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Formel 1
25.08.2011

Renault Sport F1 gibt Vollgas in Spa

Am kommenden Wochenende startet die Formel 1 zum zwölften von 19 Läufen zur FIA Formel 1-Weltmeisterschaft 2011 in Spa-Francorchamps. Wir erklären, worauf es auf der 7,004 Kilometer langen Strecke ankommt.

Nach einer vierwöchigen Pause kehrt die Formel 1 am kommenden Wochenende mit einem der echten Klassiker im Rennkalender aus dem Sommerurlaub zurück: dem Grand Prix von Belgien auf der der berühmten 7,004 Kilometer langen Ardennen-Achterbahn von Spa-Francorchamps. Mit einem Vollgasanteil von über 70 Prozent ist dieser Kurs eine harte Prüfung für die Piloten, aber vor allem für die Motoren. Hier kommt es neben einer möglichst hohen Leistung auch auf eine gute Fahrbarkeit und optimales Ansprechverhalten an, um die schnellen und flüssigen Kurvenkombinationen wie die berühmte „Eau Rouge“, die „Blanchimont“, die enge „Bus Stop“-Schikane und die „La Source“-Haarnadel mit möglichst hoher Geschwindigkeit durchfahren zu können.

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Zahlen und Fakten zum Grand Prix von Belgien

Mit einer Rundenlänge von 7,004 Kilometern ist Spa die mit Abstand längste Strecke im gesamten Rennkalender. Auf Platz zwei folgt Silverstone mit 5,891 Kilometern. Der Vollgasanteil liegt in Spa bei über 70 Prozent. Das entspricht 4,903 Kilometern mit voll geöffneten Drosselklappen – eine Strecke, länger als der gesamte Circuit de Catalunya, auf dem der GP von Spanien ausgetragen wird!

Während einer Runde treten die Piloten das Gaspedal für 43 Sekunden voll durch. Es gibt zwei „echte“ Geraden – die erste beginnt nach Turn 1, der „La Source“-Haarnadel, und führt durch „Eau Rouge“ über die „Kemmel-Gerade“ bis hoch zu „Les Combes“. Auf diesem Streckenabschnitt wird der Renault RS27-V8 für ganze 23 Sekunden bei der erlaubten Maximaldrehzahl von 18.000/min laufen. Die zweite lange Gerade dauert weitere 23 Sekunden und führt von „Stavelot“ bis zur „Bus Stop“. In diesem Sektor arbeitet das RS27-Triebwerk für 20 Sekunden bei Maximaldrehzahl.

Von „La Source“ fällt die Strecke ab, bevor es durch „Eau Rouge“ bis „Les Combes“ wieder 80 Meter nach oben geht. Hier wird der RS27-Motor aufgrund der hohen Querbeschleunigung von +3g bis -4g sowie anschließend auf der Kuppe zwischen +5g und -3g besonders hohen Belastungen ausgesetzt. Diese G-Kräfte können den Öl-Durchfluss durch das Hydrauliksystem sowie durch den Ölkreislauf beeinflussen.

Die „La Source“-Haarnadel ist mit nur 70 km/h der langsamste Streckenabschnitt. Die Motordrehzahl fällt hier auf 8.700 Touren. Auf der darauffolgenden Geraden muss der Motor jedoch schnell seine Höchstleistung bereitstellen. Daher programmieren die Ingenieure von Renault Sport F1 die Motorkennfelder so, dass die Piloten hier geschmeidig und kraftvoll auf die lange Gerade beschleunigen können.

Aufgrund der Länge und der geographischen Lage der Rennstrecke in den Ardennen-Wäldern kann sich das Klima in Spa im Laufe nur einer Runde verändern. Während es an einer Stelle des Kurses regnet, ist es in einem anderen Sektor trocken. Daher ist die Abstimmung der Motorenkennfelder eine Art Kompromisslösung. Denn nur so kann die größtmögliche Flexibilität gewährleistet werden, die in Spa-Francorchamps gefordert ist. Da die Wetterbedingungen sich so schnell ändern können, hat das Verbot der Neukalibrierung der Kennfelder zwischen Qualifying und Rennen hier ironischerweise einen sehr geringen Einfluss.

