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Memorial
01.11.2010

Grandiose Show des Memorials in Kerpen

Am letzten Oktoberwochenende fand das prestigeträchtige Graf Berghe von Trips Memorial statt. Die in die Jahre gekommene Großveranstaltung des Kart-Club Kerpens konnte bei der 2010er Auflage endlich wieder an die Erfolge der Vergangenheit anknüpfen und sich vom angestaubten Image der letzten Jahre befreien. Es war wie in den guten alten Zeiten, als das Trips Memorial nicht nur den Abschluss der jährlichen Kartsportsaison darstellte, sondern auch ein wirkliches Highlight im Kalender darstellte. Und doch war es dieses Jahr irgendwie anders: Ein neuer, frischer Zeitgeist hat die Traditionsveranstaltung erfasst.

Rund 110 Teilnehmer – teilweise aus ganz Europa angereist – fanden den Weg zum Erftlandring. Ein Grund hierfür war das erstmals ausgetragene Thomas Knopper Memorial Race (KZ2), welches in Gedenken an den 2009 tödlich verunglückten Niederländer, ausgerichtet wurde. Und auch abseits des Renngeschehens hatte der veranstaltende Kart-Club Kerpen einiges vorbereitet. Die zahlreichen Zuschauer wurden nicht nur mit sehr kreativen Fahrerparaden unterhalten, sondern durften auch Showrunden verschiedenster Rennfahrzeuge bestaunen und bei Taxifahrten sogar selbst auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Zum Abschluss rundete ein spektakuläres Feuerwerk das Ciao Thomas Knopper Memorial Race am Nachmittag ab. Alles in allem eine wirklich vorbildliche Veranstaltung, wie man sie lange nicht erlebt hat.

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Leider spielte das Wettter nicht an beiden Tagen mit: Blieben die Piloten am Samstag noch vom Regen verschont, sorgten am Sonntagmorgen nasse Verhältnisse für erschwerte Bedingungen. Doch pünktlich zu den Finalrennen am Nachmittag konnten die Rennen auf trockener Piste und Sonnenschein über die Bühne gehen.

Bambini-Challenge: Entscheidung in der letzten Runde
Das Feld der Jüngsten lag im Zeittraining fest in der Hand von Justin Barth (Birel), der sich im 21-köpfigen Feld die Bestzeit vor Noyan Akduman, Gilian Lipinski (MSC Langenfeld) und Arlind Hoti (KSM Racing Team) sichern konnte.

Auch im ersten Vorlauf konnte Barth seine Pole-Position erfolgreich nutzen und sich an die Spitze setzen, die er bis zum Fallen der Zielflagge nicht abgeben musste. Der zweite Platz von Akduman stand ebenfalls zu keiner Zeit in Frage. Einzig um Position drei stritten sich mehrere Piloten, wobei sich am Ende Abedin Shirazi durchsetzen konnte.

Barth war auch im zweiten Vorlauf der tonangebende Mann im Feld und feierte nach acht Runden einen sicheren Start-Ziel-Sieg. Doch dahinter ging es eng zur Sache: Lipinski konnte sich knapp auf Position zwei behaupten, während Arlind Hoti sich im Fotofinish den dritten Platz holte.

In der Addition der Vorläufe stand Barth damit klar auf der Pole-Position fürs Finale. Hinter ihm gingen Lipinski und Akduman als schärfste Verfolger auf die Reise. Doch zu Beginn trumpfte zunächst der von Rang sechs gestartete Kevin Hilgenhövel auf und übernahm mit einem perfekten Start die Führung. Erst dahinter reihte sich Barth ein, der aber nach vier Runden die Spitze erneut für sich beanspruchen konnte. Trotzdem musste er sich weiterhin gegen Hilgenhövel und die weiteren Verfolger Akdumann und Hoti zur Wehr setzen, was ihm letztlich nicht gelang. Drei Runden vor Schluss wurde er plötzlich nur noch im Hinterfeld gelistet, während vorne Hilgenhövel und Hoti den Sieg unter sich ausmachten. Erst in der letzten Runde war es dann Hoti, der sich den entscheidenden Vorteil verschaffte und den Tagessieg vor Hilgenhövel und Lipinski nach Hause fuhr.

KF3: Sieg für Dennis Olsen
Insgesamt 24 Junioren waren beim Memorial am Start. Dabei war das Feld qualitativ sehr stark besetzt, lagen nach dem Zeittraining doch nicht weniger als 18 Piloten innerhalb von nur einer Sekunde. An der Spitze war es Tom Lorkowski (Jedi Racing Team), der sich die Bestzeit vor David Detmers (KSM Racing Team), Sebastian Balthasar (Hantscher Racing), Kim Luis Schramm (ADAC Sachsen) und Dennis Olsen (Energy Corse) sichern konnte.

Auch nach den Vorläufen verteidigte Lorkowski seinen ersten Platz, obwohl er nicht unbedingt der schnellste Mann auf der Piste war. Das galt auch für Robin Hansson (Energy Corese) und Sebastian Balthasar, die mit soliden Ergebnissen auf den Startplätzen zwei und drei landeten. Einen Sieg holte sich derweil Olsen, der es damit auf Startplatz vier schaffte. Den zweiten Vorlauf entschied Detmers für sich, landete aber aufgrund einer Kollision in Heat 1 nur auf dem neunten Startplatz für den Sprint.

