Formel 1
22.06.2014
Spielberg-Rückkehr: Rosberg ringt sie alle nieder
Volle Ränge, Sonnenschein und strahlende Gesichter: Die Formel1-Rückkehr nach Österreich war ein voller Erfolg! Gut besuchte Tribünen und schon am Donnerstag Verkehrschaos auf dem Weg zur Rennstrecke. Die österreichischen Fans der Königsklasse sorgten vier Tage lang für eine einzigartige Stimmung und selbst F1-Größe Bernie Ecclestone stellt fest: Hier gehen wir nicht mehr weg!
Am Samstag gab es dann auf dem Red Bull-Territorium die erste Sensation: Die Pole-Position schnappte sich Williams-Pilot Felipe Massa vor seinem finnischen Teamkollegen Valtteri Bottas. Erst auf Startplatz drei folgte dann WM-Leader Nico Rosberg, Teamkollege Lewis Hamilton schaffte es aufgrund eines Fahrfehlers im Qualifying lediglich auf Position neun.
Massa konnte seine Führung beim Start bravurös verteidigen und führte das Feld in Kurve eins an. Rosberg konnte sich zunächst an dem Zweitplatzierten Bottas vorbeikämpfen, doch der junge Finne kämpfte sich auf der Bergauf-Gerade wieder an dem deutschen Mercedes-Star vorbei. Der enorme Top-Speed-Vorteil der Williams-Piloten führte dazu, dass Massa und Bottas sich tatsächlich von den Verfolgern absetzen konnten. Beim Ausbau des Vorsprungs half den beiden vor allem auch das teaminterne Duell zwischen Rosberg und Hamilton, der zuvor einen Blitzstart von P9 auf P4 hingelegt hatte.
Für Red Bull war das Heimspiel bereits nach der ersten Runde zu Großteilen ruiniert: Zuerst erwischte Kanada-Sieger Daniel Ricciardo einen miserablen Start und konnte sich nur knapp in der Top-10 halten. In Runde zwei dann der Schock: Sebastian Vettel verlor an Geschwindigkeit und blieb letzten Endes sogar stehen. Wenige Momente später konnte der Heppenheimer seinen Boliden wieder zum Laufen bringen und zeigte sich davon ebenso überrascht wie alle anderen. Am Funk vermeldete er: „Aus irgendeinem Grund funktioniert es wieder.“ Das Rennen musste der amtierende Weltmeister allerdings als Letzter und mit einer Runde Rückstand aufnehmen. In Runde 37 wurde Red Bulls-Traum von einem erfolgreichen Heimspiel dann ein jähes Ende gesetzt, als man an der Box entschied, Vettel reinzuholen und das Rennen endgültig zu beenden.
Nico Hülkenberg (Force India) leitete dann in das erste Boxenstopp-Fenster ein. Besonders interessant war der Vierkampf zwischen Massa, Bottas, Rosberg und Hamilton. Rosberg ging in Runde 12 als erster der Kampfgruppe zum Reifenwechsel an die Box. Eine Runde später folgte Teamkollege Hamilton, konnte Rosberg allerdings überholen. Massa folgte in Runde 14 und kam zunächst hinter Rosberg, aber vor Hamilton zurück auf die Strecke, doch Hamilton konnte sich nur wenige Sekunden später an dem Pole-Setter vorbeikämpfen. Erst zwei Runden später holte Williams Valtteri Bottas an die Box, für viele eine zu späte Entscheidung. Der Finne fiel hinter Rosberg zurück, konnte sich allerdings vor Hamilton und Massa halten.
Mit einer gänzlich anderen Strategie setzte sich im Verlauf der ersten Renndrittels unerwartet Force India-Pilot Sergio Perez an die Spitze und konnte seine Führung rundenlang behaupten. Der Mexikaner war auf der härteren Reifenmischung ins Rennen gegangen und profitierte von den frühen Stopps der Supersoft-Piloten. Doch nach und nach konnten sich Rosberg, Bottas, Hamilton und auch Massa an Perez vorbeikämpfen. Die ersten drei konnten sich schnell von Massa absetzen und der Überraschungsmann des Rennens, Valtteri Bottas, konnte sich sukzessive an den Führenden Nico Rosberg herankämpfen und auch Lewis Hamilton hinter sich halten.
Hinter der Spitzengruppe fuhren die meisten Piloten ein recht unspektakuläres Rennen. Erster Verfolger der vier Top-Piloten war Ferrari-Superstar Fernando Alonso, gefolgt von McLaren-Rookie Kevin Magnussen und dem Force India-Duo Nico Hülkenberg und Sergio Perez. Hinter dieser starken Gruppe im Mittelfeld folgten Red Bull-Speerspitze Ricciardo, Alonso-Teamkollege Kimi Räikkönen und McLaren-Pilot Jenson Button.
Das Mittelfeld lieferte sich im weiteren Rennverlauf einige spannende Zweikämpfe, konnte allerdings den Fokus nicht von den drei führenden Piloten ablenken. Mit dem zweiten Boxenstopp gelang es Hamilton, an Bottas vorbeizuziehen und anschließend lieferten sich die beiden Mercedes-Piloten wieder einen ihrer teaminternen Kämpfe, während sich Bottas als starker Dritter etablierte. Massa auf Position vier holte zwar pro Runde wenige Hundertstel auf den Teamkollegen auf, doch er musste immer wieder einen Blick in den Rückspiegel werfen, denn: Ferrari-Starpilot Fernando Alonso hatte sich unscheinbar an seinen ehemaligen Teamkollegen herangekämpft und weckte bei Ferrari Hoffnungen auf gute Punkte.
Red Bulls Desaster-Wochenende ging mittlerweile in die zweite Runde, denn auch Schwesterteam Toro Rosso erlebte ein schwarzes Wochenende. Nachdem es im Qualifying zunächst insbesondere für den Neuling Daniil Kwjat sehr gut lief, musste der junge Russe sein Rennen mit Bremsproblemen im Kiesbett beenden. Wenige Runden vor Rennende ereilten ähnliche Bremsprobleme auch seinen Teamkollegen Jean-Eric Vergne und somit konnte die Scuderia Toro Rosso den positiven Aufwärtstrend nicht umsetzen und verließen Österreich ohne Punkte. Lediglich Ricciardo rettete Red Bulls Reputation mit einem achten Platz.
Nach einem nervenaufreibenden Schlussprint und Mercedes-Duell sicherte sich Nico Rosberg seinen dritten Saisonsieg und baute damit seinen WM-Vorsprung auf Hamilton aus. Dritter wurde ein überglücklicher Valtteri Bottas im Williams. Massa rettete P4 vor Alonso ins Ziel, gefolgt von Perez, Magnussen, Ricciardo, Hülkenberg und Räikkönen.
Das Rennen im Überblick
Mann des Rennens: Lewis Hamilton. Gewonnen hat zwar Nico Rosberg, aber Hamiltons fantastischer Start und seine starke Performance über die gesamte Renndistanz machen ihn unangefochten zum Mann des Rennens.
Pechvogel des Rennens: Sebastian Vettel. Schlechtes Qualifying, kein guter Start und dann das frühe technisch-bedingte Aus – Vettel hat zur Zeit einfach kein Glück.
Überraschung des Rennens: Valtteri Bottas. Dass sich der junge Finne tatsächlich lange Zeit vor Hamilton halten konnte und seinem Teamkollegen Felipe Massa deutlich überlegen war, beweist die Klasse des finnischen Piloten.
Text: Antonia Grzelak – motorsport-xl.de