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Memorial
03.10.2011

Ein Mega-Memorial mit Abstrichen

Ungewöhnlich früh lud der Kart-Club Kerpen-Manheim am ersten Oktober-Wochenende zum prestigeträchtigen Graf Berghe von Trips Memorial und dem seit 2010 ausgetragenen Ciao Thomas Knopper Memorial Race. Aus terminlichen Gründen musste die 2011er Auflage um gut vier Wochen vorverlegt werden, was sich leider auch in den Teilnehmerzahlen niederschlug. Hierfür war nicht zuletzt auch eine Terminkollision mit dem zeitgleich stattfindenden ADAC-Bundesendlauf verantwortlich. Enttäuschende 75 Fahrer fanden den Weg zum Erftlandring, was der wirklich vorbildlichen Veranstaltung und dem sehenswerten Rahmenprogramm in keinster Weise gerecht wurde.

Doch auch wenn die Starterfelder (teilweise) mager besetzt waren, so galt dies nicht für die Tribünen, die bei herrlichem Sommerwetter prall gefüllt waren. Und so bekamen die zahlreichen Zuschauer auch einiges geboten, präsentierte sich das Memorial doch von seiner besten Seite. Neben spannenden Rennen hatte der Kart-Club Kerpen-Manheim und die Familie Knopper eine gewaltige Show im Gepäck. Mehrere Feuerwerke, Samba-Tanzeinlagen, spektakuläre Fallschrimsprünge und Demorunden verschiedenster Motorsportkategorien sorgten abseits des Renngeschehens ebenso für abwechslungsreiche Unterhaltung, wie die farbenfrohe Fahrerparade und die Verlosung hochwertiger Sachpreise. Abgerundet wurde das Event durch großzügige Geldprämien und Formeltestfahrten für die Tagessieger – nicht zu vergessen die prominente Beteiligung von F1-Rekordweltmeister Michael Schumacher, der dem Event mit seinem Start in der KZ2 das i-Tüpfelchen aufsetzte.

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Bambini: Gilian Lipinski feiert Doppelsieg
Mit acht Teilnehmern war die Klasse der Jüngsten leider sehr schwach besetzt. Stark war hingegen die Leistung von David Brinkmann (KSM Racing Team), der sich nach der Bestzeit im Zeittraining auch in beiden Vorläufen den Sieg sichern konnte und damit von der Pole-Position aus in den Sprint starten durfte. Neben ihm etablierte sich Doureid Ghattas auf Platz zwei vor Gilian Lipinski und Luke Füngeling.

Auch im Sprint gab Brinkmann zunächst den Ton an und lieferte sich mit Lipinski im Schlepptau ein packendes Duell um den Sieg. Letztlich konnte Brinkmann dem Druck nicht Stand halten und fiel nach Problemen ans Ende des Feldes zurück. Für Lipinski war der Weg zum Sieg damit frei. Zweiter wurde Nils Klaka vor Manuel Klein auf Rang drei. Brinkmann rettete am Ende noch die sechste Position.

Lipinski, Klaka und Ghattas bildeten nach dem Start zum Finale das Führungstrio, zu welchem nach wenigen Runden auch Brinkmann den Anschluss herstellen konnte. Fortan mischte der Tony Kart-Fahrer die Meute kräftig auf, wodurch sich Lipinski einige Meter Vorsprung verschaffen konnte, die ihm zum Sieg ausreichen sollten. Dahinter ging es weiter heiß her um die Ehrenplätze. Erst kurz vor Schluss setzte sich Brinkmann auf Position zwei durch und verdrängte Ghattas und Klaka auf die Verfolgerpositionen.

