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Formel 1
15.02.2011

Schub wie aus der Steckdose: KERS kehrt zurück

Mit dem Energie-Rückgewinnungssystem KERS setzt Lotus Renault GP auf eine Technologie, die auch für Serienmodelle relevant sein kann. Was hat sich seit dem Debüt des Systems 2009 geändert und welche Rolle spielt KERS im Renngeschehen 2011?

Viel PS zum kleinen Preis: Was wie der Werbespruch eines Gebrauchtwagenhändlers klingt, könnte als Motto über der Rückkehr des Energie-Rückgewinnungssystems KERS (Kinetic Energy Recovery System) stehen. Denn das Hybridsystem ist eine nach Formel 1-Maßstäben kostengünstige Möglichkeit, zusätzlichen Schub zu erzielen. Nachdem der KERS-Einsatz im Debütjahr 2009 einigen Teams Schwierigkeiten bereitete, einigten sich die Rennställe auf eine einjährige Auszeit für das System. 2011 ist KERS zurück – und gilt auf lange Sicht als Zukunftstechnologie.

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Warum kehrt KERS zurück?
In der „Wettkampfpause“ 2010 hat sich die allgemeine Wahrnehmung von KERS gewandelt. Hersteller wie Renault, die das System laufend weiterentwickelten, zeigten, dass es in einem vernünftigen Kostenrahmen eingesetzt werden kann. Außerdem besitzt diese Technologie große Relevanz für die Entwicklung von Serienautos mit Hybrid- oder batterieelektrischem Antrieb. Und die Formel 1 hat sich nicht nur ausdrücklich dazu bekannt hat, alltagstaugliche „grüne“ Technologien zu fördern – sie ist auch das ideale Testfeld, um solche Systeme leistungsfähiger, kompakter, leichter und effizienter zu machen.

Wird 2011 dasselbe KERS wie 2009 eingesetzt?
Das Technische und Sportliche Reglement definiert Eckdaten wie Leistung und Größe des Elektromotors oder Dauer und Höhe der Leistungsabgabe pro Runde. Diese Parameter wurden gegenüber 2009 nicht verändert. Das Formel 1-KERS darf nicht mehr als 60 kW (rund 80 PS) Leistung abgeben, wenn der Fahrer den Powerknopf am Lenkrad drückt. Pro Runde dürfen maximal 400 kJ abgerufen werden. Das entspricht einer Leistung von 60 kW über eine Dauer von rund sieben Sekunden.

Wie unterscheidet sich das KERS bei Lotus Renault GP von der früheren Version?
Das aktuelle System basiert zwar auf dem Layout von 2009, wurde aber komplett überarbeitet und in jeder Hinsicht erheblich verbessert. So zum Beispiel bei der Integration ins Fahrzeug: Durch eine leichtere und kompaktere Bauweise kann es einfacher ein- und ausgebaut werden. Das diesjährige System ist etwa zehn Kilogramm leichter als die 2009er-Version.

Werden alle Teams 2011 ein KER-System verwenden?
Die Grand Prix-Teams sind nicht verpflichtet, KERS einzusetzen. Doch alle Top-Teams werden das System an Bord haben. 2009 brachte der Einsatz von KERS noch erhebliche Nachteile mit sich. Wegen des Mehrgewichts des Hybridantriebs konnte beispielsweise die Gewichtsverteilung der Boliden kaum noch mit dem beliebten verschiebbaren Ballast ausgeglichen werden. Die Autos waren schwieriger auszubalancieren, vor allem für die schwereren Piloten, die ganz auf das Trimmen per Ballast verzichten mussten. Aus diesem Grund entschieden sich manche Teams gegen ein KERS – sogar solche, die ein gut funktionierendes System besaßen. Für 2011 wurde das Mindestgewicht der Autos von 620 auf 640 Kilogramm angehoben. Der Nachteil von KERS fällt also buchstäblich weniger ins Gewicht. Beim Abwägen von Pro und Contra haben sich 2011 fast alle Teams für den zusätzlichen Schub entschieden.

Warum erlaubt das Reglement 2011 nicht noch höhere KERS-Leistungen?
Damit KERS in dieser Saison zu einem überschaubaren Budget reaktiviert werden konnte, sollte es auf den bestehenden Systemen basieren. Folglich setzten die Regelhüter bewusst auf dieselben Leistungsdaten wie 2009. Weil für 2013 ohnehin eine neue Motorenformel beschlossen ist, macht es Sinn, ein völlig neues, kraftvolleres KERS zeitgleich mit den neuen Triebwerken einzuführen.

Werden Autos mit KERS 2011 einen deutlichen Leistungsvorsprung haben?
Kurz gesagt: Ja. Die aktuellen KER-Systeme sind aus verschiedenen Gründen wichtiger als 2009. Erstens lassen sich seit dem Nachtankverbot kaum noch Positionen über eine gute Boxenstrategie gewinnen – das Überholen auf der Strecke und die Performance im Qualifying gewinnen also an Bedeutung. Gerade im Zeitfahren wirkt sich der Zusatzschub von KERS stark aus, denn die Autos fahren mit voll geladenen Akkus und können die gesamte erlaubte Power auf eine fliegende Runde konzentrieren. Zweiter Punkt: Am Start – oft die beste Möglichkeit für Platzgewinne – bringt KERS einen Vorteil von rund 20 Metern bis zur ersten Bremszone. Die nötigen Kompromisse in puncto Platzbedarf, Gewicht und Komplexität gehen die Rennställe also gerne ein.

Wie steht es um die Sicherheit von KERS?
In den KERS-Akkus wird eine große Menge elektrischer Energie gespeichert – mit einer Spannung, die bei unsachgemäßem Umgang erhebliche Verletzungen auslösen kann. Die grundlegenden Sicherheitsregeln, die die KERS-Arbeitsgruppe 2009 entwickelt hat, gelten weiterhin. Lotus Renault GP hat darüber hinaus die eigenen Sicherheitsprozesse überprüft und alle Mitarbeiter gezielt für den Umgang mit KERS ausgebildet.
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