Auf nasser Piste begann der Sprint spektakulär und so kam es schon in der ersten Spitzkehre zu einer größeren Kollision, der weitere Gerangel in der ersten Runde folgten und das Feld frühzeitig dezimierten. Somit wurde die Reihung kräftig durcheinander gewürfelt und es war der von Platz acht gestartete Marek Böckmann (KSM Racing Team), der sich vor Danyil Chupinin die Spitze erkämpfte. Zwar verlor Böckmann nach einem Ausritt durch die Wiese kurzzeitig die Führung, konnte sich diese aber im Rennverlauf zurückholen und gewann vor Chupinin und Alex Lambertz (MSC Odenkirchen).

Schwierige Voraussetzungen fanden die Junioren im Finale vor. Die Ideallinie war trocken und bei 23 Runden war die Wahl der Slickreifen klar die richtige. Dennoch war die Strecke noch an vielen Stellen nass, was enormes Fahrgefühl erforderte. Und dieses Bewies zunächst Böckmann am besten, indem er sich an die Spitze setzte. Doch lange währte seine Führungsarbeit nicht, musste er der rutschigen Piste doch Tribut zollen und fand sich plötzlich auf Rang sechs wieder. Profiteur war Dennis Olsen, der sich nicht zweimal bitten ließ und Rang eins übernahm. Fortan enteilte das Nordlicht der Konkurrenz um Längen. Doch mit zunehmender Renndauer kam die Zeit von Marcel Schnuch (RBM Racing Team). Von Rang 15 gestartet, kämpfte er sich Platz um Platz durchs Feld, war gegen Rennende der schnellste Mann im Feld und eröffnete in den letzten Runden die Jagd auf den Spitzenreiter. In der letzten Runde war es dann soweit: Schnuch übernahm die Führung und sah schon wie der sichere Sieger aus, als er in der vorletzten Kurve durchs Kiesbett rodelte, Platz eins verlor und beim Zurückkehren auf die Piste auch noch unfreiwillig in die Seite von Olsen krachte. Dieser konnte sein Kart noch soeben auf Kurs halten und damit den Sieg sprichwörtlich übers Ziel retten, während dahinter Dennis Anoschin und Marek Böckmann auf den Ehrenplätzen einliefen. Für Schnuch blieb nach einem atemberaubenden Finish am Ende nur der siebte Platz.

KF2: Memorial-Sieg für Jason Kremer
Im Graf Berghe von Trips Memorial der Klasse KF2 setzte Jason Kremer (RBM Racing Team) im Zeittraining das erste Ausrufezeichen und verdrängte mit Marvin Kirchhöfer (DP Racing) den amtierenden Champion des ADAC Kart Masters auf Rang zwei. Dahinter sicherten sich Joey Elkerbout (Maddox) und Daniil Pronenko (Solgat Motorsport) die weiteren Positionen.

In den Vorläufen übernahm dann Kirchhöfer die Gesamtführung und sicherte sich die endgültige Pole-Position vor dem Sprint. Kremer folgte dahinter auf Position zwei vor Pronenko, während Luca Sami (Energy Corse) die Top Vier komplettierte.

Im Sprint gab es für Kirchhöfer kein Halten mehr. Sofort katapultierte er sich an die Spitze, hatte aber mit einem exzellent gestarteten Fabio Unverdruss (Jedi Racing), der von Position fünf kam, einen hartnäckigen Gegner im Nacken. So fackelte Unverdruss auch nicht lange und übernahm nach fünf Runden die Spitze. Kirchhöfer blieb seinerseits in Lauerstellung und wartete bis zur letzten Kurve des 12-ründigen Rennens, um sich auf Messers Schneide doch noch den Sieg zu holen. Doch für die Rennleitung schien das Manöver in der letzten Kurve nicht ganz fair verlaufen zu sein, und so gab es nach dem Rennen noch eine Platztausch-Entscheidung, die letztlich doch Unverdruss zum Sieger krönte. Auf einem sicheren dritten Platz komplettierte Jason Kremer das Ergebnis des Sprints.

Kein Glück hatten die beiden Pacemaker Unverdruss und Kirchhöfer im Finale. Kirchhöfer landete schon beim Start in den Reifenstapeln und musste dem Feld hinterher eilen, während Unverdruss nach in der zweiten Runde Federn lassen musste und sich ins Mittelfeld verschlagen sah. Zwei Favoriten auf den Sieg waren damit um ihre Chancen gebracht. Mit Hendrik Grapp, Davey Koch und Jason Kremer übernahm ein neues Trio die Spitze und schien den Sieg unter sich auszumachen. Doch auch hier tat sich einiges. Rundenlang behakten sich diese drei aufs Härteste. Kremer musste nach einem Rempler Kochs sogar einen Ausritt verzeichnen, was den Bonner aber nicht davon abhielt, nun erst recht ein Feuerwerk abzubrennen. Mit einer sensationellen Vorstellung setzte er sich letztlich vor Grapp und Koch durch. Letzterer erhielt jedoch noch eine 10-Sekundenstrafe aufgrund der unsportlichen Aktion gegen Kremer und rutschte noch bis auf Position zehn zurück. So erbte Joey Elkerbout als Dritter den letzten Podiumsplatz.

