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Rallye Dakar
29.12.2011

Mensch Zitzewitz: Porträt eines Dakar-Siegers

Wir treffen heute Dirk von Zitzewitz. Dakar-Sieger des Jahres 2009, einer der besten Navigatoren weltweit, Alter: 43. Als erfahrener Beifahrer wagt er gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Giniel de Villiers aus Stellenbosch/Südafrika bei der berühmt-berüchtigten Rallye Dakar einen mutigen Neuanfang.

2012 sind de Villiers/von Zitzewitz im privaten Imperial Toyota Hilux die Underdogs bei der härtesten Prüfung im weltweiten Motorsport. Ab Neujahr zwei Wochen lang: Argentinien, Chile, Peru. Treffpunkt heute: Karlshof in Ostholstein, einen Steinwurf von der Ostsee entfernt. Eine Handvoll Häuser, die bis vor wenigen Jahren nicht einmal Nummern besaßen, sind idyllischer Rückzugsort für einen unprätentiös auftretenden Sympathieträger. Sein Auftritt, dieser erste Eindruck: Von Zitzewitz bremst sein Mountainbike vor uns ab, über und über mit Schlammspritzern und Matsch bedeckt, das Gesicht: ein brauner Streuselkuchen, Akzente in Lehm. So haben wir ihn uns vorgestellt, einen Dakar-Sieger.

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Ein Musterprofi
Doch die Begegnung sagt auch: Bis halb zehn Uhr morgens? Da kann die Zeit bis zum Treffen sinnvoll genutzt werden. So kurze Zeit vor der Rallye Dakar hilft jede Trainingsminute. Sie bereitet vor auf schwindelerregend hohe Anden mit 4.726 Metern über Normalnull. Auf die erbarmungslose, bis zu 55 Grad im Schatten sengende Gluthitze der Atacama-Wüste Perus und Chiles sowie der Sierras Pampeanas auf argentinischer Seite. Und auf steinige und wellige Schotterpisten und Geröllfelder. Nur wer auf den Punkt exakt vorbereitet ist, hat überhaupt eine Chance, sportlich erfolgreich zu sein. Dirk von Zitzewitz hat sich vorgenommen, die Überraschung dieser Dakar zu werden, den scheinbar übermächtigen Gegnern wie dem Semi-Werksteam X-raid, das fünf Mini und drei BMW X3 CC einsetzt, ein Schnippchen zu schlagen. Es entspricht eben Dirk von Zitzewitz’ Naturell, die größtmögliche Herausforderung zu suchen.

Selbst- und zielbewusst zum sportlichen Erfolg
Dirk von Zitzewitz entwickelt früh eine Leidenschaft für den Motorsport. Das gewisse Quäntchen Offroad ist ihm in die Wiege gelegt. Sein Vater ist bereits auf dem Zweirad im Endurosport aktiv, sein Bruder Bert tritt im Motocross und mit Enduros noch erfolgreicher in Vaters Fußstapfen. Nicht ohne Effekt auf Dirk von Zitzewitz: Am nah gelegenen Bungsberg spielt er als Jugendlicher zusammen mit einem Kumpel und einem alten klapprigen Moped bereits Rallye Dakar, weit bevor sie zur größten Herausforderung im Motorsport und zum echten Mythos wird. Schon damals hat die Dakar eine enorme Anziehungskraft. Dirk von Zitzewitz fährt zunächst ebenfalls Motocross, bekommt mit zehn Jahren seine erste eigene Maschine geschenkt, wechselt mit Erreichen des Führerscheins zu den Enduros. Und er hat Erfolg. Nach seinem ersten Titel als Deutscher Meister wird er in einem Interview nach seinen weiteren Zielen gefragt. Die Antwort folgt prompt: zehn Mal Deutscher Meister werden. Sie wird vorsichtshalber nie gedruckt. Man möchte den ehrgeizigen, offenkundig zu selbstbewussten Jungen vor sich selber schützen. Zu Unrecht: Insgesamt 15 Deutsche Meistertitel sammelt Zitzewitz im Endurosport, ehe er die Rallye Dakar dreimal auf dem Motorrad bestreitet. Gleich bei seiner ersten hinterlässt er Eindruck: Platz fünf.

Der geborene Beifahrer
Wie viele seiner Motorrad-Kollegen von einst wechselt Dirk von Zitzewitz als Beifahrer in das Automobil. 2002 bestreitet er seine erste Dakar als Co-Pilot in einem privat eingesetzten Toyota. Dass von Zitzewitz der geborene Beifahrer ist, beweist er auf unzähligen kniffligen Etappen, bei denen er sein instinktives Gespür für das Finden des richtigen Weges gewinnbringend einsetzt. Geborener Beifahrer – das ist Zitzewitz nicht nur im redensartlichen Sinn, er ist es faktisch. Schon bei seiner Geburt ist Klein-Dirk schneller als erwartet und sucht sich den direkten Weg ans Licht der Welt. Zu schnell und zu direkt für seine Eltern, die noch auf dem Weg ins Krankenhaus nach Eutin sind. Vor der Eingangstür ist Dirk bereits quietschvergnügt unter uns – geboren auf dem Beifahrersitz.

