Formel 1
01.03.2013
Jalinier: „Großer Erfolg weckt große Erwartungen“
Monsieur Jalinier, welchen Nutzen hat Renault bisher eigentlich aus dem Engagement in der Formel 1 gezogen?
Jean-Michel Jalinier: „Nicht einen, sondern vielfachen Nutzen. In der Formel 1 dabei zu sein, strahlt positiv auf die unterschiedlichsten technischen und wirtschaftlichen Bereiche ab. Die Lösungen und Entwicklungen unserer Motoren-Ingenieure in Viry-Châtillon reizen das technisch Machbare aus. Die Erfahrung und das Wissen, das wir als Unternehmen aus dieser Arbeit gewinnen, schlägt sich unmittelbar in unseren Serienmodellen nieder. In den aktuellen Energy-Motoren werden beispielsweise Zylinderbeschichtungen und Kolbenringe oder auch Kühlkreisläufe aus der Formel 1 verwendet. Jedes Jahr verbringen viele Ingenieure aus der Serienentwicklung Zeit in der Rennsport-Abteilung. Wir sprechen von rund 30 Leuten – das sind gut zehn Prozent der Gesamtbelegschaft in Viry. Sie sind voll in das Formel 1-Motorenprogramm integriert und nehmen natürlich jede Menge Wissen über Prozesse und Entwicklungen mit. Was sie unter dem Druck und auf dem technischen Niveau der Formel 1 lernen, wenden sie später im Unternehmen an. Natürlich betreiben wir auch Motorsport unter Marketing-Aspekten. Gegen die besten und erfahrensten Rennställe der Welt zu gewinnen, demonstriert die herausragende Technologie und Qualität von Renault. Solche Erfolge können in den unterschiedlichsten Kampagnen genutzt werden – intern und extern. Zu guter Letzt: Der naheliegendste aller Gründe, Formel 1 zu betreiben, ist die Markenbekanntheit. Durch den Grand Prix-Sport lernen auch Menschen in Märkten wie China oder Indien den Namen Renault kennen, die wegen ihrer Größe sonst schwer zu durchdringen wären.“
Wie lauten Ihre wichtigsten Zielsetzungen für 2013?
„Die Saison 2012 verlief unglaublich erfolgreich. Drei unserer vier Partnerteams konnten Rennen gewinnen – seit 1983 hat kein Motorenhersteller mehr mit drei verschiedenen Rennställen gesiegt. Und alle vier Partner kamen in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft in die Top-10. Wir haben bemerkenswerte Meilensteine erlebt: das dreifache Double mit Red Bull Racing, den 150. Grand Prix-Sieg und die 200. Pole-Position für Renault. Aber großer Erfolg weckt immer auch große Erwartungen – und denen wollen wir 2013 voll gerecht werden. Wir haben trotz allem kein problemfreies Jahr erlebt, also leitet sich daraus schon mal ein Ziel ab: Wir möchten denselben oder noch größeren Erfolg mit verbesserter Zuverlässigkeit erzielen.“
Wie wollen Sie noch bessere Ergebnisse erzielen?
„Es gab 2012 bekanntlich einige Haltbarkeits-Probleme. Also haben wir Prozesse definiert und Maßnahmen in die Wege geleitet, um uns noch besser abzusichern. Wir sind uns bewusst, dass dies das letzte V8-Jahr ist und dass wir unseren Schwerpunkt zum Ende der Saison immer stärker auf den neuen V6 legen werden. Deshalb müssen wir 2013 schon absolut fehlerfrei starten. Damit meine ich einen absolut perfekten Service für unsere Partnerteams, sowohl was die Zuverlässigkeit als auch ihre Anforderungen an die Motorenabstimmung angeht.“
Wie wird Renault den Übergang vom V8 auf den neuen V6 in diesem Jahr managen?
„Der Bau eines völlig neuen Antriebsstrang ist die größte Herausforderung für die Motorenhersteller seit fast zehn Jahren und diese spezielle Motorenformel ist vielleicht die größte technische Aufgabe seit Bestehen der Formel 1. Deswegen bereiten wir uns schon auf den Wechsel vor, seit das Reglement 2011 beschlossen wurde. Wir haben sofort ein Kernteam gebildet, das sich ausschließlich mit dem V6 befasst. Diese Truppe wurde laufend vergrößert und die Konstruktion ist sehr weit fortgeschritten. In diesem Jahr wird das Pendel ganz zugunsten des V6-Projekts umschlagen. Irgendwann in der zweiten Saisonhälfte wird sich nur noch ein kleines Team um Einsatz und Zuverlässigkeit der V8-Triebwerke kümmern. Deshalb müssen wir auch gleich vom Start weg perfekten Service liefern.“