KZ2: Paolo de Conto erster Sieger des Thomas Knoppers Memorials
Beim Ciao Thomas Knopper Memorial Race saßen absolute Spitzenkönner am Lenkrad. KZ1-Europameister und World Cup-Sieger Bas Lammers war ebenso vor Ort, wie Paolo de Conto - seines Zeichens Europameister der KZ2. Aber auch der amtierende DSKM-Meister Manuel Renaudie stand am Start und musste sich mit der deutschen Schaltkart-Elite messen. Pascal Fritzsche, Marcel Jeleniowski oder Marvin Meindorfer waren hier nur einige repräsentative Namen, die sich um die ansehnlichen Siegprämien streiten wollten. Die Preisgelder wurden übrigens von den Eltern des 2009 verstorbenen Schaltkart-Piloten Thomas Knopper gestiftet, ebenso wie eine Testfahrt in einem Formel-Auto für die meisten schnellsten Runden in der Schaltkart-Klasse.

Das erste Kräftemessen der 46-köpfigen Truppe entschied Joey Hanssen (AB Karting) im Zeittraining zu seinen Gunsten. Knapp dahinter etablierten sich Verdi Geurts (Fortuna Motorsport) und Kevin Leijtens (Dobla bv) auf den Rängen zwei und drei, bevor Marcel Jeleniowski (KSM Racing Team) als Vierter das beste deutsche Ergebnis stellte.

In den Vorläufen setzte sich Hanssen erneut durch und konnte mit einem Laufsieg die Pole-Position für den Sprint behaupten. Dahinter verbesserte sich Jeleniowski – ebenfalls mit einem Laufsieg – auf Rang zwei. Auch für Marvin Meindorfer (Jedi Racing) ging es aufwärts. Nach Position sechs im Zeittraining konnte er sich über die Heats auf Platz drei schieben und verdrängte Arjan Kievitsbosch, Kevin Leijtens und Verdi Geurts auf die Verfolgerpositionen verdrängen.

Mit einem Bombenstart eröffnete Meindorfer den Sprit zum Ciao Thomas Knopper Memorial Race und enteilte dem Feld sofort. Dahinter etablierte sich zunächst Jeleniowski, der aber schon in der zweiten Runde mit einem technischen Defekt alle Aussichten auf ein Topergebnis in der Box begraben musste. Meindorfers Sieg schien eigentlich nicht mehr in Frage zu stehen. Mit deutlichem Vorsprung lag er das gesamte Rennen uneinholbar in Front. Doch drei Runden vor Schluss schlug auch bei ihm der Defektteufel zu, was ihn zur vorzeitigen Aufgabe zwang. So war es Arjan Kievitsbosch, der sich die letzten Runden unverhofft über die Spitze freuen durfte, die Rechnung aber ohne einen exzellent aufgelegten Patrick Kappis (DMV Team Solgat) gemacht hatte. Der DMV-Champion setzte den Spitzenreiter dermaßen unter Druck, dass dieser sich in der letzten Runde einen gravierenden Fahrfehler leistete und bis auf Rang vier zurückfiel. Kappis feierte damit seinen ersten Sieg in der KZ2. Dahinter sah Joey Hanssen als Zweiter das Ziel vor KZ2-Europameister Paolo de Conto (Energy Corse), der vom 22. Startplatz aus ins Rennen gegangen war.

Im Finale musste Pole-Setter Kappis schon am Start Federn lassen und wurde nach der ersten Runde auf Position fünf verbannt. Am besten kam zu Rennbeginn Joey Hanssen zurecht, der sich vor Paolo de Conto, Arjan Kievitsbosch und Ryan van der Burgt an die Spitze setzte. Zehn Runden konnte sich Hanssen gegen de Conto zur Wehr setzen, bevor der Italiener einen Weg am Niederländer vorbei fand. Fortan setzte sich der Europameister Runde um Runde ab und durfte sich am Ende als erster Sieger des Thomas Knoppers Memorials feiern lassen. Dabei hätte es symbolisch betrachtet keinen besseren Gewinner geben können, war es doch Paolo de Conto, der 2009 in den tragischen Unfall Knoppers hautnah, aber ebenso unfreiwillig wie unschuldig, involviert gewesen war. Hinter dem Energy-Piloten brachte schließlich Hanssen einen sicheren zweiten Platz nach Hause, bevor Bas Lammers im Fotofinish Platz drei gegen Patrick Kappis und Marcel Jeleniowski ins Ziel brachte. Lammers durfte sich jedoch nicht lange über den Podiumsplatz freuen: Eine nachträglich Rennleiterentscheidung warf ihn auf Position fünf zurück, womit Kappis in den Genuss des letzten Podestplatzes kam.