Mark Webber, Red Bull Racing, über den Circuit de Spa-Francorchamps

Der Große Preis von Belgien gehört zu den anstrengendsten, aber ganz sicher auch den schönsten Rennen des Jahres. Es ist eine riesige Herausforderung, in Spa eine perfekte Runde hinzulegen. Du musst mit jeder Art Kurve umgehen können und bekommst es im Lauf des Rennwochenendes meistens auch noch mit unterschiedlichster Witterung zu tun. Das heißt, dass du in jeder Session von der ersten bis zur letzten Minute absolut auf der Höhe sein musst. Es hilft sehr, wenn du dich auf einen zuverlässigen und gut fahrbaren Motor verlassen kannst, denn dann kannst du dich voll aufs Fahren konzentrieren und das Maximum aus dir herausholen. Die Spitzenleistung zählt in Power-Passagen wie „Eau Rouge“ oder „Stavelot“, wo wir im höchsten Gang fast ausgedreht unterwegs sind. Beim Beschleunigen aus langsamen Kurven wie der „Bus-Stop“-Schikane und der Spitzkehre „La Source“ wiederum ist ein gutes Ansprechverhalten des Motors bei niedrigen Touren gefragt. Ein gelungenes Motor-Mapping und -management kann auf so einer langen Runde einen großen Unterschied machen.

Der Belgien-Grand Prix aus Sicht von Rémi Taffin, Einsatzleiter Renault Sport F1

Spa-Francorchamps ist für uns eine Strecke der Superlative: Sie ist der längste aktuelle Grand Prix-Kurs, bietet das unberechenbarste Wetter, stellt uns Ingenieure vor die größten Herausforderungen – und deswegen ist es hier auch am befriedigendsten, unsere Aufgaben erfolgreich zu lösen. Die Fahrer treffen auf jeden Kurventyp. Folglich müssen wir Ingenieure den Renault RS27 so vorbereiten, dass er in jedem Drehzahl- und Drehmomentbereich die maximale nutzbare Leistung liefert.

In flüssigen Kurven wie „Blanchimont“ und „Eau Rouge“ sollte der Motor seine Kraft sanft entfalten, in den langsamen Haarnadeln und Schikanen ist gutes Ansprechverhalten gefragt. Es gib in Spa zwei nennenswerte Bremszonen: Das Anbremsen von „La Source“ wird noch dadurch erschwert, dass die Strecke etwas abfällt. Und vor der „Bus-Stop“-Schikane werden die Autos von 310 auf 75 km/h heruntergebremst – diese Verzögerung übt immensen Stress auf das Motor-Innenleben aus. Die langen Geraden und andere Vollgasstücke verlangen nach einer guten Übersetzung des siebten Gangs. Nur mit ordentlichem Topspeed sind hier gute Rundenzeiten zu erzielen.

Eine andere Herausforderung besteht darin, ein passendes Mapping zu entwerfen und gleichzeitig flexibel genug zu bleiben, falls sich das Wetter plötzlich ändert. Aus diesem Grund simulieren wir keinen Kurs so intensiv auf dem Motor-Prüfstand wie Spa: rund 4,5 Stunden plus weitere fünf Stunden zur Kalibrierung. Spa dient uns sogar als Messlatte für die Zuverlässigkeit der Triebwerke, weil die Strecke die beweglichen Teile so extrem beansprucht. Aus diesem Grund setzen wir auch in allen unseren Partnerteams frische Motoren ein, die zudem auch ein Maximum an Leistung bieten.

Kurz notiert

Renault Sport F1 hat die von der Teamvereinigung FOTA beschlossene zweiwöchige Betriebsruhe beachtet. Die Motorenabteilung in Viry-Châtillon blieb in den beiden mittleren der vier Wochen zwischen dem Ungarn- und dem Belgien-Grand Prix geschlossen. Unsere 250 Beschäftigten nahmen vor oder nach dieser Zeit eine weitere Woche Urlaub.

Die Bilanz von Renault in Belgien

Fünf Mal haben Renault-befeuerte Rennwagen in Spa gewonnen. Den Anfang machte Alain Prost 1983 im Renault RE40 des Werksteams. Ayrton Senna siegte 1985 im Lotus-Renault T97. 1993 und 1994 gewann Damon Hill für Williams-Renault, „Spa-Experte“ Michael Schumacher war 1995 für Benetton-Renault erfolgreich. Im vorigen Jahr startete Mark Webber (Red Bull Racing-Renault) von der Pole Position und wurde Zweiter im Rennen.