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Formel 1
27.07.2014

Ricciardo gewinnt Roulette-Rennen in Ungarn

Wetterchaos, Safety Car-Phasen und ganz viel Action: In einem spektakulären Rennen sicherte sich Daniel Ricciardo (Red Bull) seinen zweiten Saisonsieg vor Fernando Alonso (Ferrari) und Lewis Hamilton (Mercedes), der aus der Boxengasse gestartet war. Ein Teamradio bei Mercedes sorgte für Unverständnis bei Hamilton.

Der Hungaroring in Ungarns Hauptstadt Budapest hielt für die Formel 1-Piloten einige Überraschungen bereit und bescherte den zahlreichen Fans damit ein aufregendes Rennen, ehe es jetzt in die Sommerpause geht. Bereits am Samstag wechselten sich die Wetterbedingungen ständig ab und so ging es auch am Sonntag weiter. Das gesamte Feld ging auf Intermediates ins Rennen und die Piloten mussten damit im Rennen nicht mehr zwei verschiedene Reifentypen benutzen.

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In der Einführungsrunde gab es bereits schlechte Nachrichten für den beeindruckenden Toro Rosso-Rookie Daniil Kvyat, der beim Start in die Einführungsrunde von seinem Motor im Stich gelassen wurde und somit Kevin Magnussen (McLaren) und Lewis Hamilton (Mercedes) beim Start in der Boxengasse Gesellschaft leistete. Auf der Start-und-Zielgeraden erwischte der von Platz drei ins Rennen gestartete Valtteri Bottas (Williams) den besten Start und überholte mit Leichtigkeit Sebastian Vettel (Red Bull). Der amtierende Weltmeister hatte beim Start offensichtlich Probleme, denn er verlor nur wenige Sekunden später seine dritte Position an Ferrari-Star Fernando Alonso, konnte sich diese am Ende der ersten Runde allerdings wieder zurückerkämpfen. Im Anschluss begeisterte er die Fans mit einem spektakulären, rundenlangen Zweikampf mit Bottas, den der junge Finne allerdings für sich entscheiden konnte.

Während Pole-Setter Nico Rosberg seine Führung verteidigen konnte, erlebte sein Teamkollege einen denkbar schlechten Start in das letzte Rennen vor der Sommerpause: Der aus der Boxengasse gestartete Lewis Hamilton fuhr dem Feld zunächst hinterher und verlor in Kurve vier die Kontrolle über seinen Boliden, touchierte mit seinem linken Frontflügel leicht die Streckenbegrenzung. Der Brite konnte das Rennen fortsetzen, beklagte sich allerdings über Vibrationen.

In Runde acht verlor Caterham-Rookie Marcus Ericsson nach der ersten Kurvenkombinationen wie zuvor Hamilton die Kontrolle über seinen Dienstwagen und schlug heftig ein. Aufgrund des Unfalls kam das Safety Car auf die Strecke – zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt für die führenden vier Piloten Rosberg, Bottas, Vettel und Alonso. Die vier Top-Piloten waren bereits an der Einfahrt zur Boxengasse vorbeigefahren, als das Safety Car auf den Plan gerufen wurde. Die anderen Fahrer nutzen allesamt die Chance zum Reifenwechseln und –abgesehen von den beiden McLaren-Piloten Jenson Button und Kevin Magnussen – zogen Slicks auf.

In der nächsten Runde kamen auch die Top-Vier-Piloten zum Stopp, verloren dabei allerdings einige Positionen. In Runde elf folgte die Ansage, dass Safety Car würde in dieser Runde reinkommen. Doch Lotus-Pilot Romain Grosjean setze seiner Pleiten-, Pech- und Pannen-Saison noch eins drauf und setzte seinen Boliden beim Aufwärmen der Reifen in die Mauer. Somit blieb das Safety Car weitere drei Runden auf der Strecke, bis die Unfallstelle geräumt war.

