Formel 3
06.04.2016
Großbritannien hat wieder eine Formel 3
Eine Formel 4, die als Formel 3 betitelt ist: Das erweckt den Anschein eines Marketing-Coups, um den Stellenwert der Meisterschaft zu steigern. Die BRDC Formula 3 ist allerdings deutlich näher an der Formel-3-Europameisterschaft, als es die Formel 4 Serien sind, vor allem aufgrund des Autos.
Das Rennfahrzeug kommt, wie die Autos in den Formel-4-Serien, von Tatuus. Der Motor ist jedoch nicht der gängige 1,4 Liter Abarth-Turbo. Stattdessen liefert Cosworth ein deutlich kraftvolleres Triebwerk mit zwei Litern Hubraum, keinem Turbolader und 230 PS Leistung.
Der Tatuus-Cosworth wurde erst in der vergangenen BRDC Formula 4 Autumn Series eingeführt, die über den Jahreswechsel stattfand. Bis dahin wurde ein erheblich schwächeres Auto verwendet. Die gestiegenen Fahrleistungen des neuen Autos erleichterten die Hochstufung auf die Formel-3-Betitelung.
Beim Autumn Series Lauf in Brands Hatch lag das neue Auto drei Sekunden hinter den Zeiten der Formel-3-Europameisterschaft, als sie 2013 zuletzt in Brands Hatch fuhr. Zum Vergleich: Die deutsche ADAC Formel 4 liegt in Hockenheim rund zehn Sekunden hinter der Formel-3-EM. Hier fällt allerdings noch die längere Strecke ins Gewicht.
Beim Rennformat orientiert sich die BRDC Formula 3 an der Formel 4. An jedem Wochenende werden drei kurze Rennen über 20 Minuten gefahren. Es gibt nur ein Qualifying. Sieben Rennwochenenden werden in England ausgetragen. Außerdem tritt die BRDC Formula 3 am 8. und 9. Juli mit der Britischen GT Meisterschaft in Spa-Francorchamps an.
Mit Fortec Motorsports, Carlin und Double R Racing haben sich drei Teams aus der vormaligen Britischen Formel 3 dem neuen Championat angeschlossen. Carlin ist die einzige Mannschaft, die parallel noch immer in der Formel 3 Europameisterschaft startet. Fortec Motorsports und Double R Racing haben sich dagegen ausschließlich der BRDC Formula 3 verschrieben. Der Einsatz eines Formel-3-nahen Autos mit Formel-4-nahem Aufwand, die Wiederkehr des bedeutenden Serientitels und die mitschwingende Tradition dürften maßgeblich zum ansehnlichen Starterfeld beigetragen haben.
21 Fahrer aus elf Nationen sind am Start. Darunter ist mit Lando Norris der jüngste Kart-Weltmeister der Geschichte. Der Brite gilt als vielversprechendes Talent. Neben der BRDC Formula 3 startet der 16-Jährige auch in den Formel Renault 2.0 Meisterschaften. Im deutschsprachigen Raum ist auch Jan Jønck ein Begriff. Der Däne startete letztes Jahr in der ADAC Formel 4. Außerdem ist mit Ricky Collard der 19-jährige Sohn von BTCC-Pilot Rob Collard dabei.
Hinter den Kulissen laufen die Arbeiten an einer schlüssigen Karriereleiter im britischen Formel-System weiterhin. Laut Berichten von Autosport könnte die Ford MSA Formula bald das freigewordene Formel-4-Prädikat bekommen. Bis dato hatte Doktor Jonathan Palmer die exklusiven Namensrechte für seine BRDC Formula 4. Die Ford MSA Formula startet im Rahmen der BTCC. Angetrieben werden die Autos von 1,6 Liter Ford Turbomotoren mit Formel 4-tauglichen 160 PS. Sechs der 21 Starter in der BRDC Formula 3 sind aus der MSA Formula aufgestiegen. Es wäre also schlüssig, die Ford MSA Formula mit dem Formel 4 Prädikat als BRDC Formula 3 Unterbau zu erkennbar zu kategorisieren.
Beim BRDC Formula 3 Saisonauftakt in Snetterton teilten sich übrigens drei MSA Formula Aufsteiger die Siege. Tabellenführer ist Enaam Ahmed. Der Brite stand als einziger Pilot in allen drei Rennen auf dem Podest. Das dritte Rennen gewann der Douglas Motorsport Pilot. Im strömenden Regen fuhr Carlin-Mann Lando Norris einen dominanten Sieg in Lauf eins ein. Rennen zwei gewann der Brasilianer Matheus Leist von Double R Racing. Die nächsten Läufe finden am 16. und 17. April in Brands Hatch statt.