VLN
25.08.2014
Patrik Kaiser: Schnelles Fahren nicht verlernt
„Fahren, fahren, fahren – das war mein Plan für das freie Training am Freitag vor dem Rennen. Insbesondere Nordschleifen-Runden wollte ich abspulen, um mich mit dem Auto auf der anspruchsvollen Rennstrecke anzufreunden. Dass es am Ende nur für gut 30 Runden auf dem Grand Prix-Kurs und für lediglich zwei Runden auf der Nordschleife reichte, ist dem Sicherheitsgedanken des Teams geschuldet“, erklärt Patrik Kaiser rückblickend auf das vergangene Wochenende.
Schon im freien Training sei sehr aggressiv gefahren worden und es habe zahlreiche Unfälle gegeben. Um den Wagen für das ausstehende Rennen zu schonen, entschied Kaiser, es bei den beiden Runden über die Nordschleife zu belassen. Sein erster Eindruck vom Auto war jedoch ausschlaggebend für das gesamte Wochenende: „Ein sehr schnelles, aber gleichzeitig gutmütiges Auto. Auf den Geraden fehlt es etwas an Top-Speed, in den Kurven jedoch bin ich deutlich schneller als Autos anderer Hersteller. Beeindruckend die Bremsleistung: Ich kann wesentlich später bremsen, als noch mit dem Ferrari, den ich in der letzten Saison fuhr. Für das Rennen bin ich zuversichtlich.“
Als zweiter Fahrer startete Kaiser in das offizielle Zeittraining am Samstagmorgen. Da es entlang der mehr als 24 Kilometer langen Rennstrecke noch feuchte Stellen gab und der Asphalt noch kalt war, entschied sich Kaiser, auf „geschnittenen Slicks“ das Training aufzunehmen. Ohne Blick auf die Uhr drehte er seine Trainingsrunden, nicht zuletzt, um den Wagen auf dem rutschigen Geläuf nicht zu beschädigen. „Außerdem“, so Kaiser nach dem Rennwochenende, „wollte ich weitere Erfahrung sammeln, um zu sehen, wie sich der Wagen auf der Nordschleife verhält. Das Herausfahren des Trainingsplatzes sollten meine Kollegen Heinz Schmersal, Kuragon und Peter Schmidt übernehmen.“ Am Ende kam es anders: Kaiser fuhr trotzt Zurückhaltung mit 8:45 Minuten die schnellste Runde und erreichte somit Startplatz 18 im Feld der über 180 Starter.
Wetter wirbelt Klassement durcheinander
Nach intensiver Besprechung wurde festgelegt, dass Patrik Kaiser den Start fahren und dabei die Maßgaben des Teamchefs umsetzen sollte: Defensive und gleichzeitig schnelle Fahrweise, um nach sechs Stunden mit einem unbeschädigten Fahrzeug die Ziellinie zu überqueren. „Ich hielt mich daran, steckte in der ersten Kurve sogar zurück und hielt mich aus allen Scharmützeln raus. Bis zur ersten Kurve auf der Nordschleife konnte ich den 18. Platz behaupten, als mich ein Konkurrent ohne Not und Chance überholte und ins Heck krachte. Ich drehte mich mit dem Wagen, ohne jedoch ein anderes Auto oder die Leitplanke zu berühren. Wenigstens 15 Plätze verlor ich durch diese überflüssige und gefährliche Aktion des Wettbewerbers.“
Statt sich mit berechtigter Wut im Bauch durchs Feld zu kämpfen, ließ der routinierte Rennfahrer seinen Kopf walten: Er drückte mächtig aufs Gas, vermied jedoch gleichzeitig sich in die Bredouille zu bringen, oder haarige Situationen mit der Brechstange zu lösen. „So kam ich Runde für Runde den Top-20 wieder näher – bis ich in meiner vierten Runde von einem Porsche aufgehalten wurde, der mich trotz Aufforderung der Streckensicherung durch das Schwenken der blauen Flaggen nicht passieren ließ.“ Erst in seiner letzten Runde schaffte es Kaiser den Porsche zu überholen und „brummte“ ihm sogleich mehr als 20 Sekunden auf. Nach acht Runden steuerte Kaiser die Box auf Rang 24 liegend an und übergab den Wagen an seinen japanischen Kollegen Kuragon.
„Das Rennen wurde nach meinem Stint durch das Wetter entschieden. Sintflutartige Regengüssen wechselten sich mit strahlendem Sonnenschein ab, etliche Autos verunfallten durch den Regen. Zwar hatten wir keinen Unfall, allerdings wechselten wir bei einem der vielen Regengüsse zu spät auf die passende Bereifung, wodurch wir einige Minuten verloren. Richtig Pech hatte mein Kollege Schmersal, der in der Gischt vorausfahrender Fahrzeuge eine gelbe Flagge nicht erkannte und einen Konkurrenten überholte. Als berechtigte Strafe für das Vergehen bekamen wir eine Runde abgezogen. Somit beendeten wir das Rennen auf dem 19. Gesamtrang und auf Platz sechs der Klasse.“ Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass Kaiser nicht nur die schnellste Trainingsrunde drehte, sondern mit 8:49 Minuten gleichzeitig die schnellste, teaminterne Rennrunde auf seinem Konto verbuchen konnte.
Kaisers Resümee nach dem Rennwochenende fällt durchweg positiv aus. Neben der Leistung des Autos war er vor allem von der Professionalität des Teams begeistert: „Alle arbeiten für den Fahrer und damit für ein gutes Rennergebnis. Jeder Handgriff sitzt, die Erkenntnisse der Fahrer werden in Fahrzeugabstimmung umgesetzt und Anregungen ernst genommen. Gleichzeitig herrscht durchweg eine gute Stimmung – ein Team zum Wohlfühlen.“ Beim kommenden Rennen am 13. September 2014 will Kaiser seine zurückhaltende Fahrweise aufgeben und auf Angriff fahren. Denn er weiß, dass da noch mehr geht: „Startplatz zwölf wäre diesmal möglich gewesen, auch ein besseres Endergebnis war nicht ungreifbar. Jetzt kenne ich das Auto und sein Verhalten auf der Nordschleife. Das will ich in gute Rundenzeiten ummünzen.“
Das Rennen findet am 13. September 2014 statt, der Start soll planmäßig um 12:00 Uhr erfolgen, die Renndistanz beträgt dann wieder wie gewohnt vier Stunden.