Für sämtliche Mercedes-Fans und insbesondere Nico Rosberg-Anhänger gab es während der Safety Car-Phase schlechte Neuigkeiten: Bei Rosbergs Hinterreifen konnte man deutlich Rauchentwicklungen beobachten und per Teamradio wurde bestätigt, was viele bereits befürchteten: Bremsprobleme. Zum wiederholten Mal. Beim Restart konnte man klar erkennen, wie stark die Bremsprobleme den WM-Führenden beeinträchtigten: Zunächst verlor er den Zweikampf mit dem Toro Rosso-Piloten Jean-Eric Vergne und konnte seine Position rundenlang nicht zurückerobern.

An der Spitze hatte zunächst der Intermediates-Fahrer Button die Führung übernommen, die er allerdings nur wenig später an Red Bull-Piloten Daniel Ricciardo abgeben musste. Nachdem man bei McLaren alles auf die Karte „Regen“ gesetzt hatte, musste man eine Runde nach dem Restart Button bereits mitteilen, dass die Regenchancen nicht mehr so groß seien, wie zunächst angekommen und holte ihn dann zum Stopp rein. Somit verlor der Brite nach diesem Strategiefehler wertvolle Positionen und nahm das Rennen außerhalb der Top-10 wieder auf.

In Runde 16 dann das nächste Aus: Force India-Pilot Nico Hülkenberg kollidierte in der letzten Kurve vor Start-und-Ziel mit seinem Teamkollegen Sergio Perez und beendete somit sein bisher schlechtestes Wochenende in dieser Saison im Kiesbett.Nur zwei Runden später knallte es wieder. Dieses Mal attackierte Lotus-Pilot Pastor Maldonado den jungen Marussia-Fahrer Jules Bianchi und – wie es bei Maldonado-Manövern geradezu kommen muss – verursachte dabei die nächste Kollision. In Runde 21 sorgte Sergio Perez dann für eine weitere Safety Car-Phase: Der Force India-Pilot kam auf der Start-und-Zielgeraden von der Strecke ab, drehte sich und knallte geradewegs in die Mauer.

Viele Piloten nutzten die Safety Car-Phase wieder zum Reifenwechsel, so auch der Führende Daniel Ricciardo. Somit übernahm zur Freude der Ferrari-Fans Alonso die Führung, da der Spanier sich dazu entschied, auf der Strecke zu bleiben. Beim Restart konnte er seine Führung vor Vergne verteidigen, hinter dem sich Rosberg, Vettel und Hamilton einordneten. Da Rosberg hinter Vergne nicht viel ausrichten konnte, holte ihn die Mercedes-Crew an die Box. Auf der Start-und-Zielgeraden wiederholte Vettel währenddessen, was Perez wenige Runden zuvor hingelegt hatte, und drehte sich. Glücklicherweise touchierte der Red Bull-Pilot die Mauer nur leicht mit seinen Reifen und konnte weiterfahren. Hamilton profitierte von Vettels Fehler und kämpfte sich danach kompromisslos an Vergne vorbei, der direkt die Box ansteuerte. Die Mercedes-Strategie bei Rosberg zahlte sich aus, denn Vergne fiel nach seinem Stopp hinter den Mercedes-Piloten zurück.

Alonso kämpfte an der Spitze wie ein Löwe, um seinen unterlegenen Ferrari vorn zu halten und steuerte in Runde 38 die Box an, wechselte auf die weichen Reifen und schickte sich an, mit diesem Satz das Rennen zu beenden. Nur eine Runde später wechselte dann auch Hamilton seine Reifen, entschied sich für die härtere Mischung und blieb auch weiterhin vor Teamkollegen Rosberg. Nach 44 Runden voller Wetter-Chaos, Boxenstopps und Unfällen führte Daniel Ricciardo das Rennen vor Williams-Piloten Felipe Massa, Alonso, Hamilton, Rosberg, Bottas und Kimi Räikkönen (Ferrari) an.

