GT3 R gemacht. Der Deutsche Laurin Heinrich und der Franzose Julien Andlauer steuerten die pink folierte Nummer 77 fehlerlos über die Distanz von 2:40 Stunden und erreichten Platz vier. Die Mannschaft verteidigte damit die Führung in der Meisterschaft. Die baugleichen, bis zu 416 kW (565 PS) starken Neunelfer von MDK Motorsports und Wright Motorsports belegten in der GTD-Kategorie die Positionen zehn und 13.
Der neunte Saisonlauf der IMSA WeatherTech SportsCar Championship findet am 25. August auf dem Virginia International Raceway statt. Dort treten allerdings nur die beiden GT-Klassen an. Die Topkategorie GTP geht erst am 22. September wieder an den Start. Dann steht erstmals ein Langstreckenrennen über sechs Stunden auf dem Indianapolis Motor Speedway auf dem Programm.
Mathieu Jaminet (Porsche 963 #6): „Das Glück ist mit den Tüchtigen, heißt es immer. Das trifft heute voll auf uns zu. Wir hatten kalkuliert, dass wir am Ende in den Kampf um den Sieg eingreifen können, wenn wir in der zweiten Rennhälfte jederzeit maximal Benzin sparen. Das habe ich beherzigt. Wir hatten aber auch Glück mit den Gelbphasen. Wäre das Safety-Car am Ende nur eine Runde früher hereingekommen, hätte ich es wohl kaum ins Ziel geschafft – so passte es genau. Die letzten Runden waren sehr wild. Im dichten Überrundungsverkehr gab es zahlreiche Berührungen. Es war ein Spektakel, aber eines mit einem perfekten Ende für uns.“
Nick Tandy (Porsche 963 #6): „Nach dem enttäuschenden Qualifying war uns klar, dass wir auf der Road America eines der langsamsten GTP-Autos haben. Mit diesem Wissen ging es am Sonntag ins Rennen – und dann? Gut zwei Stunden später stehen wir mit beiden Crews auf dem Podest und feiern einen Doppelsieg. Das ist unglaublich! Aber genau das macht die IMSA-Serie aus. Wir lieben es und freuen uns auf jedes einzelne Rennen. Der heutige Erfolg ist ein Beleg für die Tatsache, dass wir niemals aufgeben und als Team jederzeit gemeinsam an einem Strang ziehen.“
Felipe Nasr (Porsche 963 #7): „Die letzten Runden unter Grün waren ereignisreich, um es vorsichtig auszudrücken. Als wir mit den führenden Autos in den GT-Überrundungsverkehr kamen, ging es drunter und drüber. Aber wir haben es irgendwie überstanden. Das heutige Ergebnis ist für Porsche und das Team Porsche Penske Motorsport perfekt. Zwischenzeitlich hatte ich schon gedacht, alles wäre vorbei: Nachdem mir ein Konkurrent auf das Heck gefahren war, mussten wir einen zusätzlichen Stopp einlegen. Danach wollten wir eigentlich nur noch maximale Punkte mitnehmen. Das ist uns schlichtweg optimal gelungen.“
Bent Viscaal (Porsche 963 #5): „Wir haben seit dem vorherigen Rennen in Watkins Glen deutliche Fortschritte gemacht. Platz fünf ist ein ordentliches Ergebnis. Ich war an diesem Wochenende erstmals auf der Road America unterwegs und habe viel gelernt – was den Umgang mit kalten Reifen betrifft, leider auf die harte Tour. Dabei habe ich leider viele Positionen verloren. Das bedauere ich für das Team. Es fehlt mir diesbezüglich einfach noch an Erfahrung. Generell geht es aber ganz gut voran.“
Tijmen van der Helm (Porsche 963 #85): „Platz sechs ist ganz in Ordnung. Wir haben uns heute einige kleine Fehler geleistet. Vor diesem Hintergrund können wir mit dem Ergebnis wirklich gut leben. Wir nehmen nun viele Erkenntnisse mit und wissen genau, woran wir auf dem Weg ins nächste Rennen in Indianapolis arbeiten müssen.“
Laurin Heinrich (Porsche 911 GT3 R #77): „Für Julien und mich war es das erste Rennen auf der Road America und eine tolle Erfahrung. Wir hatten enorm viel Spaß. Leider fehlte es uns im Vergleich zu den Autos einiger anderer Hersteller etwas an Tempo. Das war sehr deutlich. Daher stand für uns Schadenbegrenzung im Vordergrund. Mit schlauer Strategie und sauberer Fahrt haben wir Platz vier erreicht. Der Vorsprung an der Spitze der Meisterschaft ist zwar etwas kleiner geworden, aber noch sind wir vorn – das war unser großes Ziel.“
Ergebnisse Rennen:
GTP-Klasse:1. Tandy/Jaminet (UK/F), Porsche 963 #6, 62 Runden
2. Cameron/Nasr (USA/BR), Porsche 963 #7, + 0,390 Sekunden
3. Taylor/Albuquerque (USA/P), Acura #10, + 1,150 Sekunden
GTD-Pro-Klasse:
1. Altoe/Serra (I/BR), Ferrari #35, 61 Runden
2. Snow/Sellers (USA/USA), BMW #1, + 1,873 Sekunden
3. Riberas/Gunn (E/UK), Aston Martin #23, + 14,613 Sekunden
GTD-Klasse:
1. Foley/Gallagher (USA/USA), BMW #96, 60 Runden
2. Iribe/Schandorff (USA/DK), McLaren #70, + 1,130 Sekunden
3. Monk/McAleer (USA/UK), Acura #66, + 7,206 Sekunden