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FIA Formel 3 EM
21.10.2013

Europameister Raffaele Marciello im Portrait

Raffaele Marciello hat es geschafft: Er ist FIA Formel-3-Europameister. Als Mitglied der Ferrari Driver Academy ging der Italiener bereits als einer der Favoriten in die Saison. Doch es sollte kein einfacher Durchmarsch für den 18-Jährigen werden, denn Felix Rosenqvist kristallisierte sich schnell als starker Gegner heraus. Am Ende konnte sich der Italiener durchsetzen.

Seit 2010 ist Raffaele Marciello im Formel-Sport aktiv; immer war er einer der Frontrunner. Doch weder in der Formel ACI-CSAI Abarth, noch in der italienischen Formel-3-Meisterschaft oder in der Formel 3 Euro Serie gelang ihm bislang der große Wurf. Nah dran war er schon häufiger, zum Beispiel bei seinem dritten Gesamtrang in der Formel Abarth oder bei seinem Debüt in der Formel 3, als er als Rookie in der italienischen Serie den dritten Tabellenplatz belegte. In der vergangenen Saison wiederholte er diese Platzierung in der Formel 3 Euro Serie und sicherte sich in der Europameisterschaftswertung den zweiten Rang.

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Zu Beginn dieser Saison entschied der in Zürich geborene Rennfahrer mit italienischem Pass, ein weiteres Jahr in der FIA Formel-3-Europameisterschaft zu bestreiten. Die Favoritenstellung bestätigte Marciello vom ersten Rennen an: Bei seinem Heimspiel in Monza sicherte er sich zwei Siege und einen zweiten Platz. Auch in Silverstone, Hockenheim, Brands Hatch und auf dem Norisring konnte er mindestens ein Rennen gewinnen. Sein persönliches Highlight lieferte der Prema-Pilot auf dem Nürburgring, als er alle drei Pole-Positions eroberte und auch die Rennen für sich entscheiden konnte. Ein Wochenende ohne Podestplatz in Zandvoort sorgte dafür, dass es im Endspurt um den Titel noch einmal richtig spannend wurde. Doch auch in dieser Situation ließ sich der Ferrari-Schützling nicht aus der Ruhe bringen, startete mit zwei Pole-Positions in das Finalwochenende und sicherte sich nach Rennen zwei den Titel des Europameisters.

Der Teenager Marciello ist kein typischer Italiener: Er ist mit 1,82 Meter groß gewachsen, agiert überlegt, ruhig und redet nicht viel. Im Fahrerlager wird er als schüchtern und zurückhaltend wahrgenommen. Seit 2011 fährt er für das Prema Powerteam und schätzt an der von Angelo und René Rosin geführten Mannschaft vor allem die Professionalität, gepaart mit dem Gefühl, eine große Familie zu sein. „Ich fühle mich dort sehr wohl. Prema ist mein drittes Zuhause, Ferrari mein zweites.“ Wenn er nicht gerade im Rennauto sitzt, findet man den Youngster im Fitness-Studio, auf dem Tennisplatz, beim Ski-Langlauf oder auf dem Fußballplatz. Sein Lieblingsclub ist Juventus Turin, doch von einer Karriere als Fußballer träumte der Fan von Robert Kubica nie: „Fußball interessiert mich nur am Rande, ich finde es eigentlich langweilig. Ich wollte immer schon in die Formel 1, würde mich aber auch über eine Karriere in anderen Bereichen des Motorsports freuen. Mein Ziel ist es, mit dem Rennfahren Geld zu verdienen. Einen Plan B gibt es zurzeit nicht, aber ich bin optimistisch, dass es mit der Fahrerei klappt.“

Marciello, dessen Vater nur über wenig Kart-Erfahrung verfügt, stieg als erster seiner Familie in den Automobilsport ein, die Unterstützung seiner Familie war ihm immer sicher. „Mein Vater kommt zu jedem Rennen. Meine Mutter, meine Schwester und meine Freundin Zdenka kommen mich eher selten an der Rennstrecke besuchen. Aber das macht nichts, denn ich konzentriere mich an der Strecke vor allem auf meinen Job.“ Mit seiner tschechischen Freundin führt er eine Fernbeziehung: „Sie wohnt in Prag, aber wir bekommen das schon hin. Wir sind schließlich noch jung.“

Aktuell hat der frisch gebackene Europameister noch keine konkreten Pläne für die kommende Saison: „Jetzt kommt noch der Grand Prix von Macau, den ich natürlich gerne gewinnen würde. Danach besprechen wir, welcher Schritt für mich der Beste ist. Schließlich möchte ich meinen Traum Formel 1 nicht aus den Augen verlieren.“ Marciello träumt davon, in einem Ferrari-Cockpit die Königsklasse zu erobern: „Es wäre toll, wenn endlich mal wieder ein Italiener in einem Ferrari siegen könnte – und noch schöner wäre es, wenn ich dieser Italiener sein dürfte.“ Der Titelgewinn bringt ihn seinem Traum einen Schritt näher: Als Europameister wird er von der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) und der Ferrari Driver Academy am Jahresende mit einer Testfahrt in einem Formel-1-Auto der Scuderia Ferrari belohnt.
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