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ATS Formel 3 Cup
21.09.2011

Die Meister stehen fest

Beim vorletzten Rennwochenende in Assen entschied sich sowohl die Meisterschaft im ATS Formel-3-Cup, als auch in der ATS Formel-3-Trophy. Richie Stanaway gewann erwartungsgemäß den Cup-Titel. Dafür musste der Neuseeländer allerdings keinen einzigen Meter fahren.

Als feststand, dass sein einziger Konkurrent Marco Sörensen wegen finanzieller Probleme nicht in Assen antreten würde, konnte Stanaway mit der Meisterfeier beginnen. Maxim Travin war der Titel in der ATS Formel-3-Trophy nach dem ersten Rennen nicht mehr zu nehmen. Bei der Wertung der älteren Fahrzeuge lag der Russe nach Lauf 1 mit 30 Punkten in Front. Sein Konkurrent Luca Iannacone hätte nur noch gleichziehen können. Da Travin aber schon jetzt deutlich mehr Siege auf dem Konto hat, war der Titel vergeben.

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Aus dem Fahrerlager

Der TT-Circuit von Assen ist bei den Formel-Piloten beliebt. Die Strecke ist für Motorradrennen konzipiert, weshalb sehr flache Kurbs verbaut sind. Das kommt auch den schnellen Formel-3-Rennern zu Gute. Nur sollte man von den Randsteinen wegbleiben, wenn es kurz zuvor geregnet hat. Was passiert, wenn man das nicht macht, konnten die Zuschauer am Sonntag sehen. Innerhalb des 30-minütigen Rennens gab es zahlreiche spektakuläre Dreher, die glücklicherweise alle glimpflich ausgingen.

Es ist fast schon Tradition, dass die Rennleitung in Assen hart durchgreift. Diesmal erwischte es gleich sechs Fahrer auf einmal. Das Qualifying zum zweiten Rennen musste nach einem Ausrutscher von Tony Halbig mit der roten Flagge unterbrochen werden. Das Regelwerk sagt, dass man bei roter Flagge deutlicher langsamer fahren und unter Umständen auch anhalten muss. Dagegen fuhren Alon Day, Riccardo Brutschin, Hannes van Asseldonk, Rene Binder, Nikolay Martsenko und Maxim Travin dennoch zu schnell. Die Folge: ihnen wurden alle Trainingszeiten gestrichen und jeder durfte Minimum 1000 Euro Strafe zahlen. Mit viel Wut im Bauch verzichteten Rene Binder und Riccardo Brutschin auf das Rennen.

Die Aufholjagd des Wochenendes lieferte Alon Day. Durch die Bestrafung vor dem zweiten Rennen auf Platz elf zurückgesetzt, schaffte er es innerhalb des Rennens bis auf Platz drei vorzufahren.

Der Fahrer mit den wenigsten Unfällen ist ohne Frage Luca Iannacone. Der Italiener hatte in seiner langen Formel-3-Karriere bisher erst einen Unfall. Am Nürburgring rasselte er einmal leicht mit seinem Teamkollegen zusammen. Damals wurde der Frontflügel lädiert. In Assen erlebte Iannacone jetzt seinen zweiten Unfall. Diesmal war es Alon Day, der Iannacone etwas zu nah kam. Days linkes Hinterrad traf das rechte Vorderrad des Italieners. Die Folge: gebrochene Radaufhängungen bei beiden Autos.

Assen ist in diesen Jahr die einzige Rennstrecke, die der ATS Formel-3-Cup zweimal besuchte. Im Rahmen der Superleague Formula gastierte Deutschlands schnellste Formelserie bereits im Juni in den Niederlanden. Diesmal bot die ADAC GT Masters den gewohnten Rahmen.

Mathematik ist so eine Sache. Beispiel 1: Auf die Frage, ob sich Fritz van Amersfoort über den Titel seines Piloten Richie Stanaway freue, meinte er: „Wir benötigen doch noch sechs Punkte. Das hat zumindest hier einer im Team ausgerechnet.“ Um Stanaway den Sieg noch streitig zu machen, hätte man ihm zu diesem Zeitpunkt allerdings sechs Punkte abziehen müssen. Van Amersfoorts clevere Antwort zu dem Rechenfehler: „Wir haben hier viel zu viele Computer.“ Beispiel 2: Nach dem ersten Rennen wusste Maxim Travin nicht, dass er den Titel in der Trophy-Wertung sicher hatte. „Echt, das habe ich noch gar nicht bemerkt“, sagte er erstaunt aber auch glücklich.

