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ATS Formel 3 Cup
20.02.2012

Die Erfahrung des Renndirektors

Der Titel spricht für sich: Renndirektor. Er ist der Chef, er trägt die Verantwortung und er bestimmt, er ordnet und er kontrolliert. Im ATS Formel-3-Cup heißt der Renndirektor Ralf Fuß. Der 48-Jährige stammt aus Mayen in der Eifel und kümmert sich ehrenamtlich um die Ordnung bei diversen Rennen - Fuß ist auch für die meisten Veranstaltungen der schnellsten deutsche Formel-Rennserie zuständig.

Herr Fuß, seit wann sind Sie denn im Rennsport und vor allem als Renndirektor tätig?
Im Jahr 1989 bin ich zum ersten Mal mit dem Motorsport in Berührung gekommen. In den darauf folgenden fünf Jahren habe ich alle Sparten der ehrenamtlichen Tätigkeit - begonnen vom Programmverkäufer über Sportwart der Streckensicherung, Boxenmarshal, Fahrerlagereinteilung, Rennbüro, Organisation, Rennleitung und Assistent bei den Sportkommissaren von der Pike auf gelernt und alle hierfür erforderlichen Lehrgänge und Prüfungen absolviert. In den Jahren 2000/2001 lernte ich als Assistent von Roland Brunserade die Aufgaben eines Renndirektors, damals im Rahmen der DTM, kennen. Meinen ersten eigenen Einsatz als Renndirektor hatte ich im Jahr 2007, ebenfalls im Serienpaket der DTM. Hier war ich verantwortlich für die Rahmenrennen.

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Was ist die eigentliche Aufgabe des Renndirektors?
Diese ergeben sich in Abgrenzung zum Rennleiter aus dem DMSB-Rundstreckenreglement. Diese umfassen zum Beispiel die Durchführung der Fahrerbesprechung (Briefing), Überwachung von Training und Rennen bezüglich des Zeitplanes, Verhängung von Wertungsstrafen, Erlassen von Veranstaltungs-Bulletins, Beendigung bzw. Unterbrechen des Trainings, oder der Rennens aus Sicherheitsgründen, die gesamte Startprozedur und auch die Abwicklung eines eventuellen Re-Starts.

Sie haben dort mit gestandenen Rennfahrern wie Heinz-Harald Frentzen, aber auch mit sehr jungen und unerfahrenen Formel-3-Fahrern wie Nikolay Martsenko zu tun. Da gibt’s doch bestimmt Unterschiede?
Natürlich gibt es Unterschiede. Man spürt als Renndirektor im Umgang miteinander sehr deutlich, ob der Rennfahrer auf eine große Erfahrung zurückblicken kann oder ob er seine ersten Erfahrungen sammelt. Temperament, Reglementsicherheit, sachliche Diskussion sind hier nur einige Faktoren, in welchen dies zum Ausdruck kommt.

Worauf kommt es besonders an, viel Verständnis zu zeigen, oder möglichst große Autorität auszustrahlen?
Ich glaube, es kommt auf eine gesunde Mischung aus beiden Eigenschaften an. Es ist wichtig, als Renndirektor die Sportgesetze und Reglements zu kennen, um die eigenen Entscheidungen im Zweifelsfall begründen zu können. Die Rennfahrer müssen das Gefühl haben, dass sie es mit einem kompetenten Renndirektor zu tun haben. Hierzu gehört auch das Eingestehen eigener Fehlentscheidungen; niemand ist fehlerfrei. Ich möchte nicht als autoritär wirken sondern in meiner Funktion akzeptiert werden.

Gleichermaßen bin ich immer versucht, mit den Rennfahrern bei Meinungsverschiedenheiten über meine Entscheidungen auf Augenhöhe zu bleiben. Es ist nicht immer einfach, sich in die Lage und Rennsituation eines Fahrers hinein zu denken und dies mit in die Überlegungen einzubeziehen, schon gar nicht, wenn von mir im Rennverlauf oftmals sekundenschnelle Entscheidungen erwartet werden.

Wie professionell stellen sich die Formel-3-Youngster denn im Allgemeinen an?
Soweit ich das in Bezug auf die rennsportlichen Abläufe beurteilen kann, ganz gut. Ich habe allerdings manchmal das Gefühl, dass mangels ausreichender Kenntnis des eigenen F3-Reglements, der Internationalen und nationalen Sportgesetze sowie der Veranstaltungsausschreibung Fehler auftreten, die vermeidbar sind.

Welches war denn der gravierendste Verstoß, bei dem Sie im ATS Formel-3-Cup eingreifen mussten?
Da fällt mir auf Anhieb kein besonderer Fall ein. Was mich jedoch immer wieder sehr verärgert und durchaus als gravierend bezeichnet werden kann - nicht nur im ATS Formel-3-Cup - ist das generelle Missachten der gelben Flagge. Hier werden Sportwarte und andere Fahrer gefährdet, was einfach nicht akzeptabel ist.

Sie begleiten den ATS Formel-3-Cup seit vielen Jahren. Ihre Einschätzung der Serie bitte.
Der ATS Formel-3-Cup bietet aufgrund seiner Vielseitigkeit in Technik und Reglement sowie seinem anspruchsvollen Fahrerfeld die ideale Basis für junge Motorsportler, zu lernen, Erfahrung zu sammeln und sich für höhere Prädikate bis hin zur GP2 oder der Formel 1 zu empfehlen. Sie ist national und international seit Jahrzehnten anerkannt und unverzichtbar.