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VLN
19.09.2013

Cool gepokert und gewonnen

Der Herbst hat Einzug gehalten: Typische Wetterkapriolen hielten am vergangenen Wochenende die Teilnehmer der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN) auf Trab und erforderten mehrere Reifenwechsel. Das Team Derscheid hatte das nötige Quäntchen Glück um nach vier Stunden die Klasse V4 zu gewinnen.

Dichter Nebel hielt die fast 180 Starter des sechsten Rennens der VLN von einem pünktlichen Start ins Zeittraining ab. Erst mit gut 45 Minuten Verspätung konnten die Protagonisten um die Startposition für das anstehende 4h-Rennen kämpfen. Beim Team Derscheid Motorsport ging wie gewohnt Michael Flehmer (Overath) als erster auf die Piste, jedoch ohne großen Erfolg: Flehmer und die nasse Strecke konnten sich nicht anfreunden und so schaffte er es lediglich, den BMW 325i auf Startplatz fünf der Klasse zu stellen.

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Teamchef Rolf Derscheid (Much) wollte und sollte mit seinen Trainingsrunden die Startposition verbessern. Und tatsächlich schaffte er es, den Wagen auf Platz drei der Klasse zu stellen. Ein weiterer Versuch der Startplatzverbesserung wurde durch eine Ölspur verhindert, die nahezu die gesamte Strecke verschmutzte. Startfahrer Flehmer entschied sich dafür, die ersten Runden auf Regenreifen zu fahren – nahezu alle Starter trafen diese Entscheidung. Eine falsche, wie sich schonherausstellen sollte. Der laut Radar angekündigte Regen blieb aus und schon in Runde zwei ließen die speziellen Regenräder keine vernünftigen Rundenzeiten mehr zu. Beim ersten, unplanmäßigen Boxenstopp wurde der Wagen auf profillose Slicks gestellt und Flehmer wieder ins Rennen geschickt. Flehmer fand schnell wieder Anschluss an seine Konkurrenten und konnte sofort wieder Druck ausüben.

Jedoch nur für ein paar Runden, denn dann setzte der Regen ein, den alle früher erwartet hatten. Zunächst konnte Flehmer dem Nieselregen mit seinen profillosen Reifen gekonnt begegnen. Als der Regen stärker wurde, musste Flehmer erneut die Box ansteuern, um sich Regenreifen montieren zu lassen. Eine Entscheidung in Richtung Sicherheit, die jedoch nur sieben Runden Bestand haben sollte: Die Werks-Teams begannen dann wieder mit dem Wechsel auf Slicks, Teamchef Derscheid beorderte Flehmer ebenfalls in die Box, um erneut profillose Reifen zu montieren, gleichzeitig übernahm Teamchef Derscheid den Wagen. Die vielen Reifenwechsel hatten das Team zwischenzeitlich bis auf den neunten Platz der Klasse zurück geworfen.

Als Derscheid mit Slicks auf der Piste war, stand die Konkurrenz in der Box zum Reifenwechsel – der deutlich frühere Stopp brachte dem Team insgesamt sieben Platzierungen in der Klasse, auf Platz drei wurde der BMW 325i schon kurz nach dem Fahrerwechsel gewertet. Der Abstand zum Führenden betrug zu dieser Zeit mehr als zwei Minuten, im Normalfall nahezu uneinholbar. Also fuhr Derscheid nicht mehr auf Angriff, sondern auf Halten der Position. Dann hatte das Team rund um Rolf Derscheid erneut Glück: Der auf Platz eins liegende Mercedes-Benz musste einen weiteren Boxenstopp zum Reifenwechsel einlegen und Derscheid konnte mit grandiosen Rundenzeiten den Abstand auf etwas über 30 Sekunden reduzieren. Rolf Derscheid trieb sich und den Wagen zu Höchstleistungen, übte enorm viel Druck auf den Führenden aus und hatte ein weiteres Mal das Glück des Tüchtigen. Der Führende hatte ein Reifenproblem und musste kurz vor Ablauf der Renndistanz einen weiteren Boxenstopp einlegen. Derscheid übernahm so die Führung und gab diese bis ins Ziel nicht mehr ab. Das Rennen wurde überdies gut zehn Minuten früher beendet, Grund waren sintflutartige Regenfälle, die ein gefahrloses Rennen nicht mehr zuließen.

Rolf Derscheid zum Rennen:
„Ein verrücktes Rennwochenende liegt hinter uns: Erst die Startverzögerung durch Nebel, dann die Ölspur, die fast die gesamte Strecke verschmutzte. Falsche Reifenwahl zum Start, zu früher Wechsel auf Slicks. Erst beim dritten Wechsel hatten wir den richtigen Riecher und uns damit wieder auf Kurs gebracht. Dennoch muss ich sagen, dass die Konkurrenz uns heute immer einen Schritt voraus war: Die Reifenwahl des lange führenden Mercedes-Benz war immer die richtige. Dass sich der Wagen einen Reifenschaden eingefangen hat, ist schade für das gegnerische Team und Glück für uns. Unsere Jungs haben gut gearbeitet, es hat alles gepasst, außer der Reifenwahl. Ich bin dennoch stolz auf das erlangte Ergebnis.“

Das nächste Rennen im Rahmen der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring findet am 28. September 2013 statt, die Renndistanz beträgt vier Stunden

Text und Fotos: Uwe Meuren