KF3: Thiago Vivacqua setzt sich im Finale durch
International ging es im vollbesetzten Feld der KF3 zu: Im Zeittraining markierte der Brasilianer Thiago Vivacqua (Energy Corse) die Bestzeit, musste sich aber nach den Vorläufen, die er als Vierter und Erster beendete, mit Startplatz zwei für den Sprint zufrieden geben. Besser kam nur Dennis Olsen (Energy Corse) zurecht, dem ein Sieg und ein Zweiter Platz ausreichte, um sich die Pole-Position zu sichern. Die deutschen Kohlen holte der frischgebackene DMV-Champion Kim-Luis Schramm (KSM Racing Team) als Dritter der Startaufstellung aus dem Feuer. Marijn Kremers (AVG Racing) und Marek Böckmann (Team Zinner) komplettierten die Top Fünf.

Der Sprint begann mit einem Startcrash in der Spitzkehre, wodurch das Mittelfeld kräftig durcheinander gewürfelt wurde. Das Spitzentrio blieb davon unbeeindruckt und Olsen suchte sein Heil in der Flucht. Sein Sieg stand schon nach wenigen Runden außer Frage, während dahinter Kim-Luis Schramm auf dem Vormarsch war und bis zum Fallen der Zielflagge Vivacqua in Schach halten konnte. Auf Platz vier verbesserte sich Dennis Anoschin, der vom 22. Startplatz aus eine großartige Aufholjagd abgeliefert hatte. Selbiges musste man auch Fabian Schiller (Jedi Racing Team) bescheinigen, der sich vom 23. Rang auf Position fünf nach vorne bugsiert hatte.

Eine blaue Übermacht schien das Finale zu prägen, immerhin führten nach dem Start mit Olsen, Vivacqua und Schiller gleich drei Energy-Piloten. Doch das Truio war sich schon in der dritten Runde nicht ganz über die Vorfahrt einig und nach einem Lackaustausch musstendie drei Markenkollegen einige Positionen abtreten. Lachender Dritter des Gerangels war Schramm, der sich nicht zweimal bitten ließ und die Spitze übernahm. Ihm auf den Fersen formierten sich derweil Olsen, Schiller und Vivacqua aufs Neue und machten Jagd auf den deutschen Tony Kart-Piloten. Zur Halbzeit waren dessen Führungsmeter dann gezählt: Olsen fand einen Weg vorbei und sah schon wie der sichere Sieger als ihn die Renneleitung mittels Flagge aus dem Rennen zitierte. Grund war ein defekter Heckauffahrschutz am Kart des Norwegers. So erbte erneut Schramm die Spitze, musste aber gegen Rennende einsehen, dass seine Verfolger Schiller und Vivacqua die besseren Reseven im Endspurt hatten. Vivacqua zeigte Nervenstärke und erkämpfte sich am Ende mit leichtem Vorsprung den Sieg, während Schiller und Schramm auf den Ehrenplätzen die Zielflagge sahen.

KF2: John Norris bestimmt das Geschehen
Nur fünf Fahrer stellten sich dem Memorial der KF2, welchem John Norris (Mach1 Motorsport) von Beginn an seinen Stempel aufdrückte. Der Ire war im Zeittraining und auch beiden Vorläufen das Maß der Dinge und stand damit unangefochten auf der Pole-Position für den Sprint. Hinter ihm etablierten sich Dennis Marschall (Solgat Motorsport) und Gilles Beckord auf den Verfolgerpositionen.

Ab dem Sprint waren aufgrund einer Abmeldung nur noch vier Piloten am Start. Hier übernahm Marschall die Führungsarbeit, musste sich aber über die gesamte Renndistanz mit Beckord und Norris auseinandersetzen. Am Ende war es erneut der Mach1-Pilot, der den längsten Atem hatte und mit mit einem starken Endspurt den Sieg vor Marschall und Beckord nach Hause fuhr.

Auch im Finale lag das Quartett zu Beginn dicht beieinander bevor sich Norris deutlich lösen konnte und nach langen 23 Runden als Sieger abgewinkt wurde. Dahinter holte sich Beckord nach einem ebenso einsamen Rennen den zweiten Platz vor Marschall. Schnuch als Vierter im Bunde musste vorzeitig die Segel streichen.

