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Formel 4
10.07.2016

Halbzeitchampion Mawson ist offen für Herausforderungen

Zwölf Rennen, fünf Siege, Halbzeitchampion: Für Joey Mawson läuft es in der zweiten Saison der ADAC Formel 4 nach Plan. Der 20 Jahre alte Australier vom niederländischen Rennstall Van Amersfoort Racing geht mit 20 Punkten Vorsprung auf Mick Schumacher (17, Deutschland, Prema Powerteam) und 77 auf Kim-Luis Schramm (18, Wümbach, US Racing) in die zweite Saisonhälfte. Schon am Red Bull Ring (22. bis 24. Juli) will Joey Mawson nachlegen. Im Interview spricht der „Aussie“ über die Saison, seine Ziele und sein Leben in Europa – weit weg von Down Under.

Joey, es scheint, als würde es auf einen Zweikampf in der Meisterschaft zwischen Dir und Mick Schumacher hinauslaufen. Wie siehst Du das?

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Joey Mawson: „Mein Ziel ist immer, das bestmögliche Resultat zu erzielen und vor allen anderen zu landen. Aber es ist toll und spannend für die Serie, dass sich diese Rivalität zwischen uns beiden entwickelt. Aktuell sieht es danach aus, als wären wir Meisterschaftsanwärter. Ich freue mich schon auf die nächsten Rennen.“

Ihr seid im vergangenen Jahr zusammen bei Van Amersfoort gefahren. Seid ihr noch befreundet?

Joey Mawson: „Ja, wir sind definitiv noch Freunde. Aber eins ist auch klar: Sobald wir den Helm anziehen, kämpfen wir für unsere Teams und für uns selbst. Das machen wir alle so, und dann kann es auch mal zur Sache gehen.“

Dann müsstest Du ja mit frischem Selbstvertrauen starten, am Rennwochenende zuletzt in Oschersleben lief es hervorragend.

Joey Mawson: „Ich hatte tatsächlich einen Lauf an diesem Wochenende mit zwei Siegen, deshalb bin ich sehr zufrieden. Ich denke gerne an das Positive zurück.“

Was ist Dir durch den Kopf gegangen, als Du während des dritten Rennens nach einem Unfall ausgeschieden bist und Dein Rivale Mick noch dabei war?

Joey Mawson: „Ich war vor allem frustriert. Und ich war enttäuscht über mich selbst nach meinem Unfall.“

Wie verbringst Du die Pause zwischen den Rennen in Oschersleben und dem kommenden Rennwochenende in Österreich?

Joey Mawson: „Ich werde etwas testen und einige Zeit im Simulator verbringen. Mein Zeitplan ist tatsächlich relativ voll – aber das gefällt mir. Ich verbringe ein langes Wochenende mit meinen Freunden am Wasser. Aber nicht zu lange, weil ja eben Tests und Arbeit am Simulator anstehen.“

Was denkst Du vom Red Bull Ring und wie würdest Du die Strecke beschreiben?

Joey Mawson: „Ich mag die Strecke, dort habe ich meinen ersten Sieg in der ADAC Formel 4 gefeiert. In diesem Jahr wurde dort neuer Asphalt verlegt, zudem sind die Kerbs etwas abgewandelt worden. Deshalb glaube ich, dass die Rundenzeiten im Vergleich zu 2015 besser sein werden. Es ist eine tolle Strecke, meiner Meinung nach mit Hockenheim die Beste im Kalender. Es wird sicher tolle Zweikämpfe geben.“

Blicken wir ein Stück in die Zukunft. Was sind Deine Pläne?

Joey Mawson: „Ich hoffe, dass wir das Budget haben, um in die Formel 3 zu wechseln. Ich bin sehr glücklich in meinem Team und würde gerne in der nächsten Klasse mit ihnen fahren. Dafür muss ich natürlich Ergebnisse liefern, und dann wird man sehen, wohin der Weg führt. Ich bin offen für jede Herausforderung.“

Dein Einstieg in den Motorsport fand auf zwei Rädern statt. Bist Du denn so offen, dass Du auch wieder aufs Motorrad wechseln würdest?

Joey Mawson: „Nein, so offen auch wieder nicht. Das ist dann doch etwas zu lange her.“ (lacht)

Sophia Flörsch träumt von der Formel 1 – tust Du das auch?

Joey Mawson: „Natürlich, ich hoffe, dass ich es schaffe. Aber mein Hauptziel ist, dass ich als Rennfahrer Geld verdienen kann. Dass ich meine Leidenschaft zu meinem Job machen kann.“

Du bist Australier und seit einigen Jahren in Europa. War die Umstellung schwer?

Joey Mawson: „Ich bin im November 2012 nach Europa gekommen. Mittlerweile habe ich mich eingelebt, aber klar: Es fühlt sich natürlich nicht wie zu Hause an. Aber durch das Internet ist die Distanz nicht ganz so groß.“

Wie intensiv ist Dein Kontakt mit Australien?

Joey Mawson: „Ich stehe im ständigen Kontakt mit meinen Freunden, meiner Familie, meiner Mutter und meinem Vater. Wir sehen uns nie wirklich lange, deshalb ist es teilweise hart. Aber es ist mein viertes Jahr, deshalb ist es langsam schon zur Routine geworden. Mit der Zeit wird es leichter.“

Wie oft ist Deine Familie bei Rennen?

Joey Mawson: „In Europa sind sie natürlich nicht so oft dabei. Es ist ein langer Flug, und ich habe in der Saison nicht so viel Zeit, um mich dann wirklich um sie zu kümmern. Aber falls ich die Möglichkeit haben sollte, Champion zu werden, wäre es toll, wenn sie da wären.“

Wie oft bist Du denn in Australien?

Joey Mawson: „In der Saison fliege ich nicht rüber, aber im Dezember werde ich dort sein. Mein Plan ist es, zweieinhalb Monate in Australien zu verbringen. Hoffentlich klappt das.“

Hand aufs Herz: Vermisst Du Vegemite (australischer Brotaufstrich)?

Joey Mawson: „Mein Vater liebt es, aber ich bin glücklicherweise nie ein großer Fan gewesen. Aber ich kann mir vorstellen, dass ihr Europäer es nicht so gern mögt.“

Woher kommt Deine Liebe zum Motorsport?

Joey Mawson: „Mein Vater ist Motorradrennen gefahren, aber alles nur als Hobby und nicht professionell. Aber er hat mich zum Motorsport gebracht. Erst bin ich wie er Motorrad gefahren, und später auf der Kartbahn eines seiner Freunde.“

Motorsport ist Dein Lebensinhalt – oder planst Du zweigleisig?

Joey Mawson: „Aktuell studiere ich nicht. Ich bin mir sicher, dass ich es als Fahrer schaffe. Auf jeden Fall will ich einen Job im Motorsport haben, denn das ist meine größte Leidenschaft.“

Schwebt Dir dann eine Tätigkeit in leitender Position oder eher eine als Mechaniker vor?

Joey Mawson: „Eher in leitender Position. Ich habe zwei linke Hände, da wäre ich als Mechaniker wohl nicht zu gebrauchen.“ (lacht)