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VLN
01.06.2011

Rush-Hour an der Zapfsäule kostet Klassensieg

Unter besten Voraussetzungen startete das Team Derscheid Motorsport in den vierten Lauf der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring: Tolles Wetter, ein tadellos funktionierendes Auto und eine harmonische Crew reichten diesmal nicht aus, das Rennen zu gewinnen. Nicht die eigene Performance, sondern äußere Umstände schubsten das Team vom höchsten Podiumsplatz.

Das freie Freitagstraining im Rahmen der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (LMN) nutzte Derscheid Motorsport, um weiter das Fahrwerk auf die Nürburgring-Nordschleife abzustimmen. Michael Flehmer (Heiligenhaus) und Rolf Derscheid (Much) drehten zahllose Runden und konnten so die Fahrwerkseinstellung am BMW 325i verfeinern. Am Samstag zum offiziellen Zeittraining ging Michael Flehmer als erster auf die knapp 25 Kilometer lange Piste. Doch statt eine Fabelzeit zu erfahren, brach der Routinierte Rennfahrer seine Zeitenjagd ab. Grund für diese Entscheidung waren zahlreiche Unfallstellen, die Flehmer immer wieder einbremsten und ihm die Runde „versauten“. Teamchef Rolf Derscheid wartete mit seinen Trainingsrunden bis er glaubte, ein optimales Zeitfenster gefunden zu haben. Derscheids Gespühr sollte Recht behalten: Sofort in seiner ersten Trainingsrunde überflügelte er alle Konkurrenten der Klasse V4 und stellte den Wagen auf Startposition eins. Wie gewohnt übernahm Flehmer den ersten Teil des auf vier Stunden angesetzten Rennens. Für den Routinier standen insgesamt 17 Runden auf dem Programm, lediglich durch einen kurzen Tankstopp unterbrochen.

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Beim Startduell zog Michael Flehmer diesmal den Kürzeren – die Konkurrenz überrumpelte Flehmer und verwies ihn zunächst auf Rang zwei der Klasse V4. Den Kontakt hatte er schnell wieder hergestellt, überholen konnte er den neuen Klassenprimus jedoch nicht. Es dauerte einige Runden, ehe er mit einem exzellenten Bremsmanöver am Wettbewerb vorbeiziehen konnte. Auf der Nordschleife konnte sich Flehmer immer einige Meter absetzen, auf dem Grand Prix-Kurs kam der Verfolger immer bedrohlich nahe. In Runde acht erschien der BMW an der Box, um Kraftstoff zu fassen, der Vorsprung betrug dabei zehn Sekunden. Der guten Mechaniker-Leistung ist es zu verdanken, dass Flehmer auf Rang eins liegend das Rennen wieder aufnehmen und sich weiter vom Wettbewerb absetzen konnte. Neun Runden später stand der Boxenstopp mit Fahrerwechsel auf dem Programm. Drei weitere Teams waren mit ähnlicher Strategie unterwegs und wollten zum gleichen Zeitpunkt wie das Team Derscheid tanken. Vor der Zapfsäule entstand ein echtes Chaos: Mechaniker wechselten Reifen und Fahrer die Plätze, dazwischen Tankwarte und Teamchefs, die versuchten, mit lauter Stimme das Tohuwabohu zu entwirren und für Ordnung zu sorgen. Am Ende verlor das Team Derscheid auf diese Weise einen Platz und Teamchef Rolf Derscheid nahm auf Rang zwei liegend das Rennen auf. Trotz aller Anstrengung konnte Derscheid den Rückstand von 20 Sekunden nicht mehr rausholen, und so beendete der BMW 325i als Zweiter das vierte Rennen der VLN.

Matthias Butz (Bergisch-Gladbach) und Martin Hörter (Ransbach-Baumbach) brachten ein erstklassiges Zeittraining hinter sich: Mit einer Rundenzeit von 10:42 Minuten, gefahren von Matthias Butz, konnte das Duo von Rang eins der Klasse V2 ins Rennen gehen. Startfahrer Martin Hörter versuchte von Anfang an, sich abzusetzen und Boden auf die Verfolger gut zu machen. Das allerdings gelang ihm nur wenige Meter, denn der Zweitplatzierte hatte einen noch besseren Start und konnte Hörter bereits nach wenigen Metern überholen. In der Verfolgung konnte er mit 10:42 Minuten die schnellste Runde auf dem „kleinen“ Derscheid-BMW drehen. Doch bereits wenige Runden später haderte der schnelle Mann mit dem Getriebe und legte vorsichtshalber einen zusätzlichen Boxenstopp ein, der jedoch keine Erkenntnisse brachte: Das Getriebe funktionierte danach wieder tadellos. Der zusätzliche Aufenthalt in der Box spielte dem Führenden in die Karten und schenkte ihm drei Minuten Vorsprung. In Runde 12 übernahm Matthias Butz den Wagen und blies zur Attacke: Runde um Runde knabberte er am Vorsprung des Erstplatzierten und gab sprichwörtlich alles – am Ende reichte sein Eifer nicht und das „Junior-Team“ wurde mit gut einer Minute Rückstand Zweiter der Klasse.
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