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Formel 1
03.09.2014

Pirellis Vorschau auf den Italien Grand Prix

Die legendäre Hochgeschwindigkeitsstrecke von Monza in Italien ist Austragungsort des Heimrennens von Pirelli. Der Circuit liegt nur eine halbe Autostunde vom Mailänder Hauptquartier des Konzerns entfernt, Entwicklungsstätte der diesjährigen Formel 1-Reifen. Der Kurs im Königlichen Park ist bekannt für seine außergewöhnlichen Anforderungen an die Slicks.

So wirken in den berühmten schnellen Kurven wie der Parabolica hohe Seitenkräfte auf die Reifen, während sie beim rasanten Beschleunigen auf den langen Geraden sowie bei den harten Bremsmanövern in den darauf folgenden langsamen Schikanen gewaltigen Längskräften widerstehen müssen. Aus diesem Grund nominierte Pirelli für den Großen Preis von Italien 2014 die beiden härtesten Mischungen aus der aktuellen Range: den P Zero Orange (Hart) und den P Zero White (Medium).

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Zusätzlich zur enormen Krafteinwirkung muss die Struktur der Reifen kräftigen Stößen standhalten, verursacht durch die hohen Kerbs, die zu den besonderen Merkmalen der italienischen Strecke zählen. Die Fahrer nutzen sie ausgiebig, um die schnellste Rennlinie zu finden. Als Teil der Federung tragen die Reifen wesentlich dazu bei, diese Schläge zu absorbieren. In dieser Saison schreiben die Regularien deutlich reduzierte Abtrieb-Level vor. Daher fahren die Autos in Monza mit weniger Tempo durch die Kurven als bisher, erreichen jedoch mit Spitzengeschwindigkeiten im Bereich von 360 km/h die Topwerte dieser Saison.

Paul Hembery, Motorsport Direktor bei Pirelli, sagt: „Die Heimrennen bereiten uns immer besondere Freude. Nicht zuletzt weil hier viele Mitarbeiter, die uns nicht zu den Rennen begleiten, die einzige Gelegenheit im Jahr erhalten, Pirelli F1-Slicks live in Aktion zu sehen. Und das auf einer Strecke, die zu den anspruchsvollsten der Saison gehört und den Reifen alles abverlangt. Aufgrund seines schnellen Layouts gilt Monza als Highspeed-Tempel. Und je schneller ein Circuit ist, desto mehr beansprucht er die Reifen. Denn aufgrund der besonders hohen Krafteinwirkung heizen sich die Slicks stark auf. Erschwerend kommt hinzu: Die Autos fahren hier mit einem sehr niedrigen Abtrieb, um auf den Geraden die maximale Spitzengeschwindigkeit zu erzielen.“

Und weiter: „Infolgedessen rutschen sie tendenziell öfter als sonst. Dadurch steigt in den Bremszonen, die in Monza zu den Schlüssel-Passagen gehören, das Risiko blockierender Reifen. Dieses Blockieren kann Bremsplatten hervorrufen, obwohl das Design sowohl der Reifen-Struktur als auch der Mischungen in diesem Jahr dazu führte, dass Bremsplatten deutlich seltener vorkommen als früher.“ Jean Alesi, Pirelli-Berater, ergänzt: „In Monza gibt es nur eine Regel: Finde den besten Weg, um Spitzengeschwindigkeiten zu beherrschen, die näher an 400 als an 300 km/h liegen. Um auf den Geraden mit höchstmöglichem Tempo fahren zu können, ist ein besonders niedriger Abtrieb erforderlich. Daher müssen die Fahrer im hohen Maß auf ihre Hinterreifen achten.“

Und weiter: „Damit ihnen das gelingt, benötigen sie ein Setup, das im Ausgang der Schikanen eine hohe Traktion ermöglicht. Andernfalls werden die Hinterreifen stark verschlissen, woraus deutlich längere Bremswege resultieren – ein Desaster für die Rundenzeiten. Doch das ist noch nicht alles. Bei diesen hohen Geschwindigkeiten tritt das sogenannte Lift-Phänomen auf. Die Fahrer haben das Gefühl, das Auto hebt von der Fahrbahn ab. Das gibt es nur in Monza. Manchmal haben die Fahrer sogar Probleme damit, das Auto auf den Geraden auf Rennlinie zu halten. Ich habe diese Strecke immer geliebt. Den Jubel der Fans auf der Haupttribühne zu hören, lässt einen Schauer über den Rücken laufen.“

Die Anforderungen der Strecke an die Reifen

Wie in Spa-Francorchamps wirken auch in Monza hohe Energie-Mengen auf die Reifen. Auf den Geraden erreichen die Autos Spitzengeschwindigkeiten von 360 km/h. In den Bremszonen drosseln die Fahrer das Tempo ihrer Autos in kürzester Zeit um 250 km/h und werden dabei Längskräften von 4,5 G ausgesetzt. Die Kombination dieser unterschiedlichen Kräfte lässt die Temperaturen der Reifen-Lauffläche auf 130 Grad Celsius hochschnellen.



Der Medium-Slick hat ein schmaleres Einsatzfenster und liefert selbst bei niedrigeren Temperaturen eine optimale Performance. Der harte Slick hingegen hat ein breiteres Einsatzfenster und ist für höhere Grade ausgelegt. Bei den Rennen in Monza herrschen gewöhnlich warme Außentemperaturen, allerdings sind Regenschauer keine Seltenheit. So begann es im vergangenen Jahr kurz vor dem Start zu regnen. Die Fahrer setzten ein Setup mit dem geringsten Abtrieb der Saison ein, um maximale Spitzengeschwindigkeiten auf den Geraden zu erzielen. Das ist der Schlüssel für eine schnelle Rundenzeit.

Das bedeutet aber auch: Die Reifen müssen den gesamten mechanischen Grip liefern, der nötig ist, um das Auto sicher durch die Kurven zu fahren. Im vergangenen Jahr siegte Red Bull-Pilot Sebastian Vettel mit einer Ein-Stopp-Strategie. Der Weltmeister startete auf den Mediums und wechselte in der 23. Runde auf die harten Reifen. Fernando Alonso (Ferrari) nutzte dieselbe Strategie und wurde Zweiter, nachdem er von Rang fünf ins Rennen gestartet war.