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24h Nürburgring
29.06.2011

Frühes Unfallaus beendete alle Hoffnungen

Für das Radevormwalder Team race&event war das diesjährige ADAC 24 Stunden-Rennen auf dem Nürburgring früh beendet. Gegen 1.35 Uhr bedeutete eine Kollision im Bereich Pflanzgarten das vorzeitige Aus für den Mercedes-Benz SLS AMG GT3. „Die Schäden sind leider zu umfangreich. Aber die Hauptsache ist, daß unser Pilot Eckhard Geulen den Unfall unversehrt überstanden hat“, sagte Teammanager Martin Mohr. „Wir waren gut unterwegs und auf dem Weg nach vorn. Schade, aber so ist Rennsport.“

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Piloten Heinz Schmersal (Wuppertal), Eckhard Geulen (Bonn), Klaus Dieter Frers (Delbrück) und Pseudonym-Pilot Tiger (Wuppertal) eine taktisch gute und fast fehlerfreie Fahrt gezeigt. Einzig Ecki Geulen hatte sich in der vierten Stunde in der Kumho-Kurve gedreht und danach Probleme, den Motor wieder zum Leben zu erwecken. „Leider habe ich dabei auch den ABS-Schalter erwischt und auf Off gestellt“, schilderte der 44jährige. „Von da an war das Fahrverhalten etwas abenteuerlich.“

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Auf Harakiri-Runden mit Qualifyers hatte race&event im Zeittraining bewusst verzichtet. „Unser Ziel war ein schönes Resultat zwischen Platz 15 und 20 im Gesamtklassement. Da spielt die Startposition nun wirklich keine Rolle“, sagte Heinz Schmersal. „Und wir waren auf einem guten Weg und lagen zum Zeitpunkt des Ausscheidens auf Rang 28 – also voll im Soll!“

Für Startfahrer Tiger war die Einführungsrunde ein ganz besonderes Erlebnis: „Ich habe mich sehr gefreut, daß mir die Ehre zuteil wurde, den Start und durch das Spalier der Fans an der Strecke zu fahren!“ Nach seinem Nachtstint kletterte der 42jährige begeistert aus dem SLS. „Schwere Unfälle in der Fuchsröhre und an der Hohen Acht verhinderten gute Zeiten. Aber die freien Sektoren haben gut gepasst. Und die Rauchschwaden über der Strecke waren einfach nur super!“

Die ständig wechselnden Witterungsbedingungen sowie ein Problem mit der Drosselklappe im Training hatten den beiden Mercedes-Debütanten Frers und Geulen nicht gerade geholfen, sich auf den SLS einzuschießen. „Ich weiß noch gar nicht, wo die Grenzen des Autos sind“, sagte Geulen. „Ich werde mich vorsichtig rantasten, aber sicherlich keine großen Risiken eingehen.“

Obwohl Klaus Dieter Frers durch die technischen Probleme nur vier Runden im Training „herumrollen“ konnte, konnte er präzise Vorschläge zur Fahrwerksabstimmung machen. Hinterher war der SLS nicht wieder zu erkennen und glänzte durch einfache Beherrschbarkeit. Frers übernahm als dritter Pilot das Cockpit des Mercedes und verbesserte sich von Runde zu Runde. „Der SLS macht sehr viel Spaß und ich bin begeistert. Der Flügeltürer ist nicht so nervös wie mein früherer Porsche.“

Besonders der Gripp aus engen Kurven beeindruckte Frers, der natürlich - wie alle - schwer enttäuscht war, das Rennen nicht zu Ende fahren zu können. Martin Mohr war überzeugt: „Alle Piloten wären von Stint zu Stint auch noch schneller geworden wären, zumal sie durch ständige Gelbphasen eingebremst wurden!“

Heinz Schmersal fuhr mit dem Flügeltürer in die Dunkelheit und war hellauf begeistert. Mit Rundenzeiten von knapp über 9.20 Minuten hatte der 65jährige Routinier gezeigt, daß er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. „Die Stimmung, die Lagerfeuer, die Fans: Es war einfach nur traumhaft, mit diesem Fahrzeug bei diesem Rennen dabei zu sein!“ Tiger übernahm anschließend das Steuer und der Flügeltürer tauchte erstmals in den Top 30 auf.

Kollisionen passieren immer wieder im Motorsport. Sie basieren meistens auf Missverständnissen. So wie in diesem Fall zwischen Eckhard Geulen und Fredrik Larsson im Schubert-Z4 um 1.35 Uhr im Pflanzgarten. Der Schwede hatte zuvor den zweiten Gesamtrang eingenommen und fuhr laut diversen Augenzeugen „mit dem Messer zwischen den Zähnen“. Ohne dieses käme wohl auch niemand auf die Idee, an dieser Stelle ein fast gleichschnelles Fahrzeug zu überholen. Beide krachten zuerst rechts, dann links in die Leitplanken, beide Boliden wurden schwer beschädigt. Viereinhalb Stunden dauerte übrigens anschließend die Leitplankenreparatur!

„Die feuchte Anfangsphase war für alle schwierig. Es wurde sehr defensiv gefahren, von Aggression keine Spur. Die Rücksichtnahme war mir sehr sympathisch“, schilderte Tiger, der aber auch zu bedenken gab: „Ich habe Eckis Unfall auf den Inboards verfolgen können und es bestätigte sich, dass im weiteren Rennverlauf immer brutaler und konsequenter wurde. Von der anfänglichen Rücksichtnahme seitens der Profis auf die Amateure war nichts mehr zu sehen. Das zum Unfall geführte Manöver war schlichtweg leichtsinnig und absolut vermeidbar! Durch immer größere Budgets, mehr Stars und Herausforderer, die die Bühne nutzen wollen, geht die Schere zwischen Werksteams und Amateursport so weit auseinander, dass beide gefährdet sind. Das hat mit Balance of Performance nichts zu tun, die regelt nur die Speerspitze des Werkssports, nicht aber das Verhalten auf der Rennstrecke!“

Eckhard Geulens Analyse des Unfalls kommt zum selben Ergebnis: „Wenn zwei schnelle Fahrzeuge in tiefster Nacht an dieser Stelle zwei andere, ebenfalls nicht langsame Fahrzeuge im Paket überholen, dann kann das eigentlich nur so enden, wie es hier endete.“

In der mit 21 Startern stark besetzten Klasse der Specials bis 4000 ccm kamen Dr. Johannes Kirchhoff (Iserlohn), Dr. Wolfgang Kemper (Menden), Gustav Edelhoff (Hemer) und Elmar Grimm (Münster) auf den guten siebten Platz. Die vier Piloten umrundeten mit dem Porsche Zentrum Hagen-911 GT3 RS den Eifelkurs 132 Mal und belegten den 45. Gesamtrang – passend zur Startnummer. Martin Mohr: „Die vier waren sehr gut unterwegs und bis auf ein kleines Motorproblem lief alles bestens. Nachdem wir alle Zündkerzen und Stabzündspulen erneuert hatten, konnte der Boxermotor auch wieder seine volle Leistung entfalten.“