KZ2: Paolo de Conto verteidigt Memorial-Sieg
Das Highlight des Memorials stellte auch dieses Jahr die Klasse der KZ2 dar, die mit 31 Piloten am stärksten besetzt war. Der amtierende KZ1-Europameister und Memorial-Vorjahressieger Paolo de Conto (Energy Corse) markierte im Zeittraining die schnellste Runde vor dem Niederländer Bas Lammers (Intrepid), dem World-Cup-Sieger Joey Hansen (AB Karting) und Ryan van der Brurgt (PWB Racing). Als bester Deutscher ging Marcel Jeleniowski (KSM Racing Team) auf Platz sechs hervor.

Doch die Vorläufe mischten das Ergebnis des Qualifyings noch einmal durch, auch wenn Paolo de Conto den Platz an der Sonnen behaupten konnte. Hinter dem Italiener verbesserte sich Ryan van der Burgt auf Position zwei vor Verdi Geurts (Fortuna Motorsport) und Ricardo Romkema. Pechvögel der Vorläufe waren derweil Bas Lammers, Joey Hanssen und Marcel Jeleniowski, die jeweils einen Heat durch Unfälle abschreiben mussten und somit nur als Achter (Lammers), Zwölfter (Hanssen) und 13. (Jeleniowski) in den Sprint starten konnten. Damit rangierten die Favoriten auch hinter Michael Schumacher, der im Zeittraining noch die Top 10 abrundete, nach den Heats einen Sprung nach vorne machte und im Sprint als Siebter auf die Reise ging.

Auch das Prefinalrennen stand ganz im Zeichen de Contos. Vom Start weg enteilte er der Konkurrenz und fuhr nach zwölf Runden einen souveränen Start-Ziel-Sieg nach Hause. Dahinter hielten Romkema und Geurts die Zuschauer mit ihrem Duell in Atem. Gegen Rennende gesellte sich dann auch Lammers hinzu und mischte das Duo auf. Im Ziel rettete Geurts den zweiten Platz knapp vor Lammers und Romkema. Auch auf den weiteren Positionen herrschte hecktisches Treiben: Hanssen, van der Burgt, Jeleniowski und Schumacher spielten hier die Hauptrollen und kreuzten in dieser Reihenfolge den Zielstrich.

Kein Halten gab es für Paolo de Conto im Finale: Mit einem Katapulstart bugsierte er sich an die Spitze und setzte sich sofort sichtlich von den Verfolgern ab. Nach wenigen Runden war sein Vorsprung dermaßen angewachsen, dass die Wiederholung seines Vorjahreserfolges nicht mehr in Frage stand. Mit fast zwei Sekunden Vorsprung bleibt er ungeschlagener Ciao Thomas Knopper Memorial-Gewinner. Fairerweise muss man an dieser Stelle auch sagen, dass sich die Konkurrenz selbst aller Chancen beraubte. Zu Rennbeginn verteidigte Verdi Geurts noch tapfer den zweiten Rang und staute das gesamte Verfolgerfeld hinter sich auf. Als die Abwehr des Belgiers dann gebrochen war, machten Bas Lammers, Joey Hanssen und ein exellent aufgelegter Michael Schumacher die Ehrenplätze unter sich aus. Im Fotofinish setzte sich am Ende Hanssen auf Platz zwei vor Lammers und Schumacher durch.

Im Rahmen einer imposanten Siegerehrung blickte man am Abend auf ein sehr gelungenes Event zurück, welches bei allen Beteiligten und sicherlich auch den Zuschauern einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Das war Werbung für den Kartsport! Und so war schließlich auch die Enttäuschung der schwachen Teilnehmerzahlen dem Optimismus gewichen: Wir freuen uns schon jetzt auch das Memorial 2012!