Rallye WM
24.03.2025
Safari-Rally Kenia: Škoda Crews holen Sieg und Platz drei
72 Jahre nach ihrer ersten Austragung wurde die ‚Safari' ihrem berüchtigten Ruf einmal mehr gerecht. Wie erwartet machte die Frühjahrswitterung in Äquatornähe den einzigen Lauf der Rallye-WM auf afrikanischem Boden zu einer extrem schwierigen Herausforderung. Zumal sich die Strecken durch den Großen Afrikanischen Grabenbruch nicht nur als brutal hart, sondern stellenweise auch als ausgesprochen schnell präsentierten. Der Rhythmus der Rallye-Wertungsprüfungen wechselte von Vollgaspassagen bei langen Geradeausstücken über knochenharte oder grasbewachsene Pfade bis hin zu Aquaplaning in Schlammlöchern, die sich teils bis zu hundert Meter lang erstreckten. Gerade wegen dieser Wasserdurchfahrten ist bei der Kenia-Rallye als einzigem WM-Lauf der so genannte ‚Schnorchel' erlaubt, durch den die Motoren auch bei solchen Passagen weiter ‚atmen' können. Denn durch das Anbauteil gelangt die Verbrennungsluft nicht wie üblich auf Höhe des Kühlergrills, sondern auf Dachhöhe in die Aggregate. Zudem hatten die Teams die Bodenfreiheit ihrer Škoda Fabia RS Rally2 für die rauen Untergründe bis zum Maximum erhöht. Zwischen Wasserdurchfahrten und Schlammlöchern mussten die Fahrer immer wieder auch fußballgroße Steinbrocken beachten, die mitten auf der Straße lagen und zahlreiche Reifenschäden verursachten. Einige Fahrzeuge blieben sogar in dem knietiefen, extrem weichen Sand stecken, der unter Afrika-Kennern als Fesh-Fesh bekannt ist.
Gus Greensmith und Beifahrer Jonas Andersson, die sich bei der ‚Safari' erstmals in dieser Saison für WM-Punkte in der WRC2-Wertung eingeschrieben hatten, gingen die Rallye bewusst vorsichtig an. Die erste Etappe überstanden sie ohne nennenswerte Probleme und lagen mit ihrem vom Team RaceSeven vorbereiteten Škoda Fabia RS Rally2 am Freitagabend auf WRC2-Position zwei. „Wegen eines Problems, dem wir nicht auf den Grund gehen konnten, fand ich nur schwer in meinen Rhythmus, aber wir sind bloß zehn Sekunden hinter der Spitze und vor uns liegt morgen eine weitere Mammutetappe“, fasste Greensmith die ersten zehn Wertungsprüfungen zusammen.
Der über Nacht gefallene Regen erschwerte die Bedingungen am Samstag zusätzlich. Greensmith/Andersson übernahmen die WRC2-Führung, nachdem die bisherigen Spitzenreiter einen Aufhängungsschaden erlitten. Auf der nächsten Wertungsprüfung war der kurzzeitig 42 Sekunden große Vorsprung der Škoda Besatzung wegen eines Reifendefekts dann schon wieder Makulatur. Weitere Zeit verlor das Duo wegen ausgegangener Scheibenwaschflüssigkeit – kein geringes Hindernis, da auf den nassen Fahrbahnen Massen an Schlammspritzern die Frontscheiben verdrecken. Greensmith/Andersson mussten daher die WRC2-Führung zunächst dem spanischen Duo Jan Solans/Rodrigo Sanjuan überlassen. Mit einer aggressiven Fahrt auf der letzten Prüfung des Tages holten sich Greensmith/Andersson Platz eins in der WRC2-Kategorie noch am Samstag zurück, wenn auch nur mit 5,8 Sekunden vor den Zweitplatzierten.
Als sich Solans/Sanjuan auf der zweiten Wertungsprüfung des Sonntags überschlugen, war das Duell der Spanier mit Greensmith/Andersson entschieden. Greensmith absolvierte die verbleibenden drei Prüfungen kontrolliert und verteidigte die Führung bis ins Ziel. Seine mutige Fahrt wurde überdies mit Platz sechs im Gesamtklassement belohnt.
„Zwei Jahre in Folge hier zu gewinnen, ist großartig“, kommentierte Greensmith seinen ersten WRC2-Laufsieg seit der Safari-Rally Kenia 2024. „Das war mit Abstand die härteste Safari, die ich je gefahren bin. Ich brauche heute Nacht definitiv viel Schlaf! Unser Auto war sehr robust – und das war auch nötig.“ In der WM-Jahres-Gesamtwertung der WRC2-Kategorie sprang der 28-jährige Brite durch seinen siegreichen Einstand gleich auf Rang zwei.
Fabrizio Zaldivar aus Paraguay und sein italienischer Beifahrer Marcelo der Ohannesian stiegen als Drittplatzierte ebenfalls aufs WRC2-Siegerpodest. Die Škoda Crew hatte am Freitag mehr als zwei Minuten eingebüßt, als sie ein Rad ihres Škoda Fabia RS Rally2 wechseln mussten. Den Samstag eröffneten sie mit zwei Klassenbestzeiten, erlitten am Nachmittag jedoch einen Aufhängungsbruch. Aber wenn es eine Rallye gibt, bei der sich das Motto ‚Niemals aufgeben' auszahlt, dann die ‚Safari': Zaldivar/Der Ohannesian brachten ihren lädierten Škoda bis in den Service-Park, wo die Mechaniker von Mapo Motorsport ans Werk gehen konnten. Am Sonntag präsentierte sich der Fabia RS Rally2 so gut wie neu, und die paraguayanisch-italienische Paarung fuhr ohne weitere Zwischenfälle ins Ziel.
Nur zehn der für die WRC2 gemeldeten Crews schafften es über die Distanz, darunter sechs Škoda Besatzungen. Greensmith/Andersson und Zaldivar/Der Ohannesian vertraten die Marke auf dem Podium, das polnische Duo Daniel Chwist/Kamil Heller (Eurosol Racing Hungary) folgte auf Rang vier. Die kenianischen Lokalmatadoren Jeremiah Wahome/Victor Okundi (Eurosol Racing Hungary), die Spanier Miguel Díaz-Aboitiz/Miquel Ibáñez Sotos sowie die kenianisch-britische Paarung Samman Singh Vohra/Drew Sturrock (Sheffield Racing Team) belegten die WRC2-Plätze acht bis zehn.
Von den weiten Steppen des Großen Afrikanischen Grabenbruchs und den rauen Schotterstrecken Kenias zieht die FIA Rallye-Weltmeisterschaft weiter auf die oft windgepeitschten Asphaltstraßen von Gran Canaria. Die erstmals zum WM-Kalender zählende Rally Islas Canarias findet vom 24. bis 27. April 2025 statt.