Maxim Travin wird in diesem Jahr seine aktive Fahrerkarriere beenden. Im kommenden Jahr möchte er sein Team noch professioneller aufstellen und mit jungen Piloten nach der Krone im ATS Formel-3-Cup greifen. Deshalb hat sich der fahrende Teamchef dazu durchgerungen, nicht mehr selbst in ein Formel-Cockpit zu klettern. „Vielleicht fahre ich in ein paar Jahren mal ein GT-Fahrzeug, aber mit dem Formelsport ist jetzt Schluss.“

Richie Stanaway erhielt in Assen familiäre Unterstützung. Seine Eltern waren in die Niederlande gereist, um ihren Sohn fahren und siegen zu sehen. Nach dem zweiten Rennen am Sonntag konnten sie mit ihm dann auch direkt die Meisterschaft feiern. Vorher wollte Stanaway keine Party für den Gesamtsieg.

Fahrer des Wochenendes

… ist Klaus Bachler. Der Österreicher avancierte in Assen zum „Regenkönig“, als er sich beim ersten Rennen gegen die Teamorder entschied, auf Regenreifen zu wechseln. „Ich sollte darauf achten, was meine direkten Gegner machen und von denen blieb die Hälfte draußen, also hab ich das auch gemacht.“ Eine Runde später hatte er mit dem Team dann aber doch den Reifenwechsel vereinbart. „An der Boxeneinfahrt habe ich dann aber gedacht: ich muss einfach was riskieren.“ Mit dem einen oder anderen Drift hart an der Grenze zum Dreher kämpfte sich Bachler bis zum Ende durch und gewann hauchdünn vor Richie Stanaway, der mit Regenreifen deutlich schneller war, aber zu viel Zeit beim Boxenstopp verloren hatte.

Die Rennen

Das erste Rennen lebte von der Spannung im Kampf um den Sieg. Klaus Bachler war bei einem Regenschauer auf den profillosen Yokohama-Slicks geblieben, während fast alle anderen die Regenreifen bevorzugten. Am Ende gewann Bachler mit dieser Taktik auch, weil die Rennleitung den Lauf gut eine Sekunde vor dem offiziell angesetzten Ende abwinkte. Der neue Meister Stanaway und sein Teamchef Fritz van Amersfoort ärgerten sich zwar, doch ein Protest bleib aus.

Beim zweiten Lauf stand bis 20 Minuten vor Start nicht fest, wie viele Fahrzeuge am Start sein würden. Durch die Bestrafung von sechs Piloten, die im Qualifying rote Flaggen missachtet hatten und alle Zeiten gestrichen bekamen, waren zunächst nur neun Autos qualifiziert. Vier der Bestraften beantragten bei der Rennleitung starten zu dürfen. Es sollte sich als richtige Entscheidung herausstellen, denn Alon Day zeigte, dass man von Rang elf noch aufs Podium fahren konnte. In den 30 Minuten boten die Fahrer ein spannendes Rennen, das von vielen Drehern, Zweikämpfen und Überholmanövern geprägt war. Vorne gewann Richie Stanaway gegen Markus Pommer, obwohl Pommer etwas schneller, als der Neuseeländer war. Auch zwei Überrundungen verhalfen Stanaway zum Sieg.

Die Wertungen

Schon vor dem ersten Qualifying stand Richie Stanaway als Meister fest. Nach dem Wochenende in Assen führt er jetzt mit 158 Zählern die Tabelle an. Dahinter wird Marco Sörensen Vizemeister, denn Klaus Bachler kann den Dänen nicht mehr einholen. Damit Bachler den dritten Tabellenplatz sicher behält, muss er in Hockenheim mindestens fünf Punkte holen. Sein Konkurrent Alon Day müsste aber mindestens 20 Zähler einfahren.

In der ATS Formel-3-Trophy führt Maxim Travin mit 142 Zählern vor Luca Iannacone, der 110 Punkte hat. Damit ist Travin uneinholbar vorne und auch Iannacone kann sich als Vizemeister feiern lassen. Rang drei gehört Mikhail Aleshin mit 50 Punkten.