Formel 1
10.10.2012
Renault Sport F1-Vorschau auf den Korea GP
Der Kurs am Gelben Meer liegt im Südwesten des Landes in der Provinz Jeollanam-do, rund 400 Kilometer von der Hauptstadt Seoul entfernt. Das Design des Kurses stammt aus der Feder des deutschen Architekten Hermann Tilke. Der Korean International Circuit dient als halb-permanente Rennstrecke, ein Teil der Strecke besteht aus öffentlichen Straßen. Das Kuriose: Die dazugehörige Stadt befindet sich erst im Bau.
Das moderne Layout der Rennstrecke zeichnet sich durch eine Abfolge von langen Geraden und engen Kurven aus. Großzügig gestaltete Auslaufzonen sorgen für die nötige Sicherheit. Für Fahrer und Teams hält der Korean International Circuit einige große Herausforderungen bereit. Denn der Asphalt bietet verhältnismäßig wenig Grip, zudem ist der Grand Prix von Südkorea für seine wechselhaften Wetterbedingungen bekannt. Beste Voraussetzungen also für ein höchst spannendes Rennwochenende.
Der Große Preis von Südkorea im Überblick
Wie viele der aktuellen GP-Kurse hat auch der Korean International Circuit zwei Gesichter: Im ersten Abschnitt dominieren die Geraden – hier stehen vor allem eine hohe Motorleistung und bestmögliche Beschleunigung im Fokus. Der zweite Teil besteht aus einer Abfolge sehr flüssig zu fahrender Kurvenkombinationen. Hier bleibt den Piloten keine Zeit zum Verschnaufen, denn eine wirkliche Gerade gibt es in diesem Streckenabschnitt nicht.
Die Anforderungen an die Triebwerke und an die nötige Balance zwischen Power und Fahrbarkeit auf dem Korean International Circuit sind am ehesten mit denen des Nürburgrings oder des Sepang International Circuit in Malaysia zu vergleichen. So zählen auch im „Land der Morgenröte“ eine gute Fahrbarkeit in den mittelschnellen und langsamen Kurven, ein spontanes Ansprechverhalten beim Beschleunigen nach den Schikanen und Haarnadelkurven sowie eine hohe Spitzenleistung für die drei längeren Geraden.
Apropos Geraden: Die längste Vollgaspassage führt nicht über Start und Ziel. In Yeongam kommt diese Ehre dem Abschnitt zwischen den Turns zwei und drei zu. Bei 1,150 Kilometern Länge laufen die Triebwerke hier rund 15 Sekunden lang bei Maximaldrehzahl. Demgegenüber ist die Start-Ziel-Gerade 700 Meter lang, die Passage zwischen den Turns drei und vier misst 560 Meter. Der Vollgasanteil im ersten Streckenabschnitt liegt somit bei über 80 Prozent.
Das passende Getriebe-Setup ist aufgrund der anspruchsvollen Streckencharakteristik von essenzieller Bedeutung. Die Ingenieure von Renault Sport F1 legen den Fokus auf den idealen Kompromiss zwischen bestmöglicher Beschleunigung und maximaler Höchstgeschwindigkeit. Eine falsche Abstufung der einzelnen Gänge kann dazu führen, dass die Piloten im Drehzahlbegrenzer landen. Die Folge: ein spürbarer Zeitverlust. Aufgrund des daraus resultierenden fehlenden Topspeeds können die Konkurrenten zudem auf den Geraden leicht zum Überholen ansetzen.
Die wechselhaften Wetterbedingungen erschweren die Getriebeabstimmung zusätzlich. Die Nähe zum Gelben Meer und die geringe Höhe über Normal-Null sorgen dafür, dass sich die Windrichtung innerhalb eines Tages mehrfach verändert. Dies müssen die Ingenieure bei der Abstimmung von Motor, Getriebe und Aerodynamik berücksichtigen.
Den 700 Meter langen Streckenabschnitt zwischen Turn sechs und neun können die Piloten mit dem passenden Fahrzeug-Setup mit Vollgas durchfahren. Allerdings spielen auch hier die vorherrschenden Wetterbedingungen sowie das Grip-Level der Strecke eine bedeutende Rolle. Diese Faktoren können auch die Traktion in den langsameren Kurven im letzten Sektor negativ beeinflussen.
