GP3
18.10.2010
Andrina Gugger mit Eindrücken zum Test in Estoril
„Zufrieden stand ich da und ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Wie ein kleines Kind freute ich mich auf meine erste Fahrt im GP3. Schon am Vorabend machten wir einen Pistenrundgang, um die für mich neue Strecke kennen zu lernen. Ausserdem wurde ich in die Knöpfe am Lenkrad eingewiesen und über auf das „Los-Fahr-„ sowie das „In-Die-Box-Zurück-Komm-Prozedere“ instruiert.
Allein diese Informationen waren so viel, dass ich in der Nacht extrem schlecht schlafen konnte und ständig verzweifelt versuchte, an unserem Bettgestell einen Gang einzulegen. Dennoch war ich für den nächsten Morgen top motiviert.
Bereits um 9 Uhr ging es los. Aufgeregt setzte ich mich ins Auto. Mein Mechaniker zurrte mich mit den Gurten fest und installierte den Funk – auch das eine komplett neue Erfahrung. Als das Startsignal ertönte, stand mir die größte Herausforderung bevor, das Losfahren. Sachte versuchte ich die Kupplung, welche sich neuerdings mit einer Wippe am Lenkrad betätigen ließ, zu lösen.“ Zack“ schon war der Motor aus.
Auch der zweite Versuch misslang. Doch nervös wurde ich deswegen nicht. Ich wusste, dass es mit diesem Auto selbst für die Piloten, die bereits ein Jahr Erfahrung auf diesem Auto aufwiesen, schwierig war, loszufahren. Während meines dritten Startversuches standen immer noch jede Menge andere Piloten in der Boxengasse, die ihren GP3 schon mindestens 20 Mal abgewürgt haben. Und beim dritten Mal klappte es dann ja auch ganz gut. Glücklich startete ich in meine erste Runde. Erstaunlicherweise bereitete mir das Schalten, welches neuerdings auch per Schaltwippen am Lenkrad stattfindet, überhaupt keine Schwierigkeiten. Einzig in Kurve Nummer 1 versuchte ich des Öfteren mit der Hand den Schalthebel zu finden und mit dem Fuß auf die Bremse zu wechseln. Runde für Runde begannen die Abläufe besser zu passen und ich lernte die Strecke wie auch das Fahrzeug immer besser kennen.
Schnell begannen wir am Handling der Bremse – mein altbekanntes Problem – zu arbeiten und vieles konnte ich gut und schnell umsetzen. Doch irgendwann am Nachmittag war mein Kopf nur noch am Rauchen. Es waren so viele Informationen, die ich zu verarbeiten hatte, dass ich einfach nicht mehr schneller wurde. Sogar in der Nacht, so mein Vater, erzählte ich immer wieder: „So und jetzt in die 2 schalten!“ Am nächsten Morgen fühlte ich mich dann aber wieder um einiges fitter. Und so waren dann auch die Zeiten schneller. Lange war ich um Platz 25 zu finden, was bei einem so stark besetzten Feld mit vielen Piloten, die jede Menge Erfahrung mit leistungsstarken Downforce-Fahrzeugen mitbrachten, eine zufrieden stellende Leistung war. Etwas deprimierend wurde es erst zum Schluss wieder.
Während die anderen Piloten auf neue Reifen wechselten, reichte es mir auf Grund diverser Rotphasen nicht mehr dazu. Und so rutschte ich die letzten Runden noch auf alten Reifen herum. Schnell spülte es mich zeitlich zurück ans Ende des Feldes. Mir persönlich machte dies nicht so viel aus, denn ich konnte auch mit den alten Reifen meine Zeiten kontinuierlich verbessern und das zeigte mir, dass mit neuen Reifen definitiv eine Platzierung um P20 drin gelegen hätte. Schade nur, dass die Leute, welche die Rangliste sehen und mich am Schluss des Feldes finden, diesen Fakt der neuen Reifen nicht einsehen können. Schlussendlich muss ich sagen, dass mir die zwei Tage einen riesigen Spaß gemacht haben. Der Umstieg von einem 140 PS zu einem 280 PS starkem Auto war phänomenal. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle nochmals ganz herzlich bei meinem Sponsor R.Fuchs AG bedanken, welcher mir ganz spontan und kurzfristig die Testtage in Estoril überhaupt ermöglicht hat! Danke – danke – danke!!!
Das war ein unvergessliches Erlebnis! Nun blicke ich traurig in die kommende Woche, denn da wären die nächsten und letzten GP3 Tests in diesem Jahr in Jerez, an welchen ich leider aus finanziellen Gründen nicht teilnehmen kann. Aber wer weiß, vielleicht ergibt sich ja spontan doch noch eine Chance. Ich hoffe es auf jeden Fall sehr!"
Sportliche Grüsse
Andrina Gugger