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RCN
08.04.2014

Voller Elan in die neue GLP-Saison 2014

Was der FC Bayern München für den deutschen Fußball ist, sind Holger Träger und Alexander Keller für die RCN-Gleichmäßigkeitsprüfungen – Überflieger. Träger hat in den letzten Jahren regelmäßig die Jahreswertung der RCN GLP gewonnen. Anfangs zusammen mit Karl Heinz Zammert, seit 2012 dann mit Alexander Keller als Co-Pilot. Die Bochumer überragten auch beim Auftakt 2014.

Die Warnungen und Hinweise von RCN-Sportleiter Kalle Breidbach und Rennleiterin Edith Völl bei der Fahrerbesprechung am frühen Samstagmorgen kamen für einen der angemeldeten Teilnehmer zu spät. Er hatte seinen VW Golf bereits am Vortag bei privaten Trainingsfahrten auf der Nordschleife des Nürburgrings so vehement rückwärts in die Leitplanken gesetzt, dass ein Start nicht mehr in Frage kam.

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Es spricht für die vielzitierte Fairness der Veranstalter, dass der Fahrer das bereits gezahlte Nenngeld für eine spätere Veranstaltung gutgeschrieben bekam – in anderen Motorsportserien heißt es in solchen Fällen meist lapidar: ‚Nenngeld ist Reuegeld‘. Kurz vor dem Start setzte dann ein leichter Nieselregen ein, der insbesondere die Neulinge auf der Nordschleife vor schwere Aufgaben stellte. Für zwei Rookie-Teams kam damit das ärgerliche Aus bereits in der Einführungsrunde. Doch auch die „alten GLP-Hasen“ mussten kämpfen. Zwischen „Mutkurve“ und „Hoher Acht“ überraschte eine tückische Ölspur das ein oder andere Team. „Eingangs Karussell brach unser Golf plötzlich aus und ich wäre fast in die Leitplanken gerutscht“, berichtete zum Beispiel René Göbbels in der Tankpause.

Und auch Klaus-Dieter Ueberschar hatte ein Aha-Erlebnis: „Ich habe mich einmal so was von gedreht …“ Doch auch sein Ausrutscher ging noch glimpflich aus. Die aufmerksamen Sportwarte streuten die Ölspur aber schnell ab und als dann auch noch der Regen nachließ, präsentierte sich die Ideallinie bald in einem optimalen Zustand. Holger Träger / Alexander Keller hatten in der ersten Bestätigungsrunde 0,3 Fehlerpunkte eingefahren und wurden damit vorerst auf dem für sie ungewohnten sechsten Platz gewertet. Doch dann zeigten sie erneut ihre bekannten Qualitäten. In der zweiten Runde lagen sie nur noch zwei Hundertstelsekunden neben ihrer Setzzeit (0,2 Punkte), um sich in der Folgenden noch weiter zu verbessern (0,1 Punkte).

Nach der Tankrunde gelang ihnen dann das Optimum: eine der seltenen Nuller-Runden. Auf die Hundertstelsekunde genau überquerte der weiße Golf die Ziellinie. Die beiden letzten Bestätigungsrunden beendeten Träger / Keller mit 0,1 bzw. 0,3 Punkten, was in der Addition gerade mal 1,0 Fehlerpunkte ergab. Dieses Ergebnis reichte den beiden GLP-Spezialisten für einen weiteren souveränen und erneut verdienten Tagessieg. Dahinter wurden Kirsten und Detlef Will aus Schwerte im Mini Cooper in der Punkteliste geführt. Nach der ersten Bestätigungsrunde noch in Führung liegend konnten sie in den folgenden Runden Träger / Keller nicht mehr Paroli bieten. Mit 3,5 Punkten (0,1 – 0,5 – 1,3 – 0,8 – 0,5 – 0,3) sicherten sie sich den guten zweiten Platz.

4,3 Punkte (0,2 – 1,2 – 0,3 – 0,4 – 0,4 – 1,8) reichten Oliver und Udo von Fragstein (Leichlingen / Leverkusen) für den dritten Platz. Ein gutes Ergebnis für den in der GLP bekannten blau-weißen Ford Escort. Nur 0,3 Punkte dahinter folgten Susanne und Stefan Kusch aus Windeck (Citroen AX) auf dem vierten Platz. Mit ihren Rundenergebnissen (1,3 – 0,3 – 0,5 – 0,6 – 0,3 – 1,6) hatten sie noch nicht ihr Leistungsniveau aus dem Vorjahr erreicht. Auch bei Stefan Kunze (Herdecke) und Christian Vidal (Herscheid) lief es noch nicht ganz rund. Ein kleiner Patzer in der vierten Wertungsrunde verhinderte eine besseres Platzierung und so landeten die Zweitplatzierten der letztjährigen Gesamtwertung mit fünf Punkten (0,5 – 0,9 – 0,7 – 2,0 – 0,6 – 0,3) nur auf Rang fünf.

Erfreulich das Ergebnis in der Rookie-Klasse. Auch wenn einige der Neueinsteiger sich erst noch an die Tücken der Nürburgring-Nordschleife gewöhnen mussten, erreichten doch 24 von 30 gestarteten Teams das Ziel in Wertung. In der Nachwuchsklasse siegten Michael Jeske (Weimar / Lahn) und Frank Neusel (Ebsdorfergrund) im BMW 325d mit 12,3 Punkten, gefolgt von Hiltrud Ritter aus Polch und Heiko Schmitz aus Bonn (VW Golf), die für den MSC Adenau mit 14,8 Punkten gewertet wurden. Die Mannschaftswertung sicherte sich das „Golfsrudel“ (Träger / Keller, Göbbels / Stange, Grunenberg / Göbbels, Natschke / Natschke und Vosen / Vosen) vor der Clubmannschaft des MSC Wahlscheid, die mit drei Teams (Kusch / Kusch, Derscheid / Derscheid und Ueberschar / Ueberschar) nur knapp besetzt war.

Auf ihre Pokale mussten die erfolgreichen Teams diesmal etwas länger warten und das hatte einen außergewöhnlichen Grund: Die Großmutter eines Teilnehmers hatte den Wunsch geäußert, doch einmal eine Runde an der Seite ihres Enkels über die Nordschleife fahren zu dürfen. Die Rennleitung kam diesem Wunsch gerne nach und erlaubte dem Fahrer nach der Veranstaltung, mit der 99 Jahre alten, rüstigen Dame auf dem Beifahrersitz, eine weitere Runde über die Nordschleife zu fahren. Die Zeitnahme aber, die von der Sonderfahrt nichts wusste, wertete diese zusätzliche Runde und disqualifizierte den Fahrer. Auf Intervention der Rennleitung musste die Ergebnisliste dann nochmals überarbeitet werden.

Als Rennleiterin Edith Völl den Teilnehmern den Grund der Verzögerung erzählte, hatte sie die Lacher auf ihrer Seite. Bevor sie die Pokale verteilte, lobte sie die Teilnehmer wegen ihrer vernünftigen Fahrweise: „Ich bin froh, dass bei dem Anfangs doch recht miesen Wetter nicht mehr passiert ist.“ Von den 147 gestarteten Teams erreichten 128 Fahrzeuge das Ziel in Wertung. Es gab keinerlei Personenschäden.