Nach Turn neun folgt eine Reihe von Kurven, die im zweiten, dritten und vierten Gang mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ungefähr 215 km/h durchfahren werden. Der Stop-and-go-Charakter dieses Abschnitts führt zu einem relativ hohen Kraftstoffverbrauch.
Stimmen vor dem Rennen
Vitaly Petrov, Caterham F1 Team: „Der Grand Prix von Korea ist noch relativ neu im Formel 1-Kalender. Unter den modernen F1-Kursen ist der Korean International Circuit fraglos eine der anspruchsvollsten Strecken des gesamten Jahres. Nach den beiden ersten Linkskurven geht es hinaus auf die erste lange Gerade, an deren Ende wir die Autos hart herunterbremsen. Kurz darauf folgt die zweite Vollgaspassage. Der zweite Sektor fährt sich deutlich flüssiger, bevor dann im letzten Streckenabschnitt wieder ein Stop-and-Go-Charakter vorherrscht. Den RS27-V8 fordert der Kurs in Yeongam alles ab: Bestmöglicher Topspeed, die passende Getriebeabstufung und optimales Ansprechverhalten stehen hier im Fokus. In den flüssigen Kurvenpassagen muss der Motor sehr fein dosierbar und gut fahrbar sein. Wir fahren hier auf einer der längsten Geraden im gesamten Formel 1-Kalender. Da erleichtert ein gut funktionierendes Bremsenergie-Rückgewinnungssystem KERS natürlich das Überholen enorm. Außerdem hilft es, sich gegen die Angriffe der Konkurrenten zur Wehr zu setzen.“
Rémi Taffin, Leiter des Renault Sport F1 Einsatzteams: „Die Grands Prix von Japan und Südkorea liegen nicht nur geografisch und zeitlich recht dicht beieinander. Auch die Streckencharakteristik ähnelt sich. Wie in Suzuka stehen auch in Yeongam hoher Topspeed und bestmögliche Beschleunigung im Fokus der Ingenieure von Renault Sport F1. Dies gilt insbesondere für den ersten Sektor, der mit drei langen Geraden aufwartet. Der Schlüssel für eine hohe Endgeschwindigkeit und bestmögliche Beschleunigung liegt hier vor allem im passenden Getriebe-Setup. Insbesondere die Abstufung der siebten Fahrstufe muss passen, damit die Fahrer auf den Geraden nicht in den Drehzahlbegrenzer kommen. Trotz des hohen Vollgasanteils von rund 80 Prozent ist dieser Abschnitt für die Motoren nicht besonders anspruchsvoll. Denn die Belastungen für das Kühlsystem und den Ölkreislauf sind relativ gering.
Im zweiten Streckenabschnitt stehen eine optimale Abstimmung der Motorbremse sowie die Traktion beim anschließenden Beschleunigen im Fokus. Dieser Aspekt ist für die Rundenzeit von großer Bedeutung, denn durch kraftvolles Beschleunigen und schnelles Ansprechen lässt sich viel Speed auf die nächste Gerade mitnehmen und entsprechend Zeit gewinnen. Insbesondere im ersten Abschnitt dieses Sektors stehen einige flüssige Kurvenkombinationen auf dem Programm. Die schnell aufeinanderfolgenden Richtungswechsel bedeuten für den Motor eine stark Beanspruchung. Diese Sektion, insbesondere der Abschnitt zwischen Turn sechs und neun, ähnelt in gewisser Weise den berühmten 'Esses' von Suzuka.
Der letzte Sektor des Korean International Circuit zeichnet sich durch seinen Stop-and-Go-Charakter aus: Kurze Beschleunigungsphasen und Rechtskurven wechseln sich ab. Das treibt den Benzinverbrauch in die Höhe. Dieser Kurs vereint im Grunde drei Rennstrecken in sich. Die größte Herausforderung besteht darin, die ideale Abstimmung des RS27-V8 für alle drei Sektoren zu finden, ohne zu große Kompromisse eingehen zu müssen.
Nach dem Sieg von Sebastian Vettel in Suzuka ist die Weltmeisterschaft so spannend wie nie zuvor in diesem Jahr. Daher freuen wir uns besonders auf das Rennen in Südkorea. In Suzuka fuhr Sebastian für Renault zudem die 199. Pole-Position heraus. Auf dem Korean International Circuit wollen wir natürlich die 200. Pole feiern. Das wäre ein weiterer Meilenstein in der erfolgreichen Formel 1-Geschichte von Renault Sport F1.“