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Formelsport Allgemein
12.11.2016

Binder: „Fünf Podestplätze sind schon ok!“

Mit Platz sechs auf dem „Circuito de Catalunya“ hat Rene Binder am Wochenende seine Debütsaison in der Formel V8 Serie abgeschlossen. Insgesamt fünfmal stand der 24jährige Tiroler in der hochkarätigen Nachwuchsserie am Podium. Bis zum Saisonfinale in Spanien hatte Binder sogar noch eine, wenngleich auch nur mehr theoretische Titelchance…

Obwohl Du in der Gesamtwertung leider noch auf Platz 7 abgerutscht bist, darf man mit Deiner Debütsaison in der Formel V8 doch durchaus zufrieden sein, oder?
„Wir waren in einer extrem ausgeglichenen Serie zumindest auf jeder Strecke konkurrenzfähig und schon allein am Red Bull Ring und in Barcelona wären die Punkte, die mir am Ende auf die Top-3 gefehlt haben, locker zu holen gewesen. Von einer echten Titelchance möchte ich gar nicht reden, aber fünf Podestplätze sind für die erste Saison schon ganz ok.“

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Das letzte Rennen in Barcelona und damit die Meisterschaft hat übrigens Routinier Tom Dillmann gewonnen, der in der Startaufstellung noch hinter Dir klassiert war…
„Im Qualifying war ich mit 3 Zehnteln Rückstand nur Sechster und hatte trotzdem noch vier Titelanwärter hinter mir. Allein das sagt schon einiges über die Ausgeglichenheit an der Spitze aus. Tom ist ein sehr starkes Rennen gefahren und hat vor allem deshalb gewonnen, weil er nach dem Start in der ersten Kurve auf der äußeren Linie einige Positionen gutmachen konnte, während ich leider innen blockiert wurde. Es sind eben genau die Situationen im Rennsport, in denen man einmal gewinnt und einmal verliert. Ich hätte in dieser Situation auch gar nichts anderes machen können.“

Was waren rückblickend betrachtet Deine besten Rennen in dieser Saison?
„Ganz klar Aragon, Monza und Silverstone. In Italien hätte ich gewinnen müssen, aber da gab es noch einen Egor Orudzhev, der mit einem grenzwertigen Start aus der dritten Startreihe noch vor der ersten Schikane in Führung gehen konnte und dann nicht mehr zu überholen war. Wie schon einmal gesagt, war mein persönliches Highlight eher die Ausgeglichenheit, dass ich, mit einer Ausnahme, auf jeder Strecke zumindest einmal in den Top 3 klassiert war, sei es im Rennen, im Qualifying oder in einem Training. Fahrerisch habe ich dank Lotus ganz klar einen Schritt nach vorne gemacht und dieser Lernprozess ist noch lange nicht abgeschlossen.“

Der Trend geht im Nachwuchsbereich ja inzwischen dahin, dass die Jungs schon mit 16 Jahren komplette Fahrer sein sollen, indem sie mehr als 60 Testtage und 30 Rennen pro Saison in einer Formel 4 oder Formel Renault abspulen, um ehest möglich „entdeckt“ zu werden…
„Das stimmt schon, aber bei uns war von vornherein klar, dass ich auch einmal Aufgaben in unserer Firma zu übernehmen habe, die mindestens so wichtig sind wie meine Rennsportaktivitäten. Dass ich von klein auf mitgearbeitet und auch eine ordentliche Schulausbildung habe, sehe ich nicht als Nachteil. Ganz im Gegenteil: Die Leute sehen nur einen Verstappen, aber es gibt auch viele junge Fahrerkollegen, die müssen den Rennsport in meinem Alter aufgeben und stehen dann mit leeren Händen da.“

Reden wir über die nächste Rennsaison: Du hast vor dem Saisonstart von einem Übergangsjahr auf dem Weg in die neue FIA Formel 2 gesprochen, um die es inzwischen allerdings ziemlich ruhig geworden ist…
„Das ist richtig und während es zwischen der FIA und der GP2 offenbar zu keiner Einigung gekommen ist, hat die Formel V8 dank ihrer künftigen Partnerschaft mit der FIA WEC wieder an Attraktivität gewonnen. Es war für mich auf jeden Fall der richtige Schritt und ich denke, dass die Serie auch perfekt ins Eventprogramm der Langstrecken WM passen wird.“

Die Formel V8, die im nächsten Jahr auch in den USA, Mexico und Bahrain gastieren wird, könnte Fahrern wie Dir ab sofort neue Perspektiven im Langstreckenbereich eröffnen, oder hat die Serie langfristig sogar das Potential, über den Status einer reinen Nachwuchsserie hinauszuwachsen?
„Warum eigentlich nicht? Wir haben teamintern erst kürzlich darüber spekuliert, wohin sich der Motorsport in den nächsten Jahren entwickeln wird. Einmal abgesehen davon, dass die Formel 1 und die FIA WEC ihre kostspielige Hybridentwicklung fortsetzen werden und auch die Formel E mehr und mehr ins Rampenlicht rückt, gibt es nach wie vor viele Fans, denen die ursprüngliche DNA des Rennsports, das heißt echtes Racing in Verbindung mit dem typischen Motorensound, wichtig ist. Es ist natürlich alles eine Frage der Vermarktung, aber wenn 2017 alles nach Plan verläuft, kommt übernächstes Jahr ein neues Auto mit einem deutlich stärkeren Motor, der schon 2017 in der LMP2 neue Maßstäbe setzen wird. Es spricht für mich jedenfalls einiges dafür, in der Formel V8 weiterzumachen.“

Nach der Saison ist vor der Saison. Wie wird Dein Vorbereitungsprogramm über die nächsten Wochen und Monate aussehen?
„Ich werde, wie immer, in der Firma im Einsatz sein, den Winter daheim in Tirol genießen und gleichzeitig auch viel Zeit in der Kraftkammer verbringen. Außerdem habe ich auch vor, in Italien einige internationalen Kartrennen zu bestreiten, das ist für mich ein ganz, ganz wichtiger Baustein bei meiner Vorbereitung.“

Danke für das Gespräch!
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