Launig-nahbare Gelassenheit
Wer Gast von Dirk von Zitzewitz ist, der lernt einen außergewöhnlich warmherzigen und gutmütigen Menschen kennen. Launig-nahbar, mit einer übergroßen Portion Gelassenheit. Zu wissen, was in 20 Jahren ist? Für Dirk von Zitzewitz ein echter Graus. Viel Selbstbewusstsein und ein ausgeprägtes Improvisationstalent machen sich im Leben und bei der Rallye Dakar bezahlt. Der erste Versuch sollte aber auch sitzen, anderenfalls verliert man wertvolle Zeit. Wer Gast von Dirk von Zitzewitz ist, dem kann es auch passieren, dass er nicht der einzige Gast bleibt. Noch auf dem Weg zum Treffpunkt werden gern Kumpels von damals eingeladen. Die Runde erweitert sich rasant, bis ein äußerst geselliges Beisammensein entsteht. Dirk von Zitzewitz ist Genussmensch, weiß einen guten alten Whisky zu schätzen und seine Cappuccino-Maschine ist 24/7, rund um die Uhr, einsatzbereit. Unter Freunden kann jeder der Anwesenden eine Geschichte zur großen Abenteuerlust des „DvZ“ beitragen, weiß Anekdoten und Storys aus der Wüste zu berichten. Von den Touren durch Marokko, Libyen und Südamerika, die der Norddeutsche als zweites Standbein für Kunden anbietet. Seinerzeit als Teeny mit der Familie niemals im Urlaub, keine fernen Länder, kein Ausland: Ungefähr hier muss das Fernweh, die Liebe zur Wüste begründet liegen. Weiter weg als die Dakar geht vielleicht nicht.

Entdecker des Neuen
Das unbekannte Neue ist Dirk von Zitzewitz’ Zuhause. Der Dakar-Sieg 2009? Alles andere als ein Zufall. Während andere ihren Erfahrungsschatz aus mehr als 20 Jahren Dakar auf dem Schwarzen Kontinent ad acta legen, brilliert der Ostholsteiner bei der ersten Südamerika-Dakar dann, wenn es darauf ankommt. Die entscheidende zwölfte Etappe rund um die Nordargentinische Stadt Fiambalá gewinnen de Villiers/von Zitzewitz dank eines navigatorischen Geistesblitzes, der ausreicht, die Vorentscheidung zugunsten des eingeschworenen Duos zu erzwingen. 2011 ist Fiambalá der Ort eines weiteren Geniestreiches, der „DvZ“ schon jetzt vor Vorfreude auf 2012 breit lächeln lässt. Doch angesichts des zurückliegenden Erfolgs abheben? Für Dirk von Zitzewitz undenkbar: Seine Frau Sabine ist ein ruhiger, ausgeglichener Konterpart, neugierig und bodenständig zugleich. Sie hält Dirk von Zitzewitz im Falle eines Falles die Füße fest auf dem Boden, erdet ihn. Gemeinsam genießen sie mit Hündin Peanut lange Spaziergänge an der Ostsee – Kraftquelle für weitere Geniestreiche.

Was, wenn man heute nach den nächsten sportlichen Zielen des Dirk von Zitzewitz fragt? Die Antwort lautet: mindestens dreimal die Rallye Dakar zu gewinnen. Vorsichtshalber drucken wir das nicht. Aber vielleicht muss man ihn auch diesmal nicht vor sich selber schützen ...

Hintergrund: erbarmungslos Dakar – Sandmassen, Gluthitze und Neuland
Sand vom ersten bis zum letzten Tag – die Rallye Dakar war in ihrer Geschichte stets für Überraschungen gut. Auch im Jahr 2012 folgt sie ihrem ehernen Grundsatz: Die nächste ist immer die härteste Dakar. Erstmals seit ihrem Umzug von Afrika nach Südamerika ist Buenos Aires nicht Austragungsort der Start- und Ziel-Zeremonie. Wenn am Silverstertag die Teilnehmer in Mar del Plata/Argentinien über die Startrampe rollen und am Neujahrstag die erste Etappe in Angriff nehmen, erwartet sie bereits das zentrale Thema des Wüstenklassikers, Version 2012: Sand und Dünen. Auf ihrem Weg durch die zerklüfteten Pisten der Sierras Pampeanas, über die schwindelerregend hohen Anden mit dem 4.726 hohen San-Francisco-Pass und die erbarmungslose Gluthitze der Atacama-Wüste mit nicht enden wollenden Dünen- und Geröllfeldern bleibt sich die Dakar in Sachen Anspruch treu. Zwischen dem Start und dem Ziel am 15. Januar in Lima/Peru liegen 8.377 Kilometer, davon 4.161 als Wertungsprüfungen. Mit Argentinien, Chile und Peru durchquert die Dakar drei Länder.

Hintergrund: Starke Partner für das Projekt Dakar
Dirk von Zitzewitz vertraut bei der Rallye Dakar auf starke Partner. Der Norddeutsche, der 2012 als Co-Pilot gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Giniel de Villiers in einem privat eingesetzten Prototyp von Imperial Toyota antritt, ist offizieller Red-Bull-Pilot. Der erfahrene und äußerst erfolgreiche Beifahrer – bis zur Rallye Dakar 2012 schlagen bei Marathon-Rallyes bisher neun Podiumsresultate, davon fünf Gesamtsiege, 33 Etappensiege und 31 Führungstage für Zitzewitz zu Buche – wird in seiner körperlichen Vorbereitung auf die extremen Beanspruchungen bei der Rallye Dakar vom Fahrradhersteller Specialized unterstützt. Das Kartenstudium anhand von digitalen Daten und spezieller Navigationssoftware erleichtert der IT-Spezialist Dekom, der Dirk von Zitzewitz mit Computer-Hardware versorgt. In seiner Freizeit widmet sich Dirk von Zitzewitz als Botschafter dem Projekt „Steps for children“, das bedürftige Kinder und Jugendliche in Afrika unterstützt.
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