Formel 1
21.11.2012
Saisonfinale in Brasilien – Vettel oder Alonso?
Mit schnellen Kurven, Haarnadelkurven und Höhenunterschieden stellt das Autodromo Jose Carlos Pace eine besondere Herausforderung für die Piloten dar – und die unterschiedlichen Fahrbahnoberflächen machen die Belastung für Fahrer und Autos noch größer.
Pirelli-Testfahrer und Ex-Formel 1-Pilot Lucas di Grassi: „Der Kurs hat von allem etwas – zahlreiche Höhenunterschiede sowie einen guten Rhythmus. Wenn ich mich nicht irre, liegt keine andere Formel-1-Strecke höher; konkret: rund 700 Meter über dem Meeresspiegel. Das hat durchaus großen Einfluss auf den Abtrieb und die Motorleistung.“ Pirelli nominierte für den finalen Lauf der Formel 1-Saison 2012 die beiden Reifenmischungen medium und hart. Doch durch die besonders wechselhaften Witterungsbedingungen beim Großen Preis von Brasilien machen womöglich den Einsatz beider Reifenmischungen unnötig: Für das Wochenende ist Regen vorhergesagt.
Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery hofft allerdings auf einen trockenen Freitag, da der italienische Reifenhersteller den Teams am Freitag zwei Sätze der Reifenprototypen für 2013 zur Verfügung stellt: „Aufgrund der veränderten Mischungen und der neuen Konstruktion weisen die Rennreifen des Jahres 2013 andere Eigenschaften auf als die des aktuellen Portfolios. Sie haben ein breiteres Einsatzspektrum und einige Mischungen sind etwas aggressiver. Wir legen derzeit noch fest, in welchem Verhältnis die einzelnen Mischungen zueinander stehen werden.“
Doch auch wenn die Reifenprototypen für 2013 und das Geschehen auf der Strecke für Aufregung und Action sorgen werden, steht doch die Titelentscheidung im Vordergrund: Sowohl Sebastian Vettel als auch Fernando Alonso können am Sonntag ihren dritten Titel gewinnen. Vettel reist mit 13 Punkten Vorsprung auf den Spanier in Ferrari-Diensten nach Brasilien und äußert sich optimistisch über das kommende Wochenende: „Es kann alles passieren, auch was das Wetter angeht. Wir sind lang genug dabei, um zu wissen, wie schnell sich die Dinge ändern können. Wir müssen versuchen, alles rauszuholen. Das Auto funktioniert, darauf können wir bauen. Die Strecke passt zu uns, wir waren die letzten Jahre immer gut dort. […] Was die anderen machen, liegt nicht in unseren Händen. Wir müssen uns auf jeden einzelnen Schritt konzentrieren. Also volle Kraft voraus.“
Doch auch Alonso geht das letzte Rennen der Saison optimistisch und angriffslustig an. „Wir brauchen ein reibungsloses Wochenende. Das wird der Schlüssel zum Erfolg sein“, so Alonsos Teamchef Stefano Domenicali, „Wir haben nichts zu verlieren“. Hoffnung bereitet insbesondere die Erinnerung an die Titelentscheidung in Abu Dhabi 2010, bei der die Rollen zwischen Vettel und Alonso umgekehrt waren: Damals startete Alonso mit 15 Punkten Vorsprung auf Vettel in das Saisonfinale und Vettel gewann am Ende, nach einem Strategiefehler Ferraris, den Titel.
Noch dazu steht in Brasilien das letzte Formel 1-Rennen von Michael Schumacher an, der der Königsklasse nun endgültig den Rücken zukehren wird. „Interlagos ist ein runder Abschluss für meine Karriere, denn dort wurzelt viel von der Faszination der Formel 1. […] Der Abschied von der Formel 1 wird diesmal für mich wahrscheinlich weniger emotional sein als in 2006, weil wir damals noch im WM-Kampf steckten und alles dadurch viel intensiver war. Diesmal werde ich den Abschied dafür bewusster wahrnehmen und hoffentlich auch genießen können.“
Die Titelentscheidung, Schumachers Abschiedsrennen und eine der aufregendsten Strecken der Welt: Für das letzte Rennen der spektakulären Formel 1-Saison 2012 ist demnach das perfekte Szenario für ein unvergessliches Wochenende geschaffen.
Text: Antonia Grzelak - motorsport-xl.de