In Runde 47 sorgte ein Teamradio an Lewis Hamilton dann für Aufregung. Paddy Lowe wies seinen Piloten an, Rosberg vorbeizulassen, da dieser auf einer anderen Strategie war und noch einmal an die Box kommen müsse. Doch trotz einiger Aufforderungen ließ der Brite seinen Teamkollegen nicht vorbei. Hamilton machte nach Rennende klar, dass er sich trotz der unterschiedlichen Strategie im selben Rennen befand wie Rosberg udn somit schockiert war, als man ihn dazu aufforderte, Rosberg vorbeizulassen.Roberg verlor dadurch einiges an Zeit fiel und nach seinem letzten Boxenstopp hinter Massa und Räikkönen zurück. Auch Ricciardo hatte währenddessen ein weiteres Mal seine Reifen gewechselt und war nach dem Stopp von Rosberg als Dritter unterwegs und schickte sich auf seinen frischen Reifen an, Hamilton und Alonso an der Spitze gefährlich zu werden.

Der Führende Fernando Alonso hatte mit seinen schon stark abgenutzten Reifen zu kämpfen, während Ricciardo und Rosberg geradezu durchs Feld flogen und sich an den Führenden herankämpften. Fünf Runden vor Schluss startete Ricciardo dann seinen ersten Überholversuch gegen Hamilton, kam allerdings noch nicht an dem Briten vorbei. Zwei Runden später kämpfte sich der dauergrinsende Australier dann mit einem unglaublichen Manöver in Kurve zwei außen an Hamilton vorbei und kassierte dann am Ende von Start-und-Ziel auch Alonso. Da Rosberg unterdessen direkt im Heck von Hamilton hing, konnte Alonso seinen zweiten Rang ins Ziel retten, während Hamilton knapp vor Rosberg über die Ziellinie fuhr. Auf den Plätzen fünf und sechs folgten überraschend Felipe Massa und Kimi Räikkönen. Sebastian Vettel behauptete seinen siebten Platz gegen Valtteri Bottas, während Vergne und Button die Top-10 komplettierten.

Somit verabschiedete sich die Formel 1 mit diesem Motorsport-Spektakel in Ungarn eindrucksvoll in die Sommerpause. Am 22. August geht es dann mit dem Freien Training im belgischen Spa-Francorchamps weiter.

Das Rennen im Überblick

Mann des Rennens: Man möchte fast sagen, dass Daniel Ricciardo der Mann des Rennens ist, doch letzten Endes hat Lewis Hamilton vielleicht doch ein wenig mehr beeindruckt. Nach dem Start aus der Boxengasse verlor er zunächst die Kontrolle über seinen Boliden, kämpfte dann mit Vibrationen und einigen Bremsproblemen und arbeitet sich Runde um Runde nach vorn. Dann setzte er sich gegen sein Team durch, dass Rosberg mit einer Teamorder vorbeibringen wollte, und wurde letzten Endes mit einem dritten Platz dafür belohnt.

Pechvogel des Rennens: Nico Rosberg. Der Mercedes-Pilot kämpfte im Rennen wie ein Löwe, doch das Timing sollte heute einfach nicht stimmen. Zunächst kam das erste Safety Car zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, dann folgten Bremsprobleme. Im weiteren Rennverlauf verlor er viel Zeit hinter Jean-Eric Vergne und auch Teamkollegen Lewis Hamilton, was ihm letzten Endes eine sicher geglaubte Podiumsplatzierung kostete.

Überraschung des Rennens: Ferrari. Nach dem Strategiefehler des Teams im Qualifying ging Kimi Räikkönen nur von Startplatz 16 ins Rennen und vom Rennen erhoffte man sich eigentlich nur Punkte von Fernando Alonso. Der Spanier führte das Rennen zur Überraschung seines Teams dann lange Zeit über an und überquerte die Ziellinie dann als starker Zweiter. Teamkollege Räikkönen kämpfte sich durchs Feld und wurde letzten Endes überzeugender Sechster. Vielleicht folgt ja jetzt der Aufwärtstrend bei der Scuderia.

Text: Antonia Grzelak